15. und frühes 16. Jahrhundert

Oberösterreich im Spätmittelalter

das 15. Jahrhundert und die Regierungszeit Kaiser Maximilians I. (bis 1519)


Die Regierungszeit Herzog Albrechts V.
Die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, eine Zeit ständiger Krisen und Bürgerkriege, ist in erster Linie durch die Regentschaft von Herzog Albrecht V. (1411–1439) geprägt. Innerhalb der Habsburgerdynastie musste sich Albrecht 1416 erst gegen Mitglieder der Leopoldinischen Linie durchsetzen. So hatte Herzog Ernst „der Eiserne“ die Stadt Steyr in Besitz genommen; erst nach einer militärischen Eroberung ging sie 1416 an Albrecht V. über. Auch bei sozialen Spannungen musste Albrecht einschreiten: So war es 1416 im Landgericht Waxenberg zu einem Streit zwischen Abt Jakob von Wilhering und den bäuerlichen Untertanen um die Ablieferung des Zehents gekommen; Krisensymptome wie dieses wurden im 15. Jahrhundert immer häufiger.

Nach der Ermordung des böhmischen Kirchenkritikers und Reformators Jan Hus im Jahr 1415 am Konzil von Konstanz brach in Böhmen ein Bürgerkrieg aus, der fast 20 Jahre zwischen den Anhängern von Hus, den Hussiten, und der Obrigkeit tobte. Der religiöse Konflikt spiegelt auch die sozialen Spannungen innerhalb der böhmischen Bevölkerung wider: auf der einen Seite die deutschsprachige, katholische, meist städtische Bevölkerung, auf der anderen Seite die tschechischsprachige, hussitische, meist unterprivilegierte Landbevölkerung. Dies löste ab 1420 schwere Kriege und Zerstörungen durch die Hussiten in Böhmen aus; die Hussitenkriege erstreckten sich auch auf das nördliche Österreich, Ungarn, Bayern, Sachsen und Schlesien.

Als Reaktion auf die ständige Bedrohung wurde die Heeresorganisation im Land ob der Enns reformiert: Das Land wurde in Viertel geteilt, deren Abteilungen jeweils unter einem Viertelhauptmann standen: Nördlich der Donau bildete der Haselgraben die Grenze zwischen dem Mühlviertel (heute das Obere Mühlviertel) und dem Machlandviertel (heute das Untere Mühlviertel). Südlich der Donau trennten die Traun und die Ager das Traunviertel vom Hausruckviertel. Das Innviertel gehörte damals noch nicht zum habsburgischen Herzogtum Oberösterreich ob der Enns; es blieb bis 1779 bayerisch.

Durch die Heirat mit der Luxemburgerin Elisabeth, der Tochter Kaiser Sigismunds (1410–1437), wurde Albrecht V. auch zu dessen Nachfolger als König des Heiligen Römischen Reiches (1438–1439 als König Albrecht II.) sowie als König von Böhmen und Ungarn. Sein früher Tod machte diese Machtkonzentration freilich wieder bald zunichte.

Albrechts Sohn Ladislaus Postumus wurde erst Monate nach dem Tod Herzog Albrechts V. geboren. Noch im Testament bestimmt Albrecht seinen Neffen und Nachfolger Friedrich III. als Vormund für das Kind. In Österreich wurde Ladislaus Postumus zum Spielball im Mächtespiel zwischen Friedrich III. und seinen Gegnern aus dem Hochadel. Jahrelanger Bürgerkrieg war die Folge, der erst durch den frühen Tod des Ladislaus (1457) beendet wurde. So wurde das Kind 1452 von den Ständen - d. h. den Repräsentanten des niederen, Grund besitzenden Adels, der hohen Geistlichkeit sowie des städtischen Bürgertums - entführt und in einem Triumphzug nach Wien gebracht; offiziell übernahm Ladislaus Postumus damit die Herrschaft als Landesherr, doch lag die eigentliche Regierungsgewalt bei einem ständischen Rat.

