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Beginn und Verbreitung der Reformation in Oberösterreich


Obwohl Papst Leo X. die Thesen Martin Luthers verurteilte, begeisterten sich auch in Oberösterreich von Beginn an vor allem Mönche und Priester für die Ideen Luthers und sie begannen diese in ihren Predigten zu verbreiten. Auch viele Adelige zählten zu den ersten Anhängern Luthers, etwa die Familien der Jörger, Khevenhüller, Polheimer, Schaunberger, Scherffenberger oder Zelkinger.

DIE FAMILIE DER JÖRGER

Die Jörger, deren Stammsitz das Schloss Tollet bei Grieskirchen war, gehörten zu den engen Freunden Luthers; sie standen auch in ständigem Briefkontakt mit ihm. Die Jörger waren eine besonders wichtige Familie in Oberösterreich; Wolfgang Jörger IV. war von 1513 bis 1521 auch Landeshauptmann im Land ob der Enns (So hieß damals Oberösterreich.)

Der Grund, warum in Oberösterreich gerade der Adel zu den ersten Anhänger Luthers zählte, ist u. a. darin zu suchen, dass sich Adelige öfter in Deutschland, vor allem zum Studium, aufhielten. Dort wirkte auch Luther (Wittenberg) und dort lernten sie dessen Lehre schon sehr früh kennen. In ihren Schlosskirchen in Oberösterreich setzten die Adeligen daher bald Geistliche ein, die von der Reformation überzeugt waren.

Der Adel blieb auch Anhänger Luthers, nachdem ihn im Jahre 1521 Papst Leo X. zum „Ketzer“ erklärt und der streng katholische Kaiser Karl V., ein Habsburger, im so genannten Wormser Edikt das Eintreten für die neue Lehre streng verboten hatte. Zwei Jahre später verbot Erzherzog Ferdinand von Österreich hierzulande ebenfalls alle Schriften Luthers, ab 1528 drohte allen, die seine Bücher weiterverbreiten würden, die Todesstrafe.

Warum mischten sich aber der Kaiser und andere weltliche Würdenträger in Fragen des Glaubens ein?
Der Kaiser tat dies u. a. deshalb, weil er nach damaligem Verständnis nicht nur für die weltliche Ordnung zuständig war, sondern sich auch als Schutzherr der Kirche sah. Die Herrschenden fühlten sich daher - neben der Kirche - ebenso für das Seelenheil ihrer Untergebenen zuständig. Und die Ideen Luthers wurden als Angriff auf die Kirche und somit auf das Heil der Menschen verstanden.

Trozt aller Verbote gab es zehn Jahre, nachdem Luther seine 95 Thesen veröffentlicht hatte (1517), in Oberösterreich mehr denn je, die von der Reformation begeistert waren.
Warum bekannten sich immer mehr zu den Ideen Luthers, obwohl seine Lehre ja verboten war?
Der Hauptgrund war natürlich, dass viele der Lehre Luthers zustimmten und mit der herrschenden Lage in der Kirche, vor allem dem Anlasshandel, nicht zufrieden waren. Dazu kam, dass 1529 die Osmanen Wien belagerten und Ungarn und Österreich bedrohten. Der Kampf gegen die Angreifer kostete viel Geld und dieses wurde durch Steuern aufgebracht, von denen die Adeligen einen großen Teil aufbrachten. Nun drohte der mehrheitlich evangelische Adel, keine Steuern mehr zu bezahlen, falls sie ihren Glauben nicht ausüben dürften. Die Regierenden mussten einlenken und sie konnten gegen die Evangelischen nicht so hart vorgehen.

1530 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. das so genannte Augsburger Bekenntnis (Confessio Augstana) überreicht, das die zusammenfassende Grundschrift der reformatorischen Lehre darstellt. Rund zehn Jahre später gab es schon so viele Anhänger Luthers, dass die Herrschenden erstmals ein Dulden der evangelischen Lehre ansprachen. Immer mehr Geistliche predigten nun im Sinne Luthers, sodass es bereits zu wenige überzeugte katholische Priester gab. Viele Mönche und Nonnen verließen die Klöster und schließlich entstanden eigene evangelische Schulen. Die wichtigste in Oberösterreich war die so genannte Landschaftsschule, die seit 1567 in Enns bestand. 1574 übersiedelte sie ins neu errichtete Landhaus in Linz.

Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war Oberösterreich zu einem Land geworden, in dem mehr als 80 % der Bevölkerung evangelisch waren.

--> Die Schulordnung der Evangelischen Landschaftsschule in Enns aus dem Jahre 1570 findest du hier.

Landhaus in Linz

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