Forum OÖ Geschichte

Die Gründung der Handelskammer


Der lang ventilierte Plan zur Schaffung von Handelskammern konnte nach der Revolution von 1848 realisiert werden. Die Gründung der Wiener Handelskammer 1849 machte den Anfang. Ab 1850 wurde ein auf regionaler Basis funktionierendes Netz von Handelskammern (im heutigen Österreich Wien, Linz, Graz, Leoben, Salzburg, Klagenfurt, Innsbruck, Dornbirn) aufgebaut, mit dem offiziellen Mandat eines gesamtwirtschaftlichen Engagements, auch wenn sie im Wesentlichen eine Interessenvertretung des Handels und der Industrie bildeten. Um diese Aufgabe frei von Gruppeneinflüssen und losgelöst von Sonderbelangen ausführen zu können, waren Rechte zum Schutz ihrer Unbestechlichkeit und Objektivität notwendig, Präferenzen, die ihnen ab 1868 als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Verwaltung, in Form eines obligaten Begutachtungsrechtes von Gesetzen und Verordnungen und in der Einrichtung einer eigenen Wählerkurie in Landtagen und damit auch im Abgeordnetenhaus, zuerkannt wurden. Die Handelskammern wurden rasch zum Hort des ökonomischen Liberalismus.

Am 13. Jänner 1851 fand im Gemeinderatssaal des Linzer Rathauses die konstituierende Sitzung der aus zwei Sektionen und 30 Delegierten zusammengesetzten Kammer statt. Erster der bisher 21 Präsidenten der Handels-/Wirtschaftskammer Oberösterreich wurde Josef Dierzer Ritter von Traunthal, den als leitender Sekretär Dr. Ignaz Figuly von Szep unterstützte. Aus je zehn der angesehensten Vertreter des Handels- und Gewerbestandes bestehend, bildete die oberösterreichische Handels- und Gewerbekammer ein Forum der fortschrittlichen Kräfte der heimischen Wirtschaft und wurde ein Hauptfaktor der wirtschaftlichen, sozialen und indirekt auch kulturellen sowie politischen Entwicklung des Landes.


Autor: Roman Sandgruber, 2007

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