Erbefolgekriege in Oberösterreich

Das Zeitalter der Erbfolgekriege in Oberösterreich


Das 18. Jahrhundert war das Jahrhundert der Erbfolgekriege: der Spanische Erbfolgekriege (1701–1714), der Polnische (1733–1738), die Österreichischen (1740–1748), die in den Siebenjährigen Krieg (1756–1763) mündeten, und zuletzt der Bayerische Erbfolgekrieg (1778–1779). Immer wieder war auch Oberösterreich betroffen und ging es um die territoriale Zugehörigkeit des Land oder von Landesteilen zu Bayern oder Österreich.

Maria Theresia am 9. Jänner 1742 an Feldmarschall Graf Khevenhüller

„Demnach Unsere gerechten Waffen unter deiner tapferen Anführung Uns durch göttlichen Beistand den Besitz Unseres Erzherzogthunms Österreich ob der Enns wieder eingeraumet […]

Kriegsschauplatz Oberösterreich
Im Spanischen Erbfolgekrieg war Oberösterreich Kriegsschauplatz, weil sich der bayerische Kurfürst auf die Seite Frankreichs gegen Österreich und dessen Verbündete England und die Niederlande gestellt hatte. An der Hausruckgrenze wurden Schanzen errichtet, sowohl auf bayerischer wie auf österreichischer Seite. Es wurden bäuerliche Aufgebote aufgestellt. Zu Beginn des Jahres 1704 drangen die Bayern über Peuerbach bis Eferding vor. Sie mussten sich nach wenigen Tagen wieder zurückziehen. Erst der Sieg der kaiserlichen Truppen bei Höchstädt (13. August 1704) beendete die Gefahr für Oberösterreich.

Aufstand der Bayern
1705 starb Kaiser Leopold I. Sein Nachfolger Kaiser Joseph I. ließ Bayern kurz nach seinem Regierungsantritt besetzen. Die harte kaiserliche Besatzung führte zu einem Aufstand in Bayern. „Lieber bayerisch sterben, als in des Kaisers Unfug verderben“, lautete die bayerische Parole. Die Bewegung breitete sich vom Rott- und Vilstal in das spätere Innviertel aus, von wo auch die beiden Anführer stammten: Johann Georg Meindl, ein Wirtssohn und Student aus Altheim, und Georg Sebastian Plinsanger, ein Gerichtsschreiber aus Thurnstein. Die Forderungen wurden rasch radikal; man wünschte nicht nur die Freiheit vom Kaiser, sondern auch von allen Obrigkeiten und Abgaben. Die aufständischen Bayern eroberten Burghausen, Braunau und Schärding. 1706 unterlagen sie den kaiserlichen Truppen. Kaiser Joseph I. konnte bereits damals vorübergehend den größten Teil des heutigen Innviertels an Oberösterreich anschließen. 1714, im Frieden von Rastatt, musste alles wieder an Bayern zurückgegeben werden.

Pragmatische Sanktion
Kaiser Josephs I. Nachfolger Karl VI., der nur zwei Töchter hatte, hatte sich in der Pragmatischen Sanktion vom 19. April 1713 die weibliche Erbfolge zusichern lassen, die staatsrechtlich nicht vorgesehen war. Das Land Oberösterreich stimmte als eines der ersten bereits am 19. April 1720 zu. Als der Kaiser aber 1740 starb, erwies sich dies alles als wenig hilfreich. Preußen und Bayern verweigerten die Anerkennung. Der bayerische Kurfürst Karl Albrecht, der das habsburgische Erbe und die Kaiserkrone für sich reklamierte, hatte schon seit 1732 eine Dokumentation der Rechtsgrundlagen seiner Ansprüche anlegen lassen. Auch der Preußische König Friedrich II. hatte Erbansprüche.
Die Oberösterreicher waren neutral. Für die Untertanen war es unerheblich, wer sie ausbeutete. Und der Adel war auf seinen eigenen Vorteil bedacht und suchte sich nach allen Seiten abzusichern.

Österreichischer Erbfolgekrieg
Der Österreichische Erbfolgekrieg begann im Dezember 1740 mit dem preußischen Einmarsch in Schlesien. Von der bayerischen Seite wusste man, dass Oberösterreich das wichtigste Zielgebiet war, auch wenn die bayerischen Begehrlichkeiten weiter gingen: zur Kaiserkrone und zum gesamten habsburgischen Erbe. Man erkannte auf habsburgischer Seite die Gefahr, die aus Bayern drohte, auch wenn mit dem bayerischen Kurfürsten Maria Theresia kein Regent vom Format des Preußenkönigs Friedrich II. gegenüberstand. Aber von der Größe und Bevölkerungszahl war Bayern kaum kleiner als das damalige Preußen. Und Bayern hatte die Unterstützung Frankreichs.
Auf Befehl Maria Theresias zählte man, was Oberösterreich an militärischem Potential aufbringen konnte; das ergab nicht allzu viel: 51 Kanonen, 207 Böller und so genannte Doppelhaken, 1241 gezogene Röhren und 4910 Flinten. Man rechnete mit etwa 10.000 Waffenfähigen, die man im Land hätte aufbringen können. Diesem oberösterreichischen Aufgebot wurde die Sicherung der Grenze übertragen.

