in der ARGE für Regional- und Heimatforschung Oberösterreich
„Heimatforschung ist ein Konglomerat spezifischer Aktivitäten, die von Einzelpersonen, Arbeitsgemeinschaften sowie Institutionen privater und öffentlicher Hand ausgehen.“ [1] So umschrieb Alexander Jalkotzy einmal deren Zustand in Oberösterreich. Ein lebendiges Gemisch also, kein einheitlicher, gegossener Block.
Daher hatte er 1982 auch eine ARGE gegründet und keinen Verein, um dieses Wesen eben nicht zu vereinheitlichen, sondern um die Bindekräfte zu stärken, um die Einzelpersönlichkeiten miteinander zu verbinden, die engagierten Einrichtungen untereinander zu vernetzen und die Ergebnisse ihrer aller Aktivitäten öffentlich zu verstärken. Die ARGE pflegt eine Kultur der Zusammenarbeit und überspannt das weite Forschungsfeld von Landeskunde, Heimatforschung und Regionalgeschichte.
Wie breit das Spektrum an Themen und Perspektiven ist, zeigen die regelmäßigen Tagungen der letzten Jahre. Ihre Schwerpunkte reichten von der Archäologie, über religiöse Volkskunst oder der Naturnutzung bis zum Erinnern und Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Klaus Landa in seiner Funktion als ARGE-Leiter war deren umsichtig agierender Ideenentwickler und souveräner Moderator. Nach zwölf Jahren übergibt er diese Rolle nun an den Historiker Siegfried Kristöfl. Gemeinsam arbeiten die beiden weiterhin an der Ausbildung der Heimatforscherinnen und -forscher und der Museumskustodinnen und -kustoden. Die entsprechenden Kurse und Lehrgänge werden von der Akademie der Volkskultur OÖ (AVK) angeboten. Übrigens ein weiteres gelungenes Zeichen, wie die Verbindung und Vernetzung in der Heimatforschung funktionieren.
Siegfried Kristöfl beschäftigt sich auch wissenschaftsgeschichtlich mit ihrer Entwicklung. Den methodischen Niveauunterschied zur akademischen Historiographie mit einem Qualitätsgefälle gleichzusetzen, lässt er nicht gelten. Er beobachtet das Feld der Heimatforschung als zunehmend breiter werdend und begreift deren emotionalen, praxisnahen Zugang als Stärke. Oftmals erweisen sich die Thematiken als drängende Anliegen der Forschenden. Denn Heimat ist zu verstehen als Welt in unmittelbarer Reichweite.
Dementsprechend ist Heimatforschung nicht nur Teil einer (regionalen) Wissensproduktion, sondern hat ihre (europäische) kulturpolitische Funktion: Sie ist ein Element in der kulturellen Bildung, stärkt die kulturelle Teilhabe und beeinflusst unseren Umgang mit dem Kulturerbe.
[1] Zitiert nach Kristöfl, Siegfried: Heimatforschung; in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 23, 2013, S. 145-172