Leben in der amerikanischen
Besatzungszone

Verhältnis zwischen Amerikanern und Oberösterreichern
Ein "Austrian Military Government Handbook" vom April 1945 gab den amerikanischen Besatzungssoldaten neben den Aufgaben auch Anweisungen zu den Beziehungen zu den Österreichern, die hart, aber gerecht und freundlicher als zu Deutschen sein sollten. Grundsätzlich bestand für die Amerikaner ein Fraternisierungsverbot, das sämtliche Kontakte zur österreichischen Zivilbevölkerung untersagte. Wurde dieses Verbot anfangs noch strikt eingehalten, da der Schock der Begegnung mit den Zuständen in den Konzentrationslagern den Amerikanern noch in den Knochen steckte, so kam es relativ rasch zu einer Lockerung. Der Übergang zum Frieden, die Neugierde auf beiden Seiten über Kultur und Lebensstil der jeweils anderen Nationalitäten sowie der Wunsch nach Dienstleistungen und Souvenirs aller Art förderten diese Entwicklung. Im August 1945 kam es schließlich durch eine Initiative von General Clark zur generellen Aufhebung des Fraternisierungsverbots.

Konflikte mit der heimischen Bevölkerung
Spannungen herrschten dennoch auf beiden Seiten bis zuletzt: Die Präsenz der Besatzungsmacht wurde – vor allem in der Anfangszeit – als unumgänglich, ja sogar notwendig für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung im Land gesehen, diese erinnerte die Oberösterreicher aber auch beständig daran, dass die Amerikaner Siegermacht des Zweiten Weltkriegs waren und viel Leid und Zerstörung über die einheimische Bevölkerung gebracht hatten.

Angesichts des Mangels an Unterkünften, requirierten die Amerikaner, die über den Besitz der Österreicher verfügen durften, zwangsweise Wohnungen der Linzer Bevölkerung. Innerhalb von wenigen Stunden mussten die Wohnungen geräumt werden und amerikanischen Soldaten zur Verfügung gestellt werden. Wie aus vielen Beschwerden hervorgeht, wurde das Hab und Gut, das in den Wohnungen verblieb, unachtsam genutzt oder sogar zerstört, viele „Souvenirs“ verschwanden. Fälle von Vergewaltigungen, Plünderungen, Diebstähle und Nötigungen sind auch aus der amerikanischen Besatzungszone bekannt – geahndet und bestraft wurden diese jedoch kaum.

Frauen und GI’s
Ein weiteres Kapitel, das gar nicht konfliktfrei verlief, waren die mit großem Missfallen beäugten Beziehungen zwischen GI’s und österreichischen Frauen. Als „Amibraut“ verurteilt, hatten die Frauen einen schlechten Ruf zu verteidigen. Die Sanktionen, mit denen Frauen konfrontiert wurden reichten vom Ignorieren bis zu jenen kuriosen Fällen sogenannter „Haarabschneiderkommandos“. Dies waren selbsternannte Gruppen junger Männer in Linz und anderen oberösterreichischen Städten, die loszogen, um Mädchen zu bestrafen, welche sich „für Schokolade und Zigaretten“ an US-Soldaten verkauft hatten. Als Strafe lauerten den sie den Mädchen auf und schnitten ihnen Haarsträhnen ab. Derart gebrandmarkt sollten sie ihre Lehre aus ihrem „schamlosen“ Verhalten ziehen.

Normalisierung
Im Bereich der Geschlechterbeziehungen fand die Aufhebung des Fraternisierungsverbotes mit dem „War Brides Act“ ihren Höhepunkt: Dieses Gesetz vom 4. Jänner 1946 erlaubte US-Soldaten, Frauen in ihrer Besatzungszone zu heiraten und diese in die USA mitzubringen. Auch das Verhältnis mit der Bevölkerung allgemein entspannte sich allmählich, was daran ersichtlich war, dass sich aus einer Ausnahmesituation eine Art Normalzustand und gemeinschaftliches Zusammenleben entwickelt hatte. Ein besonderes Zeichen der Entspannung des Verhältnisses in Linz war die Aufhebung der Zonenkontrollen auf der Nibelungenbrücke im März 1949 – die russische Kontrolle hingegen blieb noch vier Jahre aufrecht.

Konsum
Ökonomische Macht und Überlegenheit, welche die Amerikaner durch den Besitz von US-Dollars und Konsum- und Luxusgütern verkörperten, führte zum Teil zu Spannungen, Neid und Missgunst. Gleichzeitig wurden jene exotischen – anfangs skeptisch bestaunten – Konsumgüter der Amerikaner auch rasch von der Bevölkerung angenommen. Nylonstrümpfe, Zigaretten, Medikamente überzeugten schnell - die „Coca-Colonisation“ hatte auch in Österreich Einzug gehalten.

Verwendete Literatur siehe Bibliografie.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2005