Politische Persönlichkeiten
während der Besatzungszeit

Adolf Eigl (1883–1958)
Das Amt Adolf Eigls als oberösterreichischer Landeshauptmann währte nur vom 16. Mai 1945 bis zum 22. August 1945: Eigl gehörte dem liberal-nationalen Lager an und war seit der Monarchie über die Erste Republik und den Ständestaat, im Nationalsozialismus im Verwaltungsdienst tätig, was ihn auch für die Nachkriegszeit unentbehrlich erscheinen ließ. Da die US-Militärregierung das Erstarken politischer Bestrebungen zu verhindern trachtete, setze sie auf einen „unpolitischen“ Landeshauptmann, den sie in Eigl sahen, und der mit der Bildung einer ebenso „unpolitischen“ Landesregierung beauftragt wurde. Durch die strengen Entnazifizierungsbestimmungen wurde Eigl schließlich selbst interniert und sein Beamtenkabinett aufgelöst.

mehr zur Biografie Adolf Eigl (Biografiedatenbank/Oö. Landesarchiv)

Heinrich Gleißner (1893–1984)
Heinrich Gleißner (ÖVP), der bereits zwischen 1934 und 1938 oberösterreichischer Landeshauptmann gewesen war, wurde nach Absetzung, KZ-Haft und Zwangsaufenthalt in Berlin im Mai 1945 als Leiter der Abteilung „Landwirtschaft“ in das Beamtenkabinett Eigls berufen. Nach der Verhaftung Eigls aufgrund der Entnazifzierungsbestimmungen wurde Gleißner wieder zum Landeshauptmann von Oberösterreich ernannt und später in seiner Funktion durch Wahlen bestätigt. Er bekleidete das Amt des Landeshauptmanns über den langen Zeitraum zwischen 1945 und 1971 hinweg. Die Person Heinrich Gleissners ist untrennbar mit dem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wiederaufbau des Landes verbunden.

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Ernst Koref (1891–1988)
Der in Linz geborene und aufgrund seiner politischen Zugehörigkeit zweifach inhaftierte Mittelschulprofessor Ernst Koref (SPÖ) wurde bereits 1927 in den Linzer Gemeinderat und 1930-1934 auch in den Nationalrat gewählt; auch 1945-58 fungierte er als Nationalratsabgeordneter. Kurzzeitig war er im Jahr 1957 als Landesschulinspektor tätig. Im Alter von 97 Jahren starb Ernst Koref am 15. November 1988 in Linz.
1945 ergriff er die Initiative und bot sich noch am Tag des amerikanischen Einmarsches in Linz als Bürgermeister der Stadt Linz an, zu welchem er schon zwei Tage später offiziell ernannt wurde. Die offiziell „unpolitische“ Stadtregierung setzte sich aus fünf Sozialisten, vier Christlichsozialen und zwei Kommunisten zusammen. „Korefs diplomatisches Geschick, kombiniert mit seinen ausgezeichneten Englischkenntnissen führten daher zu einer Lösung, die vom Standpunkt der Besatzungsmacht als ‚unpolitisch’, vom Standpunkt der politisch bewußten Linzer ‚politisch’ war, da es in Linz auch vor 1934 eine sozialdemokratische Mehrheit gegeben hatte.“ So die Einschätzung von Kurt Tweraser, Experte zur amerikanischen Besatzung in Oberösterreich.
Die Gründung der Neuen Galerie der Stadt Linz und der Linzer Kunstschule im Jahr 1947 gehen auf wesentliche Initiativen Korefs zurück, den ein hohes Bewusstsein für Kunst auszeichnete, in welcher er einen notwendigen Gegenpol zur Industrialisierung sah. Koref gilt heute als einer der bedeutendsten österreichischen Kommunalpolitiker der Nachkriegszeit.

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Johann Blöchl (1895–1987)
Der 1895 geborene Lasberger Bauer und christlichsoziale Politiker Johann Blöchl wurde durch Karl Renner zum Leiter der Zivilverwaltung Mühlviertel und zum Staatsbeauftragten für das Mühlviertel ernannt. Er übte diese Funktion während des gesamten Zeitraums der Besatzungszeit aus. Außerdem fungierte er zwischen 1945 und 1955 als Landesrat im oberösterreichischen Landtag. Der zwischen 1955 und 1966 als oberösterreichischer Landeshauptmannstellvertreter tätige Blöchl hatte seine bedeutendste Rolle während der Besatzungszeit inne – ihm gelang es trotz der sich zunehmend verhärtenden Fronten, den Kontakt zwischen dem sowjetisch besetzten Mühlviertel und der oberösterreichischen Landesregierung aufrecht zu halten. Er trug somit wesentlich zur bleibenden Einheit Oberösterreichs bei.

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Verwendete Literatur siehe Bibliografie.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2005