Die vom 2. Juli bis 31.Oktober 2021 geöffnete zweisprachige Sonderausstellung „CETVINY -ZETTWING. Ein böhmisches Dorf schreibt Geschichte“ im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt entstand in Kooperation mit dem Regionalmuseum Krumau und dem Zukunftsforum Freiwald. Vor 75 Jahren erfolgte die staatlich organisierte Ausweisung der deutschsprachigen Bewohner von Zettwing in acht Transporten nach Deutschland. Die bewegte Geschichte des 20.Jahrhunderts hat gerade im Grenzraum Mühlviertel-Südböhmen eine verletzte Landschaft und tiefe menschliche Verwundungen hinterlassen. Der unmittelbar an der oberösterreichisch-südböhmischen Grenze an der Maltsch gelegene, dem Erdboden gleich gemachte ehemalige Marktort ist zu einem Synonym für die bewegte Geschichte beider Länder geworden.
Die Ausstellung widmet sich zunächst in 14 Stationen den acht politischen Umbrüchen im 20. Jahrhundert, von der Monarchie bis heute. Besonders prägend die neue Staatsgrenze ab 1918 in der 1.Tschechoslowakischen Republik, der Anschluss an Oberdonau im Deutschen Reich 1938, die Aussiedlung der deutschsprachigen Einwohner 1946, der „Eiserne Vorhang“ 1951 und der Abriss des Ortes 1955/56. Militärstation, Zollamt und die Kirchenruine blieben 1989 als „Mahnmal der Geschichte“ von den 105 Häusern übrig. Authentischen Aussagen von Zeitzeugen, Familiengeschichten mit historischen Bild-Collagen, Kurzfilmen, digitalen Fotoserien, Rollups zur Kirchengeschichte und ein Marktmodell auf dem Katasterblatt von 1826 ermöglichen einen nachdenklichen Einblick in die Geschichte des 1955/56 ausradierten böhmischen Grenzortes.
Heute ist die durch ein tschechisch-deutsch-österreichisches Projekt 2007 wieder erstandene Maria-Geburt-Kirche mit den gotischen Fresken zu einem beliebten Ausflugsziel 17 km nördlich von Freistadt geworden. Für Gruppen werden zeitgeschichtliche Führungen angeboten.
„ZETTWING. Lernen aus der Vergangenheit…“ will bei den Besuchern zu einem Nachdenkprozess mit Gegenwartsbezug anregen. Denn „für das Zusammenleben der Nationen sind drei Dinge wichtig: aus der Geschichte lernen… Vorurteile bekämpfen… zu Toleranz erziehen“, so Hugo Portisch (1927-2021).
AUSSTELLUNGSBESICHTIGUNG:
Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt
4240 Freistadt, Schloßhof 2
Telefon: +43 (0)7942/72274
E-Mail: info@museum-freistadt.at
Web: https://www.museum-freistadt.at
Dauer der Ausstellung:
2. Juli bis 31. Oktober 2021
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 9:00-17:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag 14:00-17:00 Uhr
Interview zur Ausstellung
mit Kurator Hubert Roiß im Freien Radio Freistadt unter https://cba.fro.at/499441.
Zeitgeschichtliche Führungen für Gruppen in Cetviny/Zettwing
Zukunftsforum Freiwald: +43 (0 664/7394 3727
Cetviny/Zettwing. Ein böhmisches Dorf schreibt Geschichte | Mühlviertler Schlossmuseum | 2021
Der bereits 1280 urkundlich erwähnte südböhmische Marktort Zettwing erlebte durch dei Sensenwerke an der Maltsch und den Zwirnhandel seine Blütezeit vom 16.-19. Jahrhundert. Bis 1945 war es ein typischer Handwerkermarkt mit über 100 Häusern, einem Brauhaus und sieben weiteren Wirtshäusern. Foto: Heinrich Melzer, Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt