Klöster

Die Klöster Oberösterreichs in der Reformationszeit


Niedergang von Klöstern
Auch die Klöster des Landes öffneten sich weithin der neuen Lehre. Bereits 1533 übernahm Cyriak von Polheim – die Polheimer waren ja Anhänger Luthers – das erst 1497 gestiftete Paulanerkloster in Oberthalheim (Gemeinde Timelkam), das 1561 in ein Spital umgewandelt wurde. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die Konvente der Minoriten in Enns, Linz und Wels geschlossen, die Niederlassung der Dominikaner in Steyr wurde 1543 und die der Franziskaner in Pupping 1565 aufgelöst. Die Überlassung des Karmelitenklosters in Mauthausen an das Stift St. Florian im Jahre 1514 erfolgte aber ohne reformatorischen Kontext.
Wie die Konvente der Bettelorden erloschen auch die Frauenklöster der Zisterzienserinnen in Schlierbach (1556) und der Benediktinerinnen in Traunkirchen (1572). Das Doppelkloster Pulgarn beherbergte bis 1552 Schwestern des Hl.-Geist-Ordens. Der dazugehörige Männerkonvent wurde 1567 aufgelöst.

Klostervisitationen
Die Ergebnisse der Klostervisitationen (Bestanderhebungen betreffend die Zahl der Ordensangehörigen und der katholisch-kirchlichen Praxis in den Klöstern) zeigten einen grundsätzlichen Bedeutungsverfall der Klöster auf, der den Prälatenstand 1562 bewog, beim Kaiser offiziell um Laienkelch und Priesterehe anzusuchen. Die letzte katholische Machtbasis in den erbländischen Landtagen schien wegzubrechen. Nun begann ein Prozess, in dessen Zuge versucht wurde, konstruktive Reformen zu setzen. Der 1566 von Kaiser Maximilian II. gegründete so genannte Klosterrat – eine staatliche Aufsichtsbehörde zur Kontrolle und Neuorganisation der Orden – griff daraufhin in die Leitung der großen Landesklöster massiv ein, nicht zuletzt um die Stiftsgüter durch geeignete Verwaltungen zu sichern.

Tiefe Identitätskrise
Dabei schienen um 1500 die Konvente noch kulturelle und spirituelle Zentren zu sein – nicht umsonst ist des Öfteren vom „Klosterhumanismus“ die Rede. Doch die reformatorische Mönchskritik und die neue Theologie stürzten selbst die alten Orden der Benediktiner in eine tiefe Identitätskrise. Als Kaiser Ferdinand I. 1561 eine Visitation (eine weitere erfolgte 1568 unter Kaiser Maximilian II.) in allen noch bestehenden Klöstern durchführen ließ, wurden in den zwölf Männerklöstern des Landes ob der Enns insgesamt nur mehr 74 Konventualen vorgefunden. Weiters wurden im Abschlussbericht 37 in den Klöstern lebende Konkubinen und 12 Ehefrauen erwähnt. Zudem war die kirchliche Praxis ab der Mitte des 16. Jahrhunderts konfessionell meist ambivalent: Zum Teil predigten die Mönche im Sinne Luthers und die Kommunion wurde fast überall in beiderlei Gestalt (Brot und Wein = Leib und Blut Christi) gereicht.

Mitwirkung an der katholischen Erneuerung
Der Anteil der Orden an der katholischen Erneuerung war dennoch von entscheidender Wirkung. Bereits um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert waren die alten Stifte fast durchwegs wieder mit tüchtigen Prälaten besetzt. Verwaiste Klöster konnten neu belebt werden, etwa Schlierbach durch die Zisterzienser ab 1620. Dem Niedergang des Stiftes Engelszell konnte aufgrund des Engagements des Wilheringer Mutterklosters ab 1618 Einhalt geboten werden. Die Dominikaner kamen 1625 nach Steyr, die Franziskaner 1621 nach Pupping und 1622 nach Grein (Neugründung). Die Minoriten kehrten 1626 nach Wels, 1644 nach Enns und 1669 nach Linz, die Paulaner nach Oberthalheim 1671 zurück.

Jesuiten und Kapuziner
Als Hauptträger der Erneuerungsbewegung im katholischen Sinn sind aber die Jesuiten und Kapuziner anzusehen.
Die Gesellschaft Jesu (gegründet 1540) wurde zum wichtigsten „Werkzeug“ der Rekatholisierung überhaupt. Die ersten Patres (u. a. P. Georg Scherrer) trafen 1600 in Linz ein. 1609 erhielten die Jesuiten die Herrschaft Pulgarn. 1622 kamen sie ins ehemalige Kloster der Benediktinerinnen in Traunkirchen, 1632 schließlich nach Steyr.

Die zweite große Kraft der katholischen Erneuerung unter den Orden stellten die Kapuziner dar (Die Gründung des Reformzweigs des hl. Franziskus erfolgte 1528.). Ihre St.-Matthias-Kirche in Linz wurde 1612 eingeweiht, 1618 ein Kloster in Steyr vollendet und 1630 der Grundstein für ein Kloster in Wels gelegt. In Freistadt wirkten die Kapuziner ab 1639/1640, in Gmunden ab 1636, im Innviertel ließen sich die Kapuziner in Braunau (1621), Schärding (1635) und Ried im Innkreis (1641) nieder; die Coelestinerinnen wirkten ab 1646 in Steyr.

Mitte des 17. Jahrhunderts waren 18 Klöster in Oberösterreich entweder neu errichtet oder wiederbesiedelt. Von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum letzten Jahrzehnt der Regierung Maria Theresias (1740–1780) kamen zu den florierenden Klöstern im Lande noch zehn neue Niederlassungen hinzu.

Autor: Johannes Ebner, 2010