16. Jahrhundert

Bauernaufstände im 16. Jahrhundert in Oberösterreich


Eine Reihe von Aufständen
Im 16. Jahrhundert verging kein Jahrzehnt ohne Aufstände. 1511/1512 ist ein bewaffneter Aufstand gegen die hohe Steuerlast und das harte Vorgehen beim Eintreiben der Abgaben in den Herrschaften Kammer, Kogl (bei St. Georgen im Attergau) und Frankenburg belegt. Die Steuereintreiber wurden von bewaffneten Bauern in die Flucht geschlagen, doch konnten die Aufständischen schließlich überwältigt werden. Auf eine Beschwerdeschrift aus dem Jahr 1512 hin sicherte Kaiser Maximilian I. den Bauern schließlich zu, dass sie nicht mehr weiter bedrückt werden dürften.
1525, im Jahr des großen Bauernkrieges in Deutschland, kam es vor allem in Salzburg und der Steiermark zu Bauernaufständen, die auch auf das Land ob der Enns übergriffen. Zusammenrottungen von Bauern waren im Attergau (St. Georgen im Attergau, Vöcklamarkt), wo noch die Leibeigenschaft bestand, im inneren Salzkammergut, dem Ennstal sowie der Gegend um Freistadt zu verzeichnen. Die Lage war aber weniger gespannt als anderswo, Kampfhandlungen blieben aus. Man suchte bereits vor einem Eskalieren die Lage zu beruhigen und schickte dann ein Exekutionsheer, das von Pfarre zu Pfarre zog und die Rädelsführer gefangen nahm. In Wien wurden diese mit hohen Geld- und Arreststrafen belegt.

Reichensteiner Robotaufstand
Unruhen herrschten im 16. Jahrhundert auch in der Herrschaft Spital am Pyhrn (1538–1542, 1548–1554), in der Gegend um Wels und Lambach (um 1560), in der Herrschaft Frankenburg (um 1570), 1573 bei Steyr und 1576 im Traunviertel.
Bekannt geworden sind auch die Händel – der so genannte Reichensteiner Robotaufstand (1568–1597) – zwischen dem Bauernschinder Christoph Haym auf Burg Reichenstein und dem Bauern Siegmund Gaisrucker, der seinem Herrn die Fehde ansagte. Auf Gaisrucker („ein weißblichner Mann, bei 30 Jahre alt, von ziemlicher Länge mit einem falben Bärtl“) wurde ein Kopfgeld ausgesetzt: 300 Gulden lebend, 100 Gulden tot. Doch Gaisrucker konnte untertauchen.

Sierninger Handel
Der so genannte Sierninger Handel von 1588 war das Vorspiel zum zweiten großen Bauernaufstand, der in Oberösterreich zwischen 1594 und 1597 andauerte und sich im angrenzenden Niederösterreich und der Steiermark fortsetzte. Von den Maßnahmen der Gegenreformation bzw. der Einsetzung eines Passauer Domherren und dessen Eintreten für die katholische Liturgie in Sierning ausgelöst, hatte der so genannte Sierninger Handel seinen Schwerpunkt in der Eisenwurzen. In Sierning, Windischgarsten, Spital am Pyhrn, aber auch in Gaspoltshofen, Hofkirchen an der Trattnach, Vöcklamarkt und Pfaffing wurden katholische Geistliche vertrieben; in Losenstein, Weyer und Gaflenz rotteten sich die Bauern zusammen. Der Anführer der Aufständischen war Franz Rottenhofer, der Schulmeister von Sierning. In all jenen Gebieten, in denen Aufstände zu verzeichnen waren, befanden sich auch Besitzungen der Familie Jörger. Die Lage konnte aber schließlich durch einen Kompromiss beruhigt werden: Der katholische Priester blieb im Ort, ihm wurde allerdings ein lutherischer Vikar zur Seite gestellt.

Zweiter Bauernaufstand (1594–1597)
Unmittelbarer Auslöser des so genannten zweiten Bauernaufstandes in Oberösterreich war die Einsetzung eines katholischen Pfarrers von St. Peter am Wimberg, der von evangelischen Bauern vertrieben wurde. Die Aufstände griffen über die Stiftspfarren von St. Florian, Schlägl und Wilhering auf das Mühlviertel und das Machlandviertel, schließlich auf das Hausruck- sowie das Traunviertel und sogar auf Niederösterreich über. Der Aufstand wurde bald zum Krieg auch gegen adelige – meist evangelische – Grundherren, da die Abgabenlast drückend war; religiöse und politische Motive vermischten sich so miteinander. Im Oktober 1595 drangen landständische Truppen unter Hans Wilhelm von Zelking, Herr auf Weinberg, in das von den aufständischen Bauern besetzte Eferding ein und vertrieben die Aufrührer. Im Herbst 1596 kam es zu Auseinandersetzungen in Steyr. Am 13. November 1595 erlitten die ständischen Truppen unter Weikhard von Polheim mit einem Aufgebot von 400 Mann gegen einige 1000 Bauern bei Neumarkt am Hausruck eine schwere Niederlage. Ein blutiger Rachezug des Protestanten Gotthard von Starhemberg war die Folge, bei dem er 1597 27 Bauern völlig willkürlich und ohne jede Begründung „wie Birnen“, wie er sich ausdrückte, auf den Bäumen aufhängen ließ.

Bauern als „Herren“

1589 prophezeite ein Untertan der Herrschaft Pürnstein, der Bauer Thomas Khagerer zu Wintersperg auf dem Kasten, es werde die Zeit kommen, dass die Bauern Herrn und im Himmel sein werden, die Herrn aber in der Hölle sitzen.
Die 15 Artikel aus dem oberösterreichisch-niederösterreichischen Bauernaufstand von 1595/1597 enthielten die Vorstellungen von einer grundherrschaftslosen, „schweizerischen“ Freiheit. Einer der betroffenen Adeligen meinte daher, dass die Bauern eine „demokratia“ zur Unterdrückung des Adels anstrebten.
Noch 1683 äußerten sich Bauernvertreter in den Herrschaften Weinberg und Steyr dahingehend, dass man „die Herren und Pfaffen erschlagen müsse“.

Autor: Roman Sandgruber, 2010