Geschichte des Handels in Oö.

Einleitung

Mein Vater war ein Kaufmann ...
So beginnt der berühmteste Roman der oberösterreichischen Literaturgeschichte: Adalbert Stifters: Der Nachsommer. Stifter lässt den Ich-Erzähler des Romans, den jungen Heinrich Trendorf, fortsetzen: ... und da tat der Vater etwas, was ihm von vielen Leuten sehr übel genommen wurde. Er bestimmte mich nämlich zu einem Wissenschaftler im allgemeinen ... sie sagten, er hätte mir einen Stand, der der bürgerlichen Gesellschaft nützlich ist, befehlen sollen ...

Der Vater war die meiste Zeit“, erzählt Trendorf in den ersten Sätzen des Nachsommers, „in dem Verkaufsgewölbe und in der Schreibstube. Um zwölf Uhr kam er herauf, und es wurde in dem Speisezimmer gespeiset. Die Diener des Vaters speisten an unserem Tische mit Vater und Mutter, die zwei Mägde und der Magazinsknecht hatten in dem Gesindezimmer einen Tisch für sich. Wir Kinder bekamen einfache Speisen, der Vater und die Mutter hatten zuweilen einen Braten und jedesmal ein Glas guten Weines. Die Handelsdiener bekamen auch von dem Braten und ein Glas desselben Weines ...

Der Handel hat in der oberösterreichischen Literatur- und Kulturgeschichte eine große Bedeutung. Adalbert Stifter selbst war der Sohn eines Leinwandhändlers. Auch Thomas Bernhard arbeitete in seiner Jugend in einer Gemischtwarenhandlung und verarbeitete seine Eindrücke, ebenso wie Richard Billinger, der Innviertler Kaufmannssohn. Immer wieder treffen wir Handelsleute als hervorragende Mäzene: in Steyr, in Gmunden, und vor allem auch in Linz.

Kurzfassung (2007) aus: Sandgruber/Katzinger/Pisecky/Kerschbaummayr: Der Handel in Oberösterreich. Tradition und Zukunft. Linz 2002.