Die Grünen

In den späten 1970er Jahren kam es in Österreich zu ersten grünen Kandidaturen bei Gemeinderatswahlen, die „Bürgerliste“ zog 1977 mit zwei Mandaten in den Gemeinderat der Stadt Salzburg ein. Im Oktober 1982 steigerte sich die von Herbert Fux angeführte Bürgerliste in Salzburg von 5,58 Prozent auf 17,69 Prozent und errang sieben Mandate. Dieser Erfolg beschleunigte die Gründung von ALÖ (Alternative Liste Österreich) und VGÖ (Vereinte Grüne Österreichs), die in den folgenden drei Jahren die Grün-Politik bestimmten.

Die ALÖ wurde am 5. November 1982 in Graz gegründet und getragen von Aktivistinnen und Aktivisten aus der Anti-AKW-, Dritte-Welt-, Friedens- und Frauenbewegung (in Wien auch stark von der studentischen Linken).

Die VGÖ gingen aus dem bürgerlichen Flügel der Anti-Zwentendorf-Bewegung hervor und wurden am 2. Dezember 1982 gegründet, ihr erster Vorsitzender war der Geologe und Universitätsprofessor Alexander Tollmann, der nach der Nationalratswahl 1983 von Josef Buchner aus Steyregg (bis 1994) abgelöst wurde. Auch Herbert Fux, 1986 bis 1990 mit einer kurzen Unterbrechung Nationalratsabgeordneter der Grünen Alternative und danach deren Ehrenobmann, war anfangs bei den VGÖ. Die VGÖ sahen ihre Hauptaufgabe im Umweltschutz und lehnten Gesellschaftsveränderung im Gegensatz zur ALÖ ab.

Die ALÖ übernahm die Grundsätze der deutschen Grünen – ökologisch, solidarisch, basisdemokratisch, gewaltfrei. Innerhalb der ALÖ gab es zwei Strömungen: „gemäßigte“ um die AL Graz und die meisten Bundesländer-ALs (zu der auch eine kurze Zeit existierende so genannte „Donnerstags-Gruppe“ der AL Wien gezählt wurde) und eine „radikale", stärker an Randgruppenpolitik interessierte, die von der AL Wien (bzw. von deren Mehrheit) und ab 1984 auch von Teilen der Bundesländer-ALs (etwa Niederösterreich) getragen wurde.

Bei der Nationalratswahl am 24. April 1983 kandidierten ALÖ und VGÖ getrennt und blieben ohne Mandat (gemeinsam wäre der Einzug ins Parlament gelungen). Die ALÖ kam auf 65.816 Stimmen und 1,36 Prozent, die besten Ergebnisse erzielte sie in Vorarlberg mit 2,00 Prozent und in der Steiermark (wo sie sogar stärker als die VGÖ war) mit 1,82 Prozent. Die VGÖ, denen in Meinungsumfragen bereits bis zu 8 Prozent der Stimmen vorausgesagt worden waren, stürzten schließlich vor der Wahl, u. a. auch wegen Konflikten zwischen Tollmann und Fux, ab und kamen auf nur 93.798 Stimmen und 1,93 Prozent. Ihre besten Resultate verzeichneten sie in Salzburg mit 2,74 Prozent und in Vorarlberg mit 2,65 Prozent. Die VGÖ hatten ihre Hochburg in Linz, wo sie im Oktober 1985 auf 3 Mandate (5,51 Prozent) kamen, die sie 1991 verteidigten.

Bei der oberösterreichischen Landtagswahl im Oktober 1985 kandidierten drei grüne Parteien: die VGÖ (Vereinigte Grüne Österreichs), die DGÖ (Die Grünen Österreichs) und GAL (Grün-Alternative). VGÖ-Obmann Buchner hatte ein schon fertiges Bündnis mit der AL im letzten Moment platzen lassen, da er sich stark genug fühlte, in seiner Heimat den Einzug alleine zu schaffen. Die Rechnung ging nicht auf, die VGÖ erreichten nur 2,19 Prozent, und die aus AL und einigen Ex-VGÖler/-innen gebildete GAL kam auf 1,68 Prozent.

Auch 1991 verhinderte Buchner durch eine VGÖ-Kandidatur einen Landtagseinzug der GAL (3,06 Prozent) in Oberösterreich. Dieser gelang erst 1997 (mit 5,78 Prozent), als Buchner sich auf die Kandidatur bei den Kommunalwahlen in seiner Heimatgemeinde Steyregg konzentrierte und dort auch (als erster österreichischer Grünpolitiker) direkt zum Bürgermeister gewählt wurde.

Bei der Nationalratswahl am 23. November 1986 erzielte die „Grüne Alternative – Liste Freda-Meissner-Blau“ 4,8 Prozent der Stimmen. Damit gelang den Grünen mit acht Mandaten der erstmalige Einzug ins österreichische Parlament. Bald allerdings kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Grünen und Grün-Alternativen. Buchner schied aus dem Grün-Alternativen Parlamentsclub aus. 1988 wurde Buchner zwar von den „Vereinigten Grünen Österreichs“ neuerlich zum Landesobmann gewählt. Doch konnte sich diese Grün-Gruppierung letztlich nicht durchsetzen. Seit 1997 ist Buchner erster direkt gewählter Bürgermeister von Steyregg.

1991 kandidierten zwei Grün-Parteien: die VGÖ und die GAL, erreichten aber kein Mandat. 1997 zogen die Grünen Oberösterreich erstmals in den oberösterreichischen Landtag ein. Der Wahlkampf zu den Landtagswahlen 2003 war auf eine Grüne Regierungsbeteiligung ausgelegt. Nachdem die Grünen Zugewinne verbuchen konnten, kam es innerhalb der Partei zu Kontroversen, ob und zu welchen Bedingungen eine gemeinsame Landesregierung mit der stimmenstärksten Partei, der ÖVP, vereinbart werden soll. Die als bürgerlicher geltende Fraktion rund um Rudi Anschober setzte sich durch, Anschober wurde Landesrat in der von Josef Pühringer (ÖVP) geführten Landesregierung. Die Linzer Grünen um den Stadtrat Jürgen Himmelbauer waren am stärksten gegen das Schwarz-Grüne Regierungsübereinkommen aufgetreten.

Autor: Roman Sandgruber, 2005