Georg von Peuerbach

Georg Aunpeckh von Peuerbach


Zwischen Mittelalter und Humanismus
Als ein „gotischer Humanist“ wird er des Öfteren bezeichnet: Georg Aunpeck von Peuerbach. Am 30. Mai 1423 in Peuerbach geboren, wurde er zu einem der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, dessen Erkenntnisse zukunftsweisend waren. Nicht umsonst gilt er als Wegbereiter des kopernikanischen Weltbildes.
Georg von Peuerbach war zweifellos ein herausragender, von humanistischem Gedankengut durchdrungener Wissenschaftler, der aber noch eine der scholastischen Tradition verhaftete Ausbildung erhalten hatte. Diese wurde ihm aller Wahrscheinlichkeit nach in Klosterneuburg zuteil, wo er auch einer Kopiertätigkeit nachging. Zu den frühen Lehrern Georg von Peuerbachs zählte vermutlich ein anderer Oberösterreicher, der aus Gmunden stammende Astronom und Mathematiker Johannes (Krafft) von Gmunden (Gamundia) (vermutlich zwischen 1380 und 1385–1442).

Johannes von Gmunden

Johannes von Gmunden war ein aus Oberösterreich stammender bedeutender Astronom, Mathematiker und Humanist des 15. Jahrhunderts.

Johannes von Gmunden war wahrscheinlich der Sohn des Salzamtmannes Kraf(f)t aus Gmunden und wurde vermutlich um 1380/84 geboren. Er kam um 1400 an die Universität Wien, wo er 1402 das Baccalaureat und 1406 den Magistertitel erlangte. In der Folge hielt er hier mathematische, ab 1410 musiktheoretische, aber auch theologische Vorlesungen. Seit 1416 lehrte er allerdings fast ausschließlich im Bereich der Naturwissenschaften. Johannes von Gmunden gilt als auch Begründer der so genannten ersten Wiener Mathematischen Schule. Schließlich stieg er zum Dekan (1413) und Vizekanzler (1425) der Universität Wien auf. Zudem widmete sich Johannes von Gmunden dem Studium der Theologie. 1417 erhielt er die Priesterweihe. Seit 1425 Chorherr von St. Stephan, wurde er im Jahre 1431 schließlich Pfarrer von Laa an der Thaya, wo ihm auch sehr einträgliche Pfründen zur Verfügung standen. 1442 verstarb Johannes von Gmunden.

Die wissenschaftlichen Verdienste Johannes’ von Gmunden, der vom geozentrischen Weltbild fest überzeugt war, liegen besonders in dem Bemühen, überliefertes Wissen kritisch zu analysieren und zu korrigieren. Dies betrifft vor allem die Zahlenwerte der so genannten Alfonsinischen Tafeln: unter dem gelehrten König Alfons X. von Kastilien (1221–1284) berechnete astronomische Planeten- und Fixsterntabellen. Diese gelangten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Deutschland und wurden für die jeweilige Region dementsprechend adaptiert. Für unseren Raum besorgte Johannes von Gmunden diese Adaption. Weite Verbreitung fand sein Kalender für den Zeitraum von 1439 bis 1514, der in 99 Abschriften erhalten ist.
Daneben schuf Johannes von Gmunden zahlreiche vor allem didaktische Ansprüche erfüllende mathematisch-astronomische Werke, die reiches Anschauungsmaterial bieten. Diese fanden im 15. Jahrhundert auch an vielen Universitäten Verwendung. Und sein Kalender für den Zeitraum von 1439 bis 1514 verbreitete sich ebenso weit.

Heute befinden sich mehrere hundert Handschriften mit Werken des Johannes von Gmunden in Bibliotheken in ganz Europa, teilweise handelt es sich dabei um Autografen. Erhalten sind auch zahlreiche seiner astronomischen Instrumente, von denen u. a. ein Sonnenquadrant aus Elfenbein bekannt ist: eine vereinfachte Ausführung des Astrolabiums, das Johannes von Gmunden 1438 für den späteren Kaiser Friedrich III. konstruierte (heute im Kunsthistorischen Museum in Wien).

Aufenthalt in Italien
Seit dem Jahr 1446 ist Peuerbach in Wien nachweisbar, hier inskribierte er an der Universität. Bereits am 2. Jänner 1448 wurde er Bakkalaureus. Im selben Jahr brach er zu einer mehrjährigen Italienreise auf, in deren Zuge er mehrere Professuren innehatte, was zur damaligen Zeit durchaus üblich war: 1449 lehrte Georg von Peuerbach an der überaus bedeutenden, 1222 gegründeten Hochschule von Padua, es folgten eine Lehrtätigkeit an den Universitäten von Bologna und Ferrara sowie vermutlich ein Aufenthalt in Rom bei Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus) (1401–1464).

