Schörgenhub

Arbeitserziehungslager Schörgenhub/Linz
Während das Arbeitserziehungslager Weyer durch Eigrubers frühen Alleingang eine Art organisatorischer Sonderfall war, lässt sich jenes in Schörgenhub/Linz in das System der rund 80 Arbeitserziehunglager einordnen, wie sie ab Mai 1941 überall im Deutschen Reich systematisch installiert wurden. Es handelt sich um KZ-ähnliche Lager, von der Forschung auch als „KZ der Gestapo“ bezeichnet, in denen mehrwöchige Haftstrafen abgebüßt wurden. Die Einweisungen erfolgten durch die Gestapo, die Arbeitsämter oder oftmals durch die DAF auf Antrag von Unternehmen. In den Arbeitserziehungslagern sollten jene männlichen Arbeitskräfte, die die Arbeit verweigerten oder nach NS-Diktion die Arbeitsmoral gefährdeten, zu geregelter Arbeit angehalten werden. Eingesetzt wurden die Häftlinge in Schörgenhub meist bei öffentlichen Bauprojekten, im Straßenbau, bei Entwässerungsarbeiten, der Beseitigung von Schäden aus Luftangriffen und insbesondere zu Bahnerhaltungsarbeiten.

Inhaftierung wegen „Arbeitsflucht“
Im Unterschied zum Lager in Weyer, in dem fast ausschließlich Oberösterreicher inhaftiert waren, setzte sich die Häftlingsgesellschaft im Arbeitserziehungslager der Linzer Gestapo zu einem Gutteil aus männlichen ausländischen Zivil- und Zwangsarbeitern zusammen, die meist aus der Tschechoslowakei, der Sowjetunion, Polen, Frankreich oder Jugoslawien kamen. Die meisten Inhaftierten waren wegen des Vergehens der Arbeitsflucht in Schörgenhub inhaftiert.

Inhaftierung politischer Häftlinge und Frauen
Darüber hinaus gab es im Arbeitserziehungslager Schörgenhub auch politische Häftlinge. Im April 1945 wurde nach der Bombardierung des Polizeigefängnisses in der Kaplanhofstraße eine Frauenabteilung in Schörgenhub eingerichtet. Für Frauen hatte es zuvor in Linz kein Arbeitserziehungslager gegeben. Sie waren in das Polizeigefängnis in der Kaplanhofstraße oder die Frauengefängnisse Linz-Nord und Urfahr eingewiesen worden.

Auch die Überstellung vom Arbeitserziehungslager in ein Konzentrationslager war gängige Praxis. Arbeitsvertragsbrüche wurden deshalb sehr großzügig ausgelegt, um die Konzentrationslager hinreichend mit Arbeitskräften beliefern zu können.

Arbeiten für die Reichsbahn
Das Arbeitserziehungslager Schörgenhub wurde im Mai 1943 im Bereich der Siemens- und Daimlerstraße in Linz errichtet und bestand bis Kriegsende. Die Gestapo mietete dazu für einen jährlichen Mietzins von 35.000 Reichsmark ein Reichsbahnlager an und wandelte es in das für rund 500 Inhaftierte vorgesehene Arbeitserziehungslager Schörgenhub der Staatspolizeileitstelle Linz um. Die Reichsbahn war neben der Gestapo Hauptnutznießerin der AEL-Arbeitskräfte. Sie zahlte pro Person und Arbeitstag sechs Reichsmark. Die Kosten der Gestapo, die die Häftlinge an die Reichsbahn vermietete und Verköstigung und Unterbringung bewerkstelligte, betrugen pro Person jedoch höchstens ein Zwölftel davon.

Die Bewachungsmannschaft setzte sich vor allem aus ukrainischen SS-Leuten und Volksdeutschen aus dem Banat zusammen. Die Arbeits-, Haft- und Lebensbedingungen im Lager waren schlichtweg unmenschlich. Es kam auch zu Todesopfern, die zumeist auf dem Soldatenfriedhof Wegscheid in der damaligen Ortsgemeinde Traun (jetzt Lessingstraße) begraben wurden. Lediglich einer Gruppe prominenter Häftlinge wurden bessere Bedingungen gewährt, unter ihnen waren der im Oktober 1944 eingewiesene Dichter, Beamte und Ständestaat-Politiker Hans von Hammerstein-Equord, der im März/April 1945 inhaftierte Augustiner-Chorherr und frühere Linzer Bürgermeister Wilhelm Bock, Landesrat Felix Kern und Ex-Sicherheitsdirektor Peter Revertera.

Grundlage für die Errichtung des Lagers war eine Verfügung der Gestapo Linz vom 25. März 1943 über die „Bekämpfung des Arbeitsvertragsbruches ausländischer Arbeiter“. Das Areal des AEL umfasste knapp zwei Hektar. Für die Zeit bis 1944 schwanken die Schätzungen zwischen 300 und 500 Insassen. Nach der Bombardierung des Linzer Polizeipräsidiums und der Zerstörung des Polizeigefängnisses in der Mozartstraße am 20. Jänner 1945 wuchs das Arbeitserziehungslager Schörgenhub zeitweise auf über 1000 Insassen an und wurde zunehmend zu einem erweiterten Polizeigefängnis. Insgesamt waren in Schörgenhub 6000 bis 7000 Personen inhaftiert.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]