Displaced
Persons

Displaced Persons versus Ex-Enemy
„Displaced Persons“ oder kurz DP’s war die Bezeichnung der Amerikaner für landfremde, nicht deutschsprachige Personen; dazu zählten Zwangsarbeiter und „Fremdarbeiter“ der NS-Zeit, befreite Insassen der Konzentrationslager sowie Juden unterschiedlicher Nationalitäten. Sie wurden von der US-Besatzungsmacht und von internationalen Flüchtlingsorganisationen betreut.
Die Gruppe der Angehörigen ehemaliger Feindstaaten der Alliierten fiel nicht in die Sprachregelung der „Displaced Persons“: Hierzu zählten die „Volksdeutschen“, (die aus Osteuropa umgesiedelten, vertriebenen oder geflüchteten deutschsprachigen Personen, welche die größte Gruppe an Flüchtlingen ausmachte), die „Reichsdeutschen“ aus Deutschland sowie Staatsangehörige aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien. Für sie war ein eigenes Ressort für Umsiedlung und ab Oktober 1945 das von der oberösterreichischen Landesregierung gegründete „Amt für Umsiedlung“ zuständig. Bis zum 21. November 1945 konnten insgesamt 90.000 Reichsdeutsche rückgeführt werden.

Jüdische DP’s
Durch die Aufteilung nach Nationen wurden anfänglich Personen jüdischer Herkunft mit anderen Flüchtlingen und teilweise auch mit Nationalsozialisten in gemeinsamen Lagern untergebracht. Das führte zu dem kaum haltbaren Umstand, dass manche der ehemaligen KZ-Insassen mit ihren Peinigern im selben Lager leben mussten. Auf Betreiben amerikanischer und britischer jüdischer Organisationen konnte die Separierung jüdischer Flüchtlinge und Überlebender von Angehörigen anderer Nationalitäten erreicht werden. Die jüdische Bevölkerung – von offizieller Seite als eindeutiges Opfer des Nationalsozialismus anerkannt – erfuhr eine gesonderte Behandlung durch UNO und USA. Jüdische Lager hatten exterritorialen Status und somit war den österreichischen Behörden untersagt, dort zu agieren. In den jüdischen Lagern, wie beispielsweise der ehemaligen SS-Kaserne Ebelsberg, war der Wohnstandard höher war als in den Barackensiedlungen.

Im Laufe der Zeit bildete sich besonders in jüdischen Lagern eine eigene Wohn- und Lebenskultur heraus: Unter der Leitung von Repräsentanten des „Zentralkomitees der befreiten Juden“ wurden neben der Versorgung primärer Bedürfnisse auch kulturelle und religiöse Einrichtungen gegründet; auch politische Aktivitäten entwickelten sich stärker als in anderen Lagern. Außerdem wurden eigene DP-Werkstätten eingerichtet, es gab erfolgreiche Kurse und Arbeitsprojekte, in denen Jugendliche eine Berufsausbildung erhielten. In eigenen Kindergärten und Krippen kümmerte man sich um die Versorgung von Kleinkindern.

Für die meisten Lagerbewohner jüdischer Herkunft war Österreich eine Durchgangsstation: Viele jüdischen DP’s wollten nicht mehr in ihre noch immer stark antisemitisch geprägten Herkunftsländer zurückkehren, sondern wünschten sich eine Auswanderung nach Palästina, den USA oder andere in Länder, um dort einen Neubeginn zu versuchen. Während sich anfangs die Untergrundorganisation „Brichah“ um die Aussiedelung nach Palästina kümmerte, begannen nach der Gründung des Staates Israel 1948/1949 große, organisierte Aussiedelungsaktionen für jüdische DP’s. Die jüdischen Durchgangslager in und um Linz wurden in der Folgezeit nach und nach aufgelöst. Als letztes Lager im Linzer Stadtgebiet wurde Ebelsberg geräumt.

Die „heimische“ Bevölkerung und „Displaced Persons“
Zwischen der heimischen Bevölkerung und den „Displaced Persons“ vor allem jüdischer Herkunft gab es in vielerlei Hinsicht Differenzen: Diese lagen der Überbevölkerung und Ressourcenknappheit zugrunde, der ungleichen Aufteilung von Lebensmitteln – DP’s erhielten höhere Kalorienrationen – und obendrein waren sie anfänglich von der allgemeinen Arbeitspflicht ausgenommen. Jüdische Bewohner waren im Lager Davidstern, der ehemaligen SS-Kaserne Ebelsberg außerdem komfortabler untergebracht als viele andere Flüchtlinge, die in einfachen Barackenlagern leben mussten. Nach und nach machten sich bei der Bevölkerung zunehmend auch wieder offen antisemitische Züge und Stereotypen breit, mit denen die jüdischen Lagerinsassen konfrontiert wurden.

Verwendete Literatur siehe Bibliografie.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2005