Zwei ungleiche Brüder: Friedrich III. und Albrecht VI.
Mit Unterstützung der oberösterreichischen Stände setzte sich nach dem Tod des Ladislaus Postumus im Herzogtum Österreich ob der Enns der jüngere Bruder Friedrichs III., Herzog Albrecht VI. (1458–1463) als Landesfürst durch. In Linz richtete er erstmals für Oberösterreich eine eigene Verwaltung ein, sodass sich das Land mehr und mehr von Niederösterreich loslöste. Albrecht VI. gab sich aber offensichtlich mit dem kleinen Herzogtum nicht zufrieden und belagerte Friedrich 1462 in dessen kaiserlicher Burg Wien, doch starb er schon im Jahr darauf. Das Gerücht einer Vergiftung tritt schon in den zeitgenössischen Quellen auf. Das Land ob der Enns fiel danach wieder an Friedrich III.

Auch nach dem Tod Albrechts VI. kam das Land ob der Enns nicht zur Ruhe. 1464 hatte Friedrich III. aufgrund seiner ständigen Geldnöte die Burg und Herrschaft Steyr für ein Jahr an Jörg von Stein verpfändet. Als dieser Steyr nicht herausgeben wollte, kam es zur so genannten Puchheimer Fehde, die für das Untere Mühlviertel und den Raum Steyr, später auch für die Umgebung von Lambach und St. Florian Plünderungen und Bürgerkrieg bedeutete. Schließlich griff sogar Böhmen in den Krieg ein (1468–1469).

Friedrich III. und der Ausbau von Linz
Der Aufstieg von Linz zur Landeshauptstadt ist eng mit der Person Kaiser Friedrichs III. verbunden. Linz war für Friedrich III. Zufluchtsort, als der ungarische König Matthias Corvinus im Jahr 1485 bis nach Wien vordrang und die Stadt besetzte. Als Dank verlieh Friedrich Linz im Jahr 1490 ein Privileg, in dem Linz gleichsam offiziell als „Landeshauptstadt“ bezeichnet wurde. Diese Entwicklung, die nicht zuletzt auf die zentrale Lage innerhalb Oberösterreichs zurückzuführen ist, hatte sich freilich schon abgezeichnet: Seit dem Ende der Herrschaft der Babenberger als Herzöge von Österreich war Linz ein wichtiger Verhandlungs- und Marktort, dessen Bewohner im Laufe der Zeit mehrere Vorrechte erlangten. Auch der Landeshauptmann residierte schon seit geraumer Zeit im Linzer Schloss.

Als Friedrich III. im Jahr 1484 vor dem Ungarnkönig Mathias Corvinus zunächst nach Gmunden und dann nach Linz floh, war er schon ein alter Mann von 69 Jahren. Er dürfte schon ziemlich gebrechlich gewesen sein und übergab deswegen schrittweise die Regierungsgeschäfte an seinen Sohn Maximilian I. Am 8. Juni des Jahres 1493 musste Friedrich ein Bein amputiert werden, das vom Altersbrand befallen war und sich schwarz verfärbt hatte. Wie eine zeitgenössische Abbildung zeigt, verwendete man dafür eine Säge. Obwohl dieser chirurgische Eingriff offensichtlich gelang, überlebte ihn Friedrich nur mehr kurz und starb am 19. August 1493 nach einem Schlaganfall.

