Steyrdurchbruch. Ein geologisches Phänomen | Rudolf Stanzel

am 20.06.2016
 von Rudolf Stanzel
In Ergänzung zum Blogeintrag über das Alleinstellungsmerkmal des Bezirkes Kirchdorf entstand ein weiterer Kurzbeitrag zum Steyrdurchbruch von OSR Rudolf Stanzel.


STEYRDURCHBRUCH. Ein geologisches Phänomen


Die meisten Aufnahmen vom Steyrdurchbruch zeigen das schöne Jugendstilgebäude des E-Werkes im Vordergrund, dann sieht man die tiefe Schlucht, den Durchbruch der Steyr. Meist kann man am Ende dieser Klamm eine Konglomeratwand erkennen, wie sie für das ganze Steyrtal charakteristisch sind. Aber gerade hier hat die Ursteyr für ein kurzes Stück nicht in das ihr von den Gletscherbächen vorgezeichnete Schotterbett gefunden. Sie musste sich hier durch einen querstehenden Rücken von Dolomitgestein sägen. Die Ursache für dieses Phänomen finden die Geologen in eiszeitlichen Vorgängen.

Die letzte Eiszeit (Würm) endete vor 12.000 Jahren. Ihr Gletscher reichte aus dem Ennstal über den Pyhrn nur bis in das Becken von Windischgarsten. Die gewaltigen Massen des Schmelzwassers füllten zuerst das untere Teichltal und dann das Steyrtal mit Schotter an (Niederterrasse). Als es kein Eis mehr gab und die Gletscherbäche versiegten, musste sich das spärliche Oberflächenwasser sein eigenes Bett suchen. Unser heutiges Flussnetz entstand. Aber die Flüsse hatten es nicht einfach, denn die von den Gletschern geschaffenen Täler waren für sie viel zu breit. Populär ausgedrückt: die Flüsse „schlottern“ eigentlich durch die vom Eis geschaffenen Täler.

Beim Steyrdurchbruch verstellte eine Schotterbank der Ursteyr den Weg und die Steyr begann, sich in den Dolomitsporn zu graben. Einmal ein Gefälle gefunden, blieb es dabei. Im Fels konnte die Steyr nicht mehr schlottern und mit gebündelter Kraft schuf sie im Laufe der Zeit die romantische Klamm, den Steyrdurchbruch.

(Rudolf Stanzel, im Juni 2016)