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Staudigl, Gerhard: Johann Michael Vierthaler, Ried im Innkreis 2015

Staudigl, Gerhard: Johann Michael Vierthaler. Der Mauerkirchner Stuckkünstler des 18. Jahrhunderts. Ried im Innkreis 2015, 96 S.


Der Autor Gerhard Staudigl ist ausgebildeter Kirchenmaler und Restaurator, er stammt aus Parsberg in der Oberpfalz. Im Jahre 2008 leitete er die Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche Burgkirchen bei Mauerkirchen und kam dort mit dem letzten Werk von Johann Michael Vierthaler aus 1741/42 in Verbindung. 2012/13 war Gerhard Staudigl wiederum bei der Konservierung und Restaurierung des Stucks und der Raumschale des 18. Jahrhunderts in der Filialkirche Aschau bei Feldkirchen (Bezirk Braunau) dabei. Hier hatte J.M. Vierthaler im Chor erstmalig 1725 mit dem Burghauser Maler Innozent Anton Waräthy zusammengearbeitet. In Burghausen stuckierte Vierthaler 1731/32 nachweislich mit dem Wessobrunner Stuckateur Joseph Hepp den Kongregationssaal (große Aula= des Gymnasiums, Maurermeister war Thomas Vilzkotter aus Braunau und Waräthy schuf die Fresken. Vierthaler hatte vermutlich auf Vermittlung des Burghauser Malers Innozenz Anton Waräthy den Auftrag zur Mitgestaltung der Stuckierung bekommen. Gerhard Staudigl arbeitet derzeit, nach 2011/12 erneut in der ehemal. Stiftskirche Ranshofen im nördlichen Seitenschiff. Auch in Ranshofen gibt es Stuckierungen von Johann Michael Vierthaler, wo er bereits nach seiner Lehrzeit zwischen 1693 und 1697 als Geselle noch unselbständig unter Josef Schmidt und Matthias Seeleitner arbeitete. 1711-1712 trat Vierthaler dann bereits selbstständig mit Stuckarbeiten in der Rosenkranzkapelle und an der östlichen Hochwand im nördlichen Seitenschiff in Erscheinung. Bei seiner Heirat in Mauerkirchen Anfang 1711 wird er noch als Stuckateur von Ranshofen, nach seiner letzten Arbeitsstätte benannt. In der Folgezeit wurde er mit seiner Werkstätte und als Bürger in Mauerkirchen bis zu seinem Tode 1743 ansässig. 1734-1737 entstand in der Pfarrkirche Altheim-St. Laurenz das mächtigste Stuckwerk von J.M. Vierthaler in der Zusammenarbeit mit Johann Georg Reischl als Freskenmaler, ebenfalls aus Mauerkirchen stammend, mit welchem Vierthaler auch in freundschaftlicher Beziehung stand. Der Stuck in St. Laurenz ist bestens restauriert und zeigt ein reifes Alterswerk mit der größten Dimension im Vergleich  zu allen sonstigen Werken.

Gerhard Staudigl hat sich über sein berufliches Sachverständnis und die Restaurationsarbeiten hinaus aus privatem Interesse eingehend – mit Unterbrechungen – etwa sieben Jahre mit J.M. Vierthaler beschäftigt. Er ist gewohnt, allen Dingen berufsbedingt und sprichwörtlich auf den Grund zu gehen, auch in der Recherche. Daher verbrachte er viel Zeit bei der Suche in Archiven, so im Haupt-Staatsarchiv München, in Landshut, im Stadtarchiv Burghausen, im Thurn- und Taxisarchiv Regensburg sowie in diversen Pfarrarchiven. Er las in Chroniken sowie in verfügbaren Matrikelbüchern der verschiedensten Pfarren.

Er konnte erstmals die Abstammung des Johann (Michael) Vierthaler vom Vierthalerhof (auch Fürthallergut) in Bergham, Gemeinde Mining nachweisen. Getauft wurde Vierthaler am 6. Februar 1673 in Mining (bei Braunau) und gestorben ist er in Mauerkirchen 70-jährig am 10. Oktober 1743.

Staudigl suchte nach den möglichen Ausbildnern von Vierthaler, stellte Stilvergleiche an, und zeigt Gemeinsamkeiten und das Zusammenwirken mit anderen Künstlerkollegen und Kirchenmalern auf. Die tabellarischen Übersichten und eine Kartengraphik zeigen, dass ein Hauptarbeitsfeld im Innviertel, speziell dem Bezirk Braunau am Inn (27x) und Bezirk Ried im Innkreis (7x) gelegen hat. Im heutigen Bayern finden wir 5 Orte, in Salzburg 2 und im damaligen Oberösterreich mit Vöcklamarkt einen Ort. Man muss besonders erwähnen, dass das heutige Innviertel erst 1779 erstmalig zu Österreich kam. Vierthaler war also zu seiner Zeit ein regional tätiger bayrischer Künstler im damals auch Innbayern genannten Landstrich des Rentamtes Burghausen, das erst, als es zu Österreich kam, Innviertel genannt wurde. Nur Mattsee und Großgmain waren im damals noch selbstständigen Salzburg gelegen und einzig Vöcklamarkt lag im damaligen Oberösterreich. Der Auftrag dort dürfte über Mattsee zustande gekommen sein, da die Kirche von Vöcklamarkt dem Stift Mattsee unterstellt war. Die vorliegende Arbeit stellt auch eine Überarbeitung der Publikation von Herbert Brandstetter, Mauerkirchen, aus dem Jahre 1993 dar, mit wesentlichen Ergänzungen, eben nach neuesten Erkenntnissen von Gerhard Staudigl. Die Arbeit erhebt trotzdem keinen Anspruch auf Vollständigkeit zum Leben und Wirken des Maurermeisters und Stuckkünstlers Johann Michael Vierthaler.

Manches gibt es sicher noch zu entdecken und einiges wird nicht mehr nachvollziehbar bleiben. Jedenfalls ist die Arbeit ein wichtiger Bestandteil zur Erklärung der Kunsttopographie des Innviertels für eine kunstinteressierte Leserschaft, auch für Fachleute.

Broschüre, 96 Seiten
Bebilderung tw. in Farbe

Kontaktadresse für den Bezug:
Ing. Rudolf Mitterbauer, Am Hang 4, A-4950 Altheim
Tel.: +43 (0) 7723/42354 od. +43 (0) 664 110 53 89
E-Mail: rudolf.mitterbauer@gmx.at

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