Innerhalb kurzer Zeit müssen drei Daten zur Geschichte Puchkirchens am Trattberg, die lange außer Streit standen, korrigiert werden: Spätestens seit dem Jahr 2023 ist den Puchkirchner:innen bekannt, dass die Gründung der Gemeinde nicht 1864 – wie es in allen zugänglichen Quellen hieß – erfolgt ist, sondern bereits 1855. Dass nunmehr auch das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung Puchkirchens bzw. der Jakobus dem Älteren geweihten Pfarrkirche korrigiert werden muss, war aber doch nicht anzunehmen, denn das diesbezügliche Jahr 1480 schien bestens abgesichert. Es wurde in einem Urbar der Herrschaft Frankenburg genannt, welches sich im Österreichischen Staatsarchiv in Wien befindet.
Doch seit kurzem steht fest: Bereits im Jahr 1422 wurde die „Kapelle Sankt Jakobus zu Puchkirchen auf dem Trattberg“ (siehe Urkunde bzw. Ausschnitt daraus) urkundlich erwähnt, und zwar in einem Kaufvertrag: Der „Kirchherr“ von Pfaffing, Johann von Butzbach, verkaufte am 27. September 1422, am Sonntag vor dem Fest des heiligen Michael, dem Salzburger Domkapitel „das halbe Gut, genannt die Hube auf dem Traperg“, in der Pfarre Neukirchen. Die Rede ist auch davon, dass es schon länger einen Gottesdienst am Kirchweihfest gibt.
Möglicherweise könnten die Anfänge der Kirche, die zur Betreuung der Untertanen des Salzburger Domkapitels errichtet worden sein dürfte, daher sogar ins 14. Jahrhundert zurückreichen, wobei der gotische, kreuzrippengewölbte Chor natürlich die älteste Bausubstanz darstellt. Deshalb kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass eine weitere Urkunde auftauchen könnte, die die erste Erwähnung Puchkirchens und seiner Kirche noch weiter nach vorne verlegt. Sowohl der Direktor des Linzer Diözesanarchivs, Klaus Birngruber, als auch Peter Zauner vom Oberösterreichischen Landesarchiv sprechen von einem überraschenden Fund, der ein lange sicher geglaubtes Datum für die Geschichte Puchkirchens nunmehr als überholt ausweist.
Die Entdeckung der Urkunde aus dem Jahr 1422 ist übrigens dem ehemaligen Lehrer am Bundesgymnasium Vöcklabruck, Magister Karl Krammer aus Pfaffing, zu verdanken. Sein besonderes Engagement gilt neben der Übersetzung alter Urkunden und dem „Frankenburger Würfelspiel“ dem Vöcklamarkter Uhrmacher- und Heimatmuseum, das jederzeit einen Besuch wert, leider aber viel zu wenig bekannt ist.
Da aller guten Dinge drei sind, ist schließlich ein weiteres zentrales Datum der Geschichte Puchkirchens richtigzustellen: Die so genannte „Nothelferkapelle“, woran die beiden „Nothelferfenster“ im Altarraum der Kirche und das „Nothelferbild“ im Dorfmuseum bis heute erinnern, wurde in einem Schriftstück in Verbindung mit dem Vikariat Neukirchen nicht im Jahr 1575 erstmals erwähnt, sondern erst 1675. Die Korrektur erfolgte durch Klaus Birngruber, den Direktor des Linzer Diözesanarchivs, der hinter der falschen Zeitangabe einen Lapsus im 1971 erschienenen Buch von Alois Zauner „Vöcklabruck und der Attergau. Stadt und Grundherrschaft in Oberösterreich bis 1620“ vermutet.
Birngruber wollte der Sache auch deswegen auf den Grund gehen, weil die Puchkirchner Kirche zu diesem Zeitpunkt ja bereits dem heiligen Jakobus geweiht war. Er geht allerdings schon davon aus, dass es sich bei der Kirche und der Kapelle um ein und dasselbe Gebäude handelt, noch dazu da man ja im Jahr 2001 im Zuge der Kirchenumgestaltung das Fundament der alten Kapelle zu erkennen glaubte. Ob tatsächlich ein Wechsel des Patroziniums, also des Kirchenpatrons, von Jakobus zu den 14 Nothelfern und schließlich wieder zurück zu Jakobus, stattgefunden hat, ist unsicher. Laut Birngruber könnte es so gewesen sein, dass für denjenigen, der das aufgeschrieben hat, das Nothelfer-Patrozinium das relevante war oder Jakobus zeitweise verdrängt war bzw. vor Ort weniger gewürdigt wurde. Schließlich gab es auch anderswo solche Wechsel des Kirchenpatrons und ebenso Kirchen mit zwei oder mehr Patronen. In der Diözese Linz ist nur die Kirche in Oberhofen am Irrsee einem der 14 Nothelfer geweiht, nämlich dem heiligen Blasius. Das Nothelfer-Patrozinium hat sich außerdem erst im Spätmittelalter verbreitet, während der heilige Jakobus schon vor mehr als 1000 Jahren populär war und es bis heute ist.
Autor: Josef Kaltenbrunner, Puchkirchen am Trattberg, Jänner 2025
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