Frauen
im Widerstand

Auch in Oberdonau waren Frauen Teil des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten, wenn auch nicht in übermäßiger Zahl. Die Motivationen zum Widerstand waren so vielfältig wie die Formen der regimekritischen Aktivitäten. Sie reichen von der kommunistischen Partisanen-Unterstützerin Theresia Pesendorfer in Bad Ischl über Hermine Schleicher, die anti-nationalsozialistische Flugblätter verteilte, bis zu Cäcilia Spitzbart aus Gmunden, die für die kommunistische Rote Hilfe Gelder sammelte; von den Bäuerinnen aus Steinbach an der Steyr, die trotz Einschränkungen ihre Gebetsrunden aufrecht erhielten, über Bibelforscherinnen, die für verbotene Treffen ihre Wohnungen zur Verfügung stellten, bis hin zu Frauen, die öffentlich den Führer beleidigten oder ZwangsarbeiterInnen unterstützten.

Vergehen gegen das Heimtückegesetz
Ein als Vergehen gegen das Heimtückegesetz gewerteter, oftmals spontan zu Tage tretender Alltagsdissens in der Form von diffamierenden Äußerungen über Hitler oder das NS-Regime, Schädigung der Kriegswirtschaft durch die Hinterziehung von Lebensmitteln oder illegales Schlachten von Tieren, Zersetzung der Wehrkraft durch das Versenden von Briefen mit kritischem Inhalt an Frontsoldaten gehörten zu den Erscheinungsformen des frauenspezifischen Widerstandes. Das verbotene Abhören ausländischer Rundfunksender, der verbotene Umgang mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern oder eine Ablehnung der Verleihung des Mutterkreuzes kamen hinzu.

Hilfe für KZ-Häftlinge
Darüber hinaus wehrte sich ein oft konfessionell motivierter weltanschaulicher Dissens vor allem bei Frauen etwa gegen Begrenzungen der religiösen Praxis oder äußerte sich zum Beispiel in Hilfeleistungen für KZ-Häftlinge. Die Bäuerin Maria Langthaler aus Schwertberg etwa versteckte drei Monate lang am Dachboden ihres Hauses zwei russische Offiziere, die im Februar 1945 zusammen mit 500 weiteren sowjetischen Gefangenen aus dem KZ Mauthausen geflohen waren, so dass sie der dreiwöchigen Großfahndung (Mühlviertler Hasenjagd) entkommen konnten.

Politischer Widerstand
Auch im politischen Widerstand waren Frauen aktiv. Hier wären etwa die Schwestern Margarethe Müller und Theresia Reindl oder Gisela Tschofenig-Taurer zu nennen, die eine Rolle im kommunistischen Widerstand in der Gruppe um Josef Teufl in Linz gespielt haben. Aber auch in der kommunistischen Linzer Widerstandsgruppe Münichreiter rund um Ludwig Telfner (Frieda Buchacher), in den Salzkammergut-Widerstandsgruppen Willy-Fred oder Salzkammergut-Partisanen rund um Josef Plieseis (Theresia Pesendorfer, Marianne Feldhammer, Helene Egger, Cäcilia Langeder) oder im kommunistischen Unterstützungsnetzwerk Rote Hilfe in Gmunden (Maria Ehmer) und Wels (Cäcilia Fischill) und in der überparteilichen Freistädter Gruppe (auch Neues freies Österreich) um Ludwig Hermentin, die eine Loslösung Österreichs von NS-Deutschland anstrebte, waren Frauen vertreten.

Wurden Regime-Gegnerinnen verhaftet, wurden sie meist im Frauengefängnis Kaplanhof in Linz interniert. Nach dessen Bombardierung am 31. März 1945 wurden die überlebenden Gefangenen in das Arbeitserziehungslager Schörgenhub verlegt.

Autoren: Josef Goldberger und Cornelia Sulzbacher

Aus: Goldberger, Josef - Cornelia Sulzbacher: Oberdonau. Hrsg.: Oberösterreichisches Landesarchiv (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 11).- Linz 2008, 256 S. [Abschlussband zum gleichnamigen Forschungsprojekt des Oberösterreichischen Landesarchivs 2002-2008.]


Audiohinweis zum Nachhören: Der verborgene Widerstand der Frauen

 

Freies Radio Salzkammergut vom 5. Juli 2005
Wie so ein Nachtfalter - der verbogene Widerstand der Frauen
Redaktion: David Guttner, Jörg Stöger