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Stefan Fadinger


Wenige biografische Daten
Über Stefan Fadinger ist wenig bekannt. Nur drei Monate lang hat er die Bühne der Geschichte betreten, doch gilt er als der große und heldenhafte Anführer im oberösterreichischen Bauernkrieg des Jahres 1626.
Stefan Fadinger (auch Fattinger oder Fettinger) wurde 1586 geboren. Er war der Besitzer des Fatingerhofes in Parz bei St. Agatha. Dieser Hof, den Stefan Fadinger 1616 oder 1617 übernahm, wird bereits im Schaunberger Urbar von 1371 als Fatingerhof genannt. Die Verehelichung erfolgte wie damals üblich gleich nach der Hofübernahme. Berichtet wird von zwei Kindern. Das älteste Kind war im Todesjahr Fadingers 1626 höchstens acht oder neun Jahre alt.

Im Zuge der Gegenreformation hatten 1624 alle evangelischen Prediger und Lehrer innerhalb von acht Tagen das Land zu verlassen, so auch in Frankenburg. Zudem wurde ein katholischer Priester eingesetzt, was schließlich zum Aufstand der Bauern führte. Dieser hatte das grausame Frankenburger Würfelspiel am 15. Mai 1625 auf dem Haushamerfeld zur Folge.

Wahl zum Bauernanführer

Bald darauf führten die Bauern mit Stefan Fadinger Gespräche, er möge die Führung eines Bauernheeres übernehmen. Fadinger setzte sich mit großem Eifer für seinen evangelischen Glauben ein, war ein guter, überzeugender Redner und genoss das Vertrauen der Bauern. Doch als man ihm den Oberbefehl über das Bauernheer übertrug, fühlte er sich überfordert. Er verwies auf andere, „die leichter Beschlüsse fassen können“, wie er sagte. Fadinger war beliebt, militärisch allerdings kaum geschult und hatte von Kriegsstrategie und Taktik wenig Ahnung.

Im Mai 1626 begannen schließlich die bewaffneten Auseinandersetzungen. Der erste große Sieg der Bauern auf der Ledererwiese bei Peuerbach, wo die Soldaten des Adam Graf Herberstorff in eine Fall gelockt und vernichtend geschlagen wurden, trägt aber eher die Handschrift von Stefan Fadingers Schwager Christoph Zeller, war Fadinger doch kein großer Taktiker.

Taktische Fehler
So war es auch der erste folgenreiche Fehler von Fadinger, dass er den Sieg bei Peuerbach sowie andere Teilsiege der aufständischen Bauern genoss und mehrere andere Orte einnahm, anstatt sofort nach Linz zu ziehen, um die Hauptstadt zu besetzen. Herberstorff, der nach der Auseinandersetzung bei Peuerbach nur mit Mühe fliehen konnte, gewann dadurch Zeit, um Linz zu befestigen. Spätere Versuche der Bauern, die Stadt zu erobern, scheiterten. In Linz wurde Fadinger schließlich, als er die Stadtmauer entlangritt, durch Schüsse aus dem Landhaus getroffen und am Bein schwer verwundet. An diesen Vorfall erinnert die so genannte Geißelsäule auf der Linzer Promenade – hier soll Fadinger von der Kugel getroffen worden sein. Am Wundfieber, das sich aus der Verletzung entwickelte, starb er am 5. Juli 1626 vierzigjährig in seinem Hauptquartier in Ebelsberg bei Linz.
Nach seinem Tod war man entrüstet über den Hass der Sieger, der dem Toten nicht die Friedhofsruhe gönnte, sondern dem Grab entriss und im Seebacher Moos bei Eferding verscharren ließ. Fadingers Hof wurde niedergebrannt, seine Frau und die Kinder wurden aus dem Land gejagt. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

Weitere Anführer
Achaz Wiellinger von der Au, Besitzer des Wasserschlosses Aistersheim, trug nach Stefan Fadingers frühem Tod bis zum bitteren Ende des Bauernkrieges die Verantwortung. Er wurde am 26. März 1627 am Linzer Hauptplatz hingerichtet. Gemeinsam mit ihm starben auch zwei Steyrer Bürger, die beide auf der Seite der Bauern standen: der Stadtrichter Wolf Madlseder - ein überzeugter Protestant - und der Advokat Lazarus Holzmüller.Madelseder soll etwa den Befehl erteilt haben, die Stadttore von Steyr den aufständischen Bauern zu öffnen und diesen Zutritt zur Stadt zu gewähren. Auch Stefan Fadinger war im Jahre 1626 Gast des Wolf Madelseder in Steyr.
Die auf der Seite der Bauern kämpfenden Hans Hausleitner – Pfleger von Parz und Landgerichtsverwalter von Grieskirchen –, Hans Vischer, Balthasar Mayr, Tobias Angerholzer, Kilian Haizenauer aus Losenstein und der Stadtschreiber aus Steyregg, Georg Hoffmann, wurden ebenfalls hingerichtet.

Mythos Fadinger
Bald nach seinem Tod begannen sich Mythen um Stefan Fadinger zu bilden, die auch Literaten auf den Plan riefen. Sie waren es in erster Linie, die gemeinsam mit der mündlichen Überlieferung das Fadingerbild verklärten und verzerrten. Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts, also in einer Zeit der Gegenreformation in Oberösterreich, tauchten die ersten Fadingerlieder auf. Sie erzählten von dem „Helden, der für Glaubensfreiheit und Recht stritt“. Stefan Fadinger wurde zum oberösterreichischen Andreas Hofer.
Hans Kirchmayr zählt in seinem Aufsatz Der oberösterreichische Protestantismus in der Literatur an die zehn Veröffentlichungen – Romane und Schauspieltexte – auf, die sich speziell mit dem oberösterreichischen Bauernkrieg und der Gestalt Stefan Fadinger befassen. Zu dieser Aufstellung aus dem Jahre 1935 kamen inzwischen eine Reihe weiterer Werke und Veröffentlichungen dazu. So spannt sich der Bogen der Werke über den Bauernführer von Norbert Hanrieders (1842–1913) mundartlichem Epos Der oberösterreichische Bauernkrieg bis hin zu Oskar Zemme (geboren 1931), dessen Stück Salva Guardia oder Gewalt in Steyr 2004 im Graben des Schlosses Lambach aufgeführt wurde.
Qualität und Akzentsetzung der Stücke sind unterschiedlich. Keineswegs verschwiegen werden darf in diesem Zusammenhang aber, dass Thema und Protagonist zu manchen Zeiten politisch instrumentalisiert wurden und als Propagandamittel gegen die Habsburgermonarchie, gegen die römisch-katholische Kirche und für „Deutschtum“, Bauernstand und „Volkstum“ herhalten mussten.


Dieser Beitrag basiert auf:
Hansjörg Eichmeyer: Stefan Fadinger. Der oberösterreichische Protestantismus im Spiegel der Literatur (Quelle: Evangelisches Museum Oberösterreich, Rutzenmoos)

 

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