Wehrmacht

Der Eingliederung des österreichischen Bundesheeres mit seinen vorerst knapp 60.000 Soldaten in die Deutsche Wehrmacht schenkte man sofort nach dem Anschluss höchste Aufmerksamkeit. Von Anfang an wurde dabei jede aufkeimende Eigenständigkeit der österreichischen Einheiten unterbunden. Die Deutsche Wehrmacht war gegliedert in Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe. Im Bereich des Heeres wurde Österreich in zwei Wehrkreise gegliedert. In Wien bildete man das Heeresgruppenkommando 5, das aus den Wehrkreisen XVII mit Sitz in Wien (dazu gehörte Oberösterreich) und XVIII mit Sitz in Salzburg bestand. Jedem Wehrkreis war ein Armeekorps zugeteilt, das wiederum aus verschiedenen Divisionen bestand. Fast 40 % der rund 2000 Offiziere in den beiden österreichischen Wehrkreisen waren Reichsdeutsche, darunter auch der auch für Oberösterreich zuständige Kommandeur des Armeeoberkommandos XVII, Werner Kienitz. Im Bereich der Unter- und Reserveoffiziere war der Anteil an Reichsdeutschen noch weitaus höher. Der Divisionspfarrer der 45. Infanteriedivision schrieb dazu: „Gerade diese Tatsache wurde als eine große Ungerechtigkeit gegenüber unseren älteren österreichischen Offizieren empfunden und hatte manche Verbitterung erzeugt, die man besser hätte vermeiden sollen.

Später, mit Beginn des Zweiten Weltkrieges, gingen die Divisionen des XVII. und XVIII. Armeekorps an die Front ab und das Heeresgruppenkommando 5 hörte auf zu bestehen. Die Kommandos der Ostmark-Wehrkreise unterstanden in der Folge dem Oberbefehlshaber des Ersatzheeres in Berlin und hatten Rekrutierungs- und Versorgungsaufgaben zu erfüllen.

Die Eingliederung der österreichischen Luftwaffe und Kriegsmarine in die deutsche war aufgrund ihrer geringeren Stärke und Bedeutung einfacher. Lediglich die Bildung einer Donauflottille mit Sitz in Linz, die aus rund 200 Schiffen und 8000 Mann Besatzung bestand und ab 1943 im Schwarzen Meer zum Einsatz kam, verdient eine Erwähnung.

Wichtiger und folgenreicher als die Eingliederungen der aktiven Einheiten sind die Anpassungen an das deutsche Ergänzungswesen und die ersten Einberufungen österreichischer Wehrpflichtiger in die Deutsche Wehrmacht. Mit Juni 1938 trat in der Ostmark das deutsche Wehrrecht in Kraft und mit ihm die zweijährige aktive Dienstzeit. Bereits im August wurde der Geburtsjahrgang 1917 zur Musterung einberufen. Die für Oberösterreich in diesem Zusammenhang zuständige Wehrersatzinspektion befand sich im Linzer Petrinum.

Auch die Wehrwirtschaftsorganisation wurde noch vor Kriegsbeginn aufgebaut. In Linz, Hörsching, Ebelsberg und Wels wurden Kasernen gebaut.
Bereits mit der Sudetenkrise und der Besetzung des Sudetenlandes im Oktober 1938 sowie mit dem Einmarsch in die Rest-Tschechoslowakei bestand die oberösterreichische 45. Infanterie-Division seine ersten Bewährungsproben. Später kam sie in Polen, in Frankreich und beim Russlandfeldzug zum Einsatz, wo sie im Sommer 1944 vernichtend geschlagen wurde.

Von den 1.200.000 Österreichern, die während des gesamten Zweiten Weltkrieges zur Deutschen Wehrmacht einberufen wurden (Geburtsjahrgänge 1897 bis 1927), hielt Oberösterreich einen Anteil von mehr als 200.000 Mann.
Ab 1942 kam es im Wehrkreis XVII zu Engpässen bei der Rekrutierung von Ersatzeinheiten und chaotischen Zuständen im Bereich der Versorgung der Fronttruppen. Die Rüstungsbetriebe mussten mehr und mehr Ersatz für ihre zum Wehrdienst freigestellten Facharbeiten finden. Die Aufstellung von Bataillonen des Volkssturms ab September 1944 machte die prekäre Arbeitskräftesituation noch schlimmer.

In der letzten Kriegsphase wurden in Oberösterreich besonders an Enns und Inn Verteidigungsanlagen angelegt. Im März und April 1945 wichen die Einheiten des Wehrkreiskommandos XVII in Richtung Westen nach Oberösterreich aus. Auch der Kommandostab wurde sukzessive von Wien nach Freistadt und zuletzt nach Kirchdorf verlegt, nicht ohne noch laufend Verbände für General Rendulics Heeresgruppe Süd aufzustellen, die in den letzten Tagen den Namen Heeresgruppe Ostmark trug und zu deren rückwärtigem Operationsgebiet zwischen Ost- und Westfront auch ganz Oberdonau gehörte.

Am 6. Mai 1945 stellte das Kommando des XVII. Armeekorps seine Tätigkeit ein. Teile des Stabes gerieten in amerikanische Gefangenschaft. Tags darauf erteilte General Lothar Rendulic für seine Heeresgruppe den Absetzbefehl und unterzeichnete vor den US-Alliierten die Kapitulation.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]