Theater

Gleich nach dem Anschluss setzte die Gleichschaltung der Theater ein. Spielpläne wurden umgestaltet, politisch und rassisch nicht erwünschte KünstlerInnen ausgeschaltet.

Bespielte Bühnen in Oberdonau
Während der NS-Zeit wurden in Oberösterreich das Stadttheater Steyr, das Stadttheater Braunau, das Deutsche Theater in Budweis und das Linzer Landestheater als ständige Bühnen geführt. Auch die Stadttheater in Gmunden und Bad Hall wurden wieder bespielt.  Der Provinztheaterstatus des Linzer Landestheaters, das seit 1934 unter der Leitung von Ignaz Brantner stand, änderte sich 1938 schlagartig. In den Jahren der NS-Herrschaft befand sich das Theater in einer Diskrepanz zwischen dem hochfliegenden Selbstverständnis der Linzer, unter Hitlers Gnaden als Führertheater zu einer bedeutenden Kulturbühne im Dritten Reich aufzusteigen, und der tristen realen Situation, die besonders in den Jahren 1941 bis 1944 vorherrschte. Trotz des von der lokalen Politik geschickt instrumentalisierten Interesses Hitlers konnte das Landestheater zu keiner Zeit eine Konkurrenz zu Wien werden und auch die Aufmerksamkeit der Reichsverantwortlichen war nur mäßig.

Das Linzer Landestheater
Im März 1938 war das Linzer Landestheater zunächst geschlossen und das Theaterorchester aufgelöst worden. Ende September begann dann die erste Spielzeit unter nationalsozialistischer Führung. Dabei spielte die Tatsache, dass Hitler in seinen Jugendjahren das Theater besucht hatte, eine gewisse mythisierende Rolle. So wurde etwa Schillers „Wilhelm Tell“ in Erinnerung an Hitlers jugendliche Besuche zu besonderen Anlässen aufgeführt. Gauleiter Eigruber rief die oberösterreichische Bevölkerung zu regelmäßigen Theaterbesuchen auf und verwies auf die kulturelle Verpflichtung jedes Einzelnen.

Zunächst unterstand das Landestheater finanziell der Gaukämmerei und künstlerisch dem Kulturbeauftragten des Gauleiters und Reichsstatthalters. Als dann aber immer mehr Dienststellen Einfluss auszuüben begannen, versuchte Eigruber im Oktober 1941 die Theaterpolitik durch die Gründung eines Theaterbeirates „zur Beratung des Landestheaters in allen Fragen der künstlerischen und propagandistischen Gestaltung“ zu kanalisieren. Dabei umging er die Verantwortlichen in den Behörden der Reichssonderverwaltung (Reichstheaterkammer in der Reichskulturkammer und Reichspropagandaamt Oberdonau), die er als Exponenten der Berliner Kulturverwaltung klein zu halten suchte, und besetzte den Beirat mit Funktionären aus Gaubehörden, die in seinem Macht- und Kontrollbereich standen.

1939/40 kam es zu einem Umbau des Theaters – eigentlich im Widerspruch zu Hitlers Neubau-Konzept, das für Linz nicht nur ein neues Opernhaus, sondern auch ein neues Schauspielhaus vorgesehen hatte. Von diesem Plan rückte man offiziell auch nie ab. Doch die tatsächliche Gunstbezeugung Hitlers für das Landestheater beschränkte sich auf die Schenkung von aufwändigen Führerausstattungen für bestimmte Aufführungen, die manchmal den Rahmen des kleinen Theaters sprengten. Ignaz Brantner nutzte mit einer gewissen Findigkeit die Möglichkeit der Finanzierung seines Theaters über diese Sonderzuteilungen.

Nach Einberufung vieler Mitarbeiter des Theaters zur Wehrmacht wurden im technischen Bereich immer mehr „Fremdarbeiter“ eingesetzt, zunächst Volksdeutsche aus Bessarabien, später auch Kriegsgefangene.

Im September 1944 wurden die Theater im Deutschen Reich und somit auch das Linzer Landestheater im Zuge des totalen Kriegseinsatzes geschlossen. Die verbliebenen MitarbeiterInnen und KünstlerInnen wurden zur Wehrmacht oder zum Volkssturm eingezogen oder für die Rüstungsindustrie abgestellt. Ein Teil kam zur Waffen-SS und musste Wachdienst im KZ Mauthausen und den Außenlagern leisten.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]


Weitere Informationen siehe Ausstellungsdokumentation "Kunst unter dem Nationalsozialismus":