Literatur

Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde von vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern (literarisch) begrüßt, etwa im Bekenntnisbuch österreichischer Dichter, in dem auch die Oberösterreicher Richard Billinger, Erna Blaas, Arthur Fischer-Colbrie, Franz Karl Ginzkey, Linus Kefer, Hermann Heinz Ortner, Franz Tumler, Carl Hans Watzinger, Johannes Würtz und Julius Zerzer Zeugnis ihrer Gesinnungstreue ablegten.

Gleichschaltung des Literaturbetriebes
Die Gleichschaltung des Literaturbetriebes im Reich steuerte die Reichsschrifttumskammer von Berlin aus. Für deutsche Autoren, die weiterhin publizieren wollten, war die Mitgliedschaft in dieser Standesvertretung verpflichtend. Auf Ebene des Gaues Oberdonau war neben Gauleiter August Eigruber und Gaupresseamtsleiter Anton Fellner insbesondere der Gauschrifttumsbeauftragte der NSDAP, August Zöhrer, für den Bereich Schriftstellerei und Literatur zuständig. Er übte landesweit Einfluss auf das literarische Leben aus. In den Kreisen standen ihm dabei Kreisschrifttumsbeauftragte zur Seite.
Einer der ersten Schritte der Gleichschaltung der Literatur war die Bereinigung von Bibliotheken, Pfarr- und Gemeindebüchereien, privaten Leihbüchereien oder aber auch Büchereien von Krankenhäusern und Lazaretten von verbotener, also jüdischer, linker, liberaler oder klerikaler Literatur anhand einer Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Eine öffentliche Bücherverbrennung wie in deutschen Städten oder im April 1938 in Salzburg gab es jedoch in Oberdonau nicht.

Ideologisch bedingter Generationswechsel
Durch die Entfernung und Verdrängung von verbotenen Werken und Autoren erfolgte ein ideologisch bedingter Generationswechsel in Oberdonau. SchriftstellerInnen wie Enrica von Handel-Mazzetti, Maria von Peteani, Hedda Wagner, Heinrich Suso Waldeck, Gustav von Festenberg, Hans von Hammerstein, Alexander Lernet-Holenia oder Otto Stöber fielen der Ächtung oder zumindest dem Verschweigen zum Opfer. Jene, die in das Konzept des NS-Literatursystems passten, durften dagegen mit Unterstützung durch die Kulturpolitik rechnen und wurden in den Kanon der NS-Literatur aufgenommen. So empfahl etwa ein deutscher Germanist die Lektüre von Zerzer, Billinger und Watzinger, um „die Heimat des Führers von innen her kennenzulernen.“ Auch das Schaffen von Hans Reinthaler, Ernst Egermann, August Karl Stöger, Hans Schatzdorfer, Karl Itzinger, Josef Hieß, Rudolf Witzany, Karl Emmerich Baumgärtel, Luise George Bachmann und Hans Watzlik wurde gefördert.
Dichterwettbewerbe, Literaturpreise oder der begehrte Gaukulturpreis dienten der Unterstützung von erwünschter Literatur ebenso wie die Erste Dichterwoche des Reichsgaues Oberdonau im März 1941 in Linz.

Themen der NS-Literatur
Themen prämierter Literatur waren häufig Helden- und Weihegedichte, Erzählungen über den „selbstlosen Einsatz“ für das Reich oder Erinnerungen an die „Heimführung“ 1938. Eigenschaften wie Gehorsam, Pflichtgefühl, Opferbereitschaft und Selbstdisziplin spielten in diesen Texten eine ebenso große Rolle wie die pseudoreligiös verehrte Figur des Führers. Eine wichtige Gruppe bildete die völkische Literatur. In ihr ging es häufig um das Bauerntum und die ländliche Bevölkerung. Auch Episoden aus dem oberösterreichischen Bauernkrieg waren beliebte Motive.
Die Gegenwartsdichtung wurde dabei in die Nachfolge von Adalbert Stifter und Franz Stelzhamer gestellt. Der 70. Jahrestag von Stifters Tod 1938 und der 140. Jahrestag von Stelzhamers Geburt 1942 waren den NS-Kulturverantwortlichen willkommene Anlässe, die beiden Klassiker für sich zu beanspruchen und ideologisch zu vereinnahmen. Durch die Eingliederung von Stifters südböhmischer Geburtsheimat in den Reichsgau Oberdonau eignete sich dieser Autor zusätzlich als Symbolfigur des neuen Gaues.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]


Weitere Informationen siehe Themenrundgang "Literaturgeschichte Oberösterreichs"

und in der Ausstellungsdokumentation "Kunst unter dem Nationalsozialismus"