Lehre in Wien
1451 kehrte Georg von Peuerbach nach Wien zurück und erhielt hier einen ungewöhnlichen Auftrag: Er sollte ein Horoskop für die zukünftige Gemahlin des späteren Kaisers Friedrich III., Eleonore von Portugal, erstellen, was auch geschah. Der Verfasser war also nicht, wie des Öfteren kolportiert, Peuerbachs Schüler Johannes Regiomontanus (eigentlich Johannes Müller) (1436–1476).
In Wien erlangte Georg von Peuerbach auch den Magistertitel und hielt in der Folge – als angesehener Humanist, der auch selbst lyrische Werke verfasste – Vorlesungen über die lateinischen Klassiker. 1457 wurde er schließlich als Nachfolger von Johannes Nihil Bohemus (Böhm) zum Hofastronomen Friedrichs III. bestellt, nachdem Peuerbach zuvor in gleicher Funktion bereits am Hof des böhmischen Königs Ladislaus tätig gewesen war.

Georg von Peuerbach lehrte nicht nur an der Universität Wien, sondern auch an der Stadtschule bei St. Stephan, die auf ein hohes Niveau verweisen konnte. Hier hielt er seine Vorlesungen – eine kritische Auseinandersetzung über die Planetenbewegungen und -theorien (abgeschlossen am 31. August 1454). Diese Vorlesungen (Theoricae novae planetarum) verhalfen Peuerbach, gemeinsam mit seinen 1460 vorgestellten Tafeln zur Berechnung der Finsternisse (Tabulae eclipsium), zu großer Bekanntheit, sodass er bereits zu seinen Lebzeiten hohes Ansehen und einen Ruf als hervorragender Astronom und Mathematiker genoss. 1473 gab Georg von Peuerbachs Schüler Regiomontanus die Theoricae novae planetarum in seiner Nürnberger Druckerei heraus; bis zum Jahr 1653 erschienen insgesamt 56 Auflagen dieses Werks – nach damaligen Verhältnissen ein Bestseller! Georg von Peuerbach verstarb allerdings bereits am 8. April 1461 und wurde im Wiener Stephansdom beigesetzt.

Wegbereiter weiterer Forschungen
Die Exaktheit der von Peuerbach berechneten Bewegung der Gestirne beeindruckt noch heute. Seine Berechnungen bildeten eine wichtige Grundlage für die ersten verlässlichen Orientierungsmöglichkeiten in der Schifffahrt, was bei den folgenden zahlreichen Entdeckungsfahrten von entscheidender Wichtigkeit sein sollte. So griff etwa Christoph Kolumbus auf die Sterntafeln Peuerbachs als Orientierungshilfe zurück. Georg von Peuerbach war auch der Erste, der die Größe und die Entfernung der Kometen zu bestimmen versuchte. Zudem führte er die Sinus-Rechnung in die abendländische Mathematik ein.
Daneben konstruierte Georg von Peuerbach auch Messgeräte, etwa diffizile Chronometer – und das 150 Jahre vor der Erfindung der Pendeluhr – und er erfand die Klappsonnenuhr, die im Grunde eine erste zuverlässige Taschenuhr darstellte.

Als Erster berücksichtige er bei der Konstruktion von astronomischen Geräten auch die Abweichung des geografischen vom magnetischen Nordpol, was für die Seefahrt ebenfalls von Bedeutung sein sollte. Und für den zukünftigen Kaiser Friedrich III. vollendete er 1457 ein Astrolabium (heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg), das man für Zeitmessung, Bestimmung von Gestirnshöhen und zur Simulation von Planetenbahnen einsetzte.

Vertreter des geozentrischen Weltbildes
Trotz alledem bekannte sich Georg von Peuerbach – und damit in der Gedankenwelt seiner Zeit stehend – zum geozentrisch-geostatischen Weltbild. Diese Sicht der Welt brachte schließlich Nikolaus Kopernikus (1473–1543) zugunsten des heliozentrischen Weltbilds entscheidend ins Wanken.

Leider sind viele wissenschaftliche Abhandlungen Georgs von Peuerbach, aber auch von ihm selbst konstruierte wissenschaftliche Geräte nicht mehr erhalten, dennoch sich einige handschriftliche Aufzeichnungen auf uns gekommen. Dazu zählen die Eptioma in almagestum, eine Übersetzung und Zusammenfassung der Sternenkunde des Ptolemaios aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, das als das größte astronomische Werk der Antike gilt.

Georg von Peuerbach gilt zweifelsohne als einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit. Schließlich berief sich auch Johannes Kepler in seinen Eptiome astronomiae Copernicanae auf Georg von Peuerbach und die Theoricae novae planetarum zählten zu Keplers bevorzugten Lehrwerken.

Der Beitrag wurde unter Berücksichtigung der in der Literaturliste genannten Titel, v. a. den Arbeiten von Friedrich Samhaber, verfasst.
Redaktionelle Bearbeitung: Klaus Landa, 2010