Mondseekultur

Das Gebiet der oberösterreichischen Seen war im späten Neolithikum von der Mondseekultur geprägt. Benannt nach Funden, die im 19. Jahrhundert aus dem Mondsee geborgen wurden, ist diese Kultur bekannt aufgrund so genannter Pfahlbauten, die korrekter mit dem Begriff „Feuchtbodensiedlungen“ zu beschreiben sind.
An den Ufern der Seen waren Siedlungen auf Pfählen errichtet worden, um sie vor der Feuchtigkeit des Uferbodens und den jahreszeitlichen Wasserspiegelschwankungen zu schützen. Die Siedlungsweise auf den Uferplatten an oder zum Teil auch in den Seen ist nicht nur charakteristisch für die Mondseekultur, sondern auch für andere Pfahlbaukulturen in einem breiten Bogen rund um die Alpen in Österreich (Kärnten), Slowenien, Italien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Das Phänomen der Pfahlbaukulturen beschränkt sich zeitlich nicht auf das Neolithikum, wie bronzezeitliche Siedlungsreste im Attersee deutlich zeigen.

Feuchtbodensiedlungen stellen bedeutende archäologische Hinterlassenschaften dar. Durch den heute im allgemeinen höheren Wasserstand der Seen gerieten die baulichen Überreste der ursprünglich am Uferrand stehenden Siedlungen unter Wasser, wodurch sie im Schlamm des Seebodens unter Luftabschluss konserviert wurden.

Hier bieten sich für die Archäologie hervorragende Erhaltungs- und Forschungsbedingungen. Neben den Strukturen der Gebäude lassen sich auch Aufschlüsse gewinnen über Gegenstände des täglichen Gebrauches, die aus vergänglichen Materialien wie Holz oder Textilien gefertigt wurden, sowie über Nahrungsgewohnheiten durch die Untersuchung von Speiseresten. Darin unterscheiden sich Pfahlbaukulturen für die Archäologie ganz wesentlich von anderen Kulturen und deren Siedlungen. Auch in Siedlungen, die nicht an Seeufern errichtet wurden, sind sicherlich regelmäßig Gegenstände aus organischen Materialien verwendet worden. Aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen sind sie dort aber längst verrottet und nicht mehr erforschbar.

Typisch für die Mondseekultur ist ihre Keramik. Die Gefäße wurden häufig mit in den Ton eingedrückten Winkel-, Kreis- und Girlandenmustern verziert, wobei in die Eintiefungen oft eine Kalkpaste eingerieben wurde. Dieser Vorgang des Inkrustierens bildete einen eindrucksvollen Kontrast zwischen dem dunklen Ton und der hellen Zier.

Autorin: Jutta Leskovar, 2006