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Glaube? Aberglaube? - Volksfrömmigkeit | Kulturgut Hausruck


Einleitung

Der Wunsch, die Welt zu verstehen und sich über Krankheit, Leid und Tod hinwegzutrösten, führte zum Entstehen der Religionen. Ebenso lange versuchte man aber auch, nicht durch Gebete und Bitten Götter und Schicksal gnädig zu stimmen, sondern durch magische Praktiken den eigenen Willen durchzusetzen und Macht über die schicksalhaften Kräfte zu gewinnen.
Dazu benutzte man in Adelskreisen die Gelehrtenmagie, aus der später die modernen Wissenschaften entstanden, in der aber auch heutige Geheimwissenschaften und die Esoterik ihre Wurzeln haben.
Das einfache Volk übernahm das gelehrte Wissen, vereinfachte es, passte es seinen Lebensumständen an und vermischte es mit eigenen magischen Praktiken zur Volksmagie.

Die DoppelausstellungGlaube/ Aberglaube/ Volksfrömmigkeit“ bzw. „Glaube/ Aberglaube/ Gelehrtenmagie“ befasste sich an zwei Ausstellungsorten mit der Beziehung von Glauben und Aberglauben in Adelskreisen und im einfachen Volk.


Glaube? Aberglaube? - Volksfrömmigkeit

In den Ausstellungsräumen des „Kulturgut-Hausruck“, eines Hausruckhofes in Geboltskirchen, wurde die bäuerlich-volkstümliche Seite des Themas beleuchtet:
In einer Welt voll Entbehrungen und Bedrohungen nahmen Ängste und Sehnsüchte der Menschen Gestalt an. Die Percht, die Habergeiß, der Bilwiss, die Trud und viele andere unheimliche Gestalten ängstigten die Menschen. Mit Praktiken der Weißen und Schwarzen Magie wollte man Gesundheit, Liebe, Reichtum oder Macht erzwingen. Elementeopfer sollten Wind, Feuer und Wasser gnädig stimmen, verschiedene Riten den Armen Seelen im Fegefeuer helfen. Aus Galgenketten wurden Suppen gebraut und durch Sprüche und Rituale glaubte man verborgene Schätze finden zu können. Magische Schriften, z.B. die Arkana, lieferten die Anleitung dafür. In Kriegszeiten übte man sich in der Kunst kugelfest zu werden.
Reliquien, Fraisenketten, Schluckbildchen und Votivgaben sollten Krankheiten verhindern oder heilen.

All diese Dinge lassen sich in Oberösterreich nachweisen und prägen auch heute noch unser Brauchtum und viele unreflektierte Vorstellungen und Handlungen des Alltagslebens. Selbst beim noch so rational denkenden Menschen halten sich hartnäckig abergläubische Denkweisen und beeinflussen oft unbewusst unser Verhalten.
 


Glaube? Aberglaube? - Gelehrtenmagie

Im „Kulturama Schloss Tollet“ stand dabei die Gelehrtenmagie, die auch von den Besitzern des Schlosses zeitweise praktiziert wurde und ihr Leben beeinflusste, im Blickpunkt:
Schon die Ritter waren mit Hexen, Tod und Teufel konfrontiert. Spektakuläre Hexereiprozesse in Oberösterreich geben davon ebenso Zeugnis wie der Exorzismus, den ein St. Georgner Pfarrer 1723 versuchte. Der Tod war gerade in Krisenzeiten allgegenwärtig, wurde personifiziert und sein Herannahen oft durch Geister angekündigt.
Alchemie, Spagyrik und Astronomie bewegten die Gemüter des Adels spätestens seit der Zeit der Renaissance, auch wenn man immer die nahe bevorstehende Apokalypse fürchtete. Aber der Mensch ersann auch Schutzmittel gegen die Angst, er begab sich auf Wallfahrten, rief Engel um Beistand an und legte sein Schicksal in die Hände von Wunderheilern.
 


Dokumentation der Ausstellung "Glaube? Aberglaube? – Volksfrömmigkeit" im Kulturgut Hausruck vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.

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