Einmarsch bayerischer Truppen
Am 10. September 1741 erschien ein bayerischer Hoftrompeter in Linz, der die bayerischen Forderungen überbrachte und den Einmarsch der Truppen nach Oberösterreich ankündigte. Maria Theresia leistete vorerst keinen Widerstand. Man hatte sich auf die Ennsgrenze zurückgezogen. Die oberösterreichischen Stände schickten den über Peuerbach, Waizenkirchen und Hartheim und auf dem Donauweg heranrückenden bayerischen und französischen Truppen Emissäre entgegen. Am 14. September wurde Linz besetzt. Der bayerische Kurfürst zog am 15. September feierlich in Linz ein, wobei den Berichten zufolge „die Menschenmassen freudig zusammenliefen“. Der begleitende französische Gesandte berichtete, der Kurfürst sei in Linz so freundlich empfangen worden, wie es wohl auch in München geschehen wäre. Karl Albrecht forderte von den Ständen die Erbhuldigung. Er komme „in seine eigenen Lande als Freund, wahrer Erb-Herr und Landes-Fürst“. In seinem Tagebuch vermerkte er stolz: „Die Deputierten der Landstände kamen zu mir, um meine Befehle zu erwarten, und die ganze Bevölkerung schien sehr zufrieden, mich als Herrscher anzuerkennen.“

Der Kurfürst tat alles, um die Landesbewohner nicht zu verärgern. Anders verhielten sich seine französischen Hilfstruppen. Diese brandschatzten und requirierten. Die Franzosen kritisierten den Kurfürsten: Er tue alles, um beliebt zu sein, dabei müsse er doch alles tun, um gefürchtet zu werden. Am 20. September wurden die Landräte und der Landschreiber auf den neuen Landesherrn aus Bayern vereidigt. Am 2. Oktober 1740 huldigten ihm die oberösterreichischen Stände, obwohl Maria Theresia dies verboten und für ungültig erklärt hatte. Die oberösterreichischen Stände rechtfertigten sich später damit, dass sie über dieses Verbot wegen Verspätung auf dem Postweg zu spät erfahren hätten und vom bayerischen Kurfürsten zur Huldigung gezwungen worden wären. Karl Albrecht rückte aber nicht weiter nach Wien vor, sondern wandte sich nach Böhmen, um die böhmische Krone zu erwerben.
Am 24. Jänner 1742 wurde er auch zum deutschen Kaiser gewählt.

Sieg gegen die Bayern und Franzosen
Maria Theresia konnte in der Zwischenkriegszeit Truppen requirieren. Mit einem neuen Heer konnte Feldmarschall Ludwig Andreas Graf Khevenhüller in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 1741 in mehreren Abteilungen nach Oberösterreich vorstoßen. Am 1. Jänner 1742 wurden die verbliebenen bayerischen und französischen Truppen in Linz eingeschlossen. Ausfälle in Richtung Gallneukirchen, Ebelsberg und Wilhering scheiterten. Den theresianischen Truppen gelang es, ganz Oberösterreich wieder zuzückzuerobern und ihrerseits nach Bayern vorzustoßen, Ried und Schärding zu besetzen und ein bayerisches Entsatzheer an der Rott vernichtend zu schlagen. Die in Linz eingeschlossenen rund 10.000 bayerischen und französischen Soldaten ergaben sich am 23. Jänner 1742 nach einem Artilleriebeschuss und einem Sturm auf die Vorstädte, bei dem 189 Häuser abbrannten.

Gegen die Stände wurde wegen ihres Verhaltens eine Untersuchung eingeleitet. Jene, die im Oktober dem bayerischen Kurfürsten gehuldigt und mit den Bayern zusammengearbeitet hatten, sollten zur Rechenschaft gezogen werden.
Obwohl Maria Theresia vom Verhalten der oberösterreichischen Stände sehr enttäuscht war, fiel die Abrechnung milde aus. Im Jahr 1745 wurden auch die Adeligen, von denen Maria Theresia am meisten enttäuscht gewesen war, pardoniert. Schlimmer erging es einfachen Untertanen, die sich auf die Seite der Bayern geschlagen hatten.

Erbhuldigung in Linz
Maria Theresia kam im Sommer 1743 nach Linz, um am 25. Juni die Erbhuldigung der Stände entgegenzunehmen. Sie erfolgte nach demselben Muster wie die Erbhuldigung für Karl VI. und Karl Albrecht. Maria Theresia blieb vom 20. Juni bis 3. Juli in Oberösterreich. Die Vergnügungen, die dabei auf dem Programm standen, waren ähnlich wie bei Karl VI.; es fanden zwar deutlich weniger Jagden statt, dafür wurden aber mehr Komödien, Bälle, Schokoladen- und Kaffeekränzchen und feine Diners veranstaltet. Diese Erbhuldigigung war gleichzeitig die letzte derartige Zeremonie in Linz.

Siebenjähriger Krieg
Der Krieg war aber damit noch nicht zu Ende. Die theresianischen Truppen hatten im hin und herwogenden Kriegsglück vorübergehend ganz Bayern besetzt. Auch die bayerischen Stände mussten Maria Theresia huldigen. Im Herbst 1744 konnte Karl Albrecht zwar nach Bayern zurückkehren, starb aber bereits am 20. Jänner 1745. Im Frieden von Füssen am 22. April 1745 erhielten die Wittelsbacher zwar Bayern zurück, mussten aber auf alle Ansprüche auf Österreich verzichten und sich verpflichten, Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, zum Kaiser zu wählen. Die Ära der Erbfolgekriege war aber damit keineswegs zu Ende.
Der Krieg mit Preußen ging bis 1748 weiter und flammte im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 wieder auf. Es ging um Schlesien, das viel bedeutender war als Oberösterreich, und um die Vorherrschaft im Reich, in Europa und in der ganzen Welt. Das letzte Nachbeben der Erbfolgekriege brachte in einem weiteren Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 Oberösterreich das Innviertel.

Ungeheures Leid
Die endlosen Kriege brachten ungeheures Leid und riesige Brandschatzungen und Verwüstungen. Doch die hohen Kriegskosten zwangen die Herrscher auch zu Reformen. Die Konsequenz für Österreich war, dass Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. sich, ob sie wollten oder nicht, zu Reformen bequemen mussten, die ihnen Preußen unter Friedrich II. bereits vorgemacht hatte und die dem viel kleineren Preußen zu seinen spektakulären Erfolgen gegen das viel größere Österreich verholfen hatten. Das Ergebnis waren die theresianischen Reformen: eine Militär- und Verwaltungsreform, die Kreiseinteilung, Einführung der Wehrpflicht, eine Steuerreform mit der so genannten Theresianischen Fassion, die bislang verschwiegene Einkünfte der Grundherrn offenlegen sollte, die Einführung der Volksschulen, die Volkszählungen und Häusernummerierung, Manufakturgründungen und die Förderung des agrarischen und industriellen Fortschritts.
Für Oberösterreich hatte die politische Reform die Folge, dass die Rechte der Stände entscheidend eingeschränkt wurden, gleichzeitig wurde aber die verwaltungsmäßige Verbindung mit Niederösterreich weiter gelockert und die Stellung Oberösterreichs als eigene Provinz wurde gestärkt.

Das Programm rund um die Erbhuldigungsfeier für Kaiser Karl VI. am 10. September 1732 in Linz

Die Distanz der Herrschenden zum Volk war extrem. Es war die hohe Zeit des Absolutismus. Die Macht der Stände war auf ein Minimum geschrumpft. Die Erbhuldigung der Stände, einst für den Landesfürsten bei seinem Amtsantritt der wichtigste Rechtsakt, war zu einem teuren Barockfest zusammengeschrumpft. Karl VI. nahm die Erhbeuldigung von den oberösterreichischen Ständen erst 20 Jahre nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1732 entgegen. Die vorliegenden Berichte beschäftigen sich vornehmlich mit dem aufwendigen Zeremoniell und den vielen begleitenden Jagden, Opernaufführungen und Festessen.

Die Distanz der Herrschenden zum Volk war extrem. Es war die hohe Zeit des Absolutismus. Die Macht der Stände war auf ein Minimum geschrumpft. Die Erbhuldigung der Stände, einst für den Landesfürsten bei seinem Amtsantritt der wichtigste Rechtsakt, war zu einem teuren Barockfest zusammengeschrumpft. Karl VI. nahm die Erhbeuldigung von den oberösterreichischen Ständen erst 20 Jahre nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1732 entgegen. Die vorliegenden Berichte beschäftigen sich vornehmlich mit dem aufwendigen Zeremoniell und den vielen begleitenden Jagden, Opernaufführungen und Festessen.

22. August abends: Eintreffen des Kaisers in Freistadt
23. August:
7 Uhr:
Weiterreise nach Linz
11 Uhr: Eintreffen in Linz Sonntag
24. August: Besuch des Messe und Audienzen
25. August: Hirschjagd im Kürnberger Wald
26. August: Besuch einer Serenade
27. August: große Hirschjagd in der Herrschaft Riedegg
28. August: große Gala anlässlich des Geburtstags der Kaiserin mit wunderschöner Serenade
29. August: Fischstechen bei Lambach an der Traun
30. August: Gämsenjagd am Traunstein
31. August: Ruhetag
1. September: Besichtigung des Traunfalls
2. September: Gämsenjagd in Ischl
4. September: Auf der Rückreise Einkehr im Schloss Neu-Wartenberg, das von Graf Saint Julien eigens für diesen eintägigen Kaiserbesuch errichtet worden war. Graf Johann Albrecht Saint-Julien hatte weder Aufwand noch Kosten für das Schloss gescheut, als Karl VI. ihm zugesagt hatte, ihn zu besuchen. Eine Marmortafel auf dem Falkenhäuschen im hinteren Park hält fest, dass der Kaiser 1732 auf der Rückreise von Ischl sein Versprechen eingelöst hat.
5. September: verschiedene Unterhaltungen und Hirschjagd und Fischerei
6. September: Ankunft in Linz, unterwegs Hirschjagd unweit Puchberg
7. September: Hofgala in Linz anlässlich des Geburtstags der Königin von Portugal mit Messbesuch
8. September: Fest Maria Geburt, Messbesuch und Litanei
9. September: Vorbereitung der Erbhuldigung
10. September: Erbhuldigung
11. September: Audienz für den Erzbischof von Salzburg
12. September: Hirschjagd auf der Welser Heide
13. September: Audienzen
14. September: Titelverleihungen
15.–19. September: neuerdings Jagden und Fischen im Salzkammergut
20. September: Hirschjagd in der Herrschaft Wildberg
22.–24. September: Erholung in Linz
25. September: Besuch in Garsten
26. September: Hirschjagd mit dem Fürsten Lamberg etc. etc.
Am 1. Oktober Rückkehr nach Wien auf dem Wasserweg

Die Ämter anlässlich einer Erbhuldigung:
Obrist-Erblandhofmeister: trägt den Obristenhofmeisterstab
Obrist-Erblandkämmerer: trägt den Kammerschlüssel
Obrist-Marschall: trägt das bloße Schwert
Obrist-Erblandstallmeister: führt das Pferd
Obrist-Erblandmundschenk: reicht dem Kaiser bei der Tafel zu trinken
Obrist-Erblandtruchsess: trägt dem Kaiser die Speisen auf
Obrist-Erblandsilberkämmerer: deckt dem Kaiser die Tafel
Obrist-Erblandjägermeister: führt einen großen weißen Hund
Obrist-Erblandkuchelmeister: überwacht die Speisen
Obrist-Erblandpannierträger: trägt die Erbpannierfahne
Obrist-Erblandmünzmeister: präsentiert dem Kaiser die Gedächtnismünzen
Obrist-Erblandvorschneider: Vorschneiden und Vorlegen der Speisen für den Kaiser
Obrist-Erblandschildträger und Kampfrichter
Obrist-Erblandfalkenmeister: trägt den kaiserlichen Falken
Obrist-Erblandstaeblmeister, Obrist-Erblandtürhüter
Obrist-Erblandhofcaplan: Der Abt von Garsten, spricht beim Erbhuldigungsessen das Tischgebet.

Literatur:

  • Haider, Siegfried: Geschichte Oberösterreichs, Wien 1987.
  • Hochedlinger, Michael: Oberösterreich im Spanischen Erbfolgekrieg 1702–1706.  Wien 1993 (= Militärhistorische Schriftenreihe 66)
  • Otruba, Gustav: Die Erbhuldigungen der oberösterreichischen Stände 1732 – 1741 – 1743. Eine Studie zur Geschichte des Treueverhaltens von Klerus, Adel und Bürgertum gegenüber Karl VI., Karl Albert und Maria Theresia. In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Bd. 16 (1990), 135–301.
  • Wacha, Georg: Hofjagd in Oberösterreich – Kaiser Karl VI. und Neuwartenburg. In: Oberösterreich. Kulturzeitschrift Jg. 36 (1986) H. 3, 19–24.
  • Wacha, Georg: Die Habsburger und das barocke Linz. Von Leopold I. über Karl VI. zu Maria Theresia. In: Oberösterreich. Kulturzeitschrift Jg. 39 (1989) H. 4, 7–14.

Autor: Roman Sandgruber

Oberösterreichische Nachrichten, 15. Jänner 2011