Das berühmte A.E.I.O.U. (A.E.I.O.V.), eine Spielerei und Abkürzung, wurde zum Markenzeichen und Wahlspruch Friedrichs III. Auch auf dem so genannten Friedrichstor in Linz, dem Eingang von der Römerstraße in den Schlossbereich, fehlt der Wahlspruch nicht. Eine Glocke der Linzer Stadtpfarrkirche wurde im Jahr 1491 vom Glockengießer Veit aus Enns für die Gangolfkapelle im Linzer Schloss gegossen. Sie trägt neben mehreren Wappen und einer Inschrift ebenfalls das A.E.I.O.U. Schon 1492 dürfte sie bei einem Unwetter vom Turm herabgestürzt sein. 1494 wurde sie in die Stadtpfarrkirche transferiert. Auch dort wurde sie in den Jahren 1509 und 1693 beschädigt und neu gegossen. Die Bedeutung von A.E.I.O.U. ist bis heute nicht restlos geklärt; es soll insgesamt über 300 Auflösungsmöglichkeiten geben, viele davon schon aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert.

A.E.I.O.U
Das berühmte A.E.I.O.U. (A.E.I.O.V.), wurde schon seit über 500 Jahren, seit der Regierungszeit von Kaiser Friedrich III., auf viele verschiedene Weisen aufgelöst. Es wurde zum Markenzeichen und Wahlspruch Friedrichs. Hier eine kleine Auswahl aus den über 300 Auflösungsmöglichkeiten:
Lateinisch:
Acris esse ingenii oportet virum (Es ist nötig, dass ein Mann einen scharfen Verstand besitzt.)
Aquila excellit inter omnes volucres (Der Adler übertrifft alle anderen Vögel.)
Augustus est iustitiae optimus vindex (Der Kaiser ist der beste Retter der Gerechtigkeit.)
Austria erit in orbe ultima (Österreich wird bis zuletzt auf Erden bestehen.)
Austria extenditur in orbem universum (Österreich erstreckt sich über die ganze Erde.)
Austriacorum est imperare orbi universo (Es ist Sache der Österreicher, den gesamten Erdenkreis zu regieren.)
Deutsch:
All Erdenreich ist Oesterreich Untertan
Aller Ehren ist Oesterreich voll
Aller erst ist Oesterreich verdorben (zeitgenössische Verhöhnung des AEIOU)

Oberösterreich im Zeitalter Maximilians I.
Mit der Herrschaft von Maximilian I. (1586/93-1519), dem einzigen Sohn Kaiser Friedrichs III., verlagerten sich die Hauptschwerpunkte der landesfürstlichen Politik nach Tirol sowie in die durch Erbschaft neu gewonnenen Gebiete, v. a. nach Burgund. Dennoch hielt sich Maximilian immer wieder im heutigen Oberösterreich auf und bestieg 1507 sogar den Traunstein. 1514 weilte er im Stift St. Florian, um gemeinsam mit dem Probst nach den sterblichen Überresten des Märtyrers Florian zu suchen. Als Maximilian Ende 1518 auf der Durchreise in der Burg Wels weilte, erkrankte er schwer. Von Todesahnungen geprägt diktierte er in der Nacht von 30. auf 31. Dezember 1518 seinem Sekretär Johann Vinsterwalder ein Testament, in dem unter anderem sein Wunsch vermerkt ist, ihn in der Georgskapelle der Burg von Wiener Neustadt zu bestatten. Wenige Tage später, am 12. Jänner 1519, verstarb Maximilian I. in der Burg zu Wels.

Im Jahr 1497 gewährte Maximilian I. den Bürgern von Linz den Bau einer Brücke über die Donau; es war dies nach Wien und Krems erst die dritte Donaubrücke im österreichischen Raum. Allerdings zerstörte schon im Sommer 1501 ein „Jahrtausendhochwasser“ diese erste Brücke. Diese Überschwemmung richtete an allen oberösterreichischen Flüssen schwerste Schäden an.

Unter die Herrschaft Maximilians I. fällt auch der Erwerb des Mondseelands im Jahr 1506. Die von Bayern gewonnenen Gebiete wurden allerdings bis 1584 an den Erzbischof von Salzburg verpfändet. Ebenso kamen damals kleinere Herrschaften am Inn (Neuburg) und im Mühlviertel (Rannariedl, Neuhaus an der Mühl) an die Habsburger.

Autor: Christian Rohr, 2009