Nachlese - Heimatforschertagung 2015

Tag der Oö. Regional- und Heimatforschung - Gallneukirchen 2015


Armut und Armenfürsorge in Oberösterreich

Am 13. Juni 2015 fand im Haus Bethanien in Gallneukirchen, dem Austragungsort der diesjährigen Landessonderausstellung „LebensRisken - LebensChancen“, der Tag der Oö. Regional- und Heimatforschung statt.
Etwa 75 Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmer konnten begrüßt werden, die aus nah und fern angereist waren, um in gegenseitigen Austausch zu treten. Das Thema der Tagung griff in Anlehnung an die Landessonderausstellung mit der Armenfürsorge aus historischer und aktueller Perspektive einen Teilaspekt aus dem vielfältigen Bereich des Systems der sozialen Sicherung heraus. Durch die Tagung führte Dr. Klaus Landa, der Leiter der ARGE Regional- und Heimatforschung Oö. Die Planung der Tagung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität Linz, dessen Team u.a. auch für das wissenschaftliche Konzept der Landessonderausstellung verantwortlich zeichnete.

Nach Grußworten von Dr. Alexander Jalkotzy von der Direktion Kultur und dem Präsidenten des Oö. Volksbildungswerks Kons. Dir. Walter Zauner skizzierte als erste Referentin Frau Dr.Stelzer-Orthofer die Situation von Armut und sozialer Ungleichheit in der Gegenwart und zeigte die Möglichkeiten und Grenzen der Armutsforschung auf. Ein Vergleich von älteren und aktuellen Studien zu diesem Thema zeigte deutlich auch den Wandel des Begriffs Armut an sich auf.

Der zweite Vortrag von Frau Dr. Angela Wegscheider, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik, fokussierte das 20. Jahrhundert, in dem – im Gegensatz zum 19. Jahrhundert – die Armenfürsorge in die kommunale Verantwortung übertragen worden war. Ein Fokus des Vortrages lag dabei auf dem Zeitraum 1918 bis 1938. Einen Fürsorgeanspruch hatten nur jene Personen, die auch das Heimatrecht besaßen. Obwohl die Fürsorge im Prinzip gesetzlich verankert war, hatte der Antragsteller oder die Antragstellerin auf konkrete Leistungen keinen Anspruch und diese wurden seitens der Gemeinden einzelfallspezifisch entschieden. Unterschieden wurden dabei in Geld- oder Naturalleistungen, die entweder einmalig oder dauerhaft gewährt wurden.

Im letzten Referat schließlich widmete sich Frau Dr. Rosmarie Fruhstorfer der Armenfürsorge im 19. Jahrhundert am konkreten Beispiel der Gemeinde Aspach