3. Jahrhundert

Im Dritten Jahrhundert durchlebte das römische Reich eine Reihe von inneren Krisen und militärischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarvölkern jenseits des Limes. Besonders die ab den 30er Jahren zunehmenden kriegerischen Einfälle durch Alamannenscharen zogen den Grenzbereich Raetiens und Noricums schwer in Mitleidenschaft. Aufgrund der Wirtschaftskrise des 3. Jh. organisierte Kaiser Diokletian (284–305) Armee und Verwaltung neu, wodurch es gelang, wieder Ordnung im Reich herzustellen.

Alamannengefahr
Seit Beginn des 3. Jahrhunderts litt das römische Reich unter dem Vordringen kriegerischer Alamannenstämme aus dem Nordwesten. Das veraltete Verteidigungssystem konnte den feindlichen Angriffen nicht mehr standhalten, und so gelang den feindlichen Truppen der Einfall bis in die innersten Alpentäler.

Reichsreform Diokletians
Die große Reichsreform Diokletians (284–305), die von zwei Leitgedanken getragen war: „Zerlegung der bisherigen Provinzen in kleinere Einheiten und deren Zusammenfassung zu größeren Verwaltungskörpern (Diözesen) sowie grundsätzliche Trennung von Militär- und Zivilgewalt“, hatte auch für Noricum Folgen. Es wurde durch eine ungefähr dem Tauernkamm folgende Grenzlinie in zwei Provinzen geteilt: Noricum ripense im Norden und Noricum mediterraneum im Süden. Letzteres erfuhr im Südosten eine Gebietserweiterung, indem ihm das Gebiet der ursprünglich pannonischen Kolonie Poetovio angeschlossen wurde.

In den beiden Provinzen leiteten dem Ritterstand entnommene praesides mit dem Rangprädikat vir perfectissimus die Zivilverwaltung. Die Amtssitze der praesides befanden sich für Binnennoricum in Virunum, für Ufernoricum in Ovilavis. Die militärische Macht lag in den Händen eines „Grenzgenerals“, der als dux Pannoniae primae et Norici ripensis den zu einem Dukat zusammengefassten norischen und ehemals oberpannonischen Donaulimes befehligte. Er hatte ebenfalls den Rangtitel vir perfectissimus und residierte in Lauriacum.

Die Fürsorge Diokletians für den Donaulimes fand ihren Ausdruck in der Stationierung der neugegründeten legio I Noricum in Ufernoricum. Diese in zwei Teile geteilte Truppe hatte die Aufgabe, den östlichen Teil der norischen Donaugrenze zu überwachen, während der westliche Abschnitt bis zur Innmündung unter der Kontrolle der legio II Italica stand. Von der legio II Italica sind im heutigen Oberösterreich drei Lagerstandorte bekannt: das größte Lager in Lauriacum (Enns), ein weiteres in Lentia (Linz) sowie ein Kleinkastell in Ioviacum (Gstöttenau zwischen Aschach und Eferding).

Autoren: Christine Schwanzar, Gerhard Winkler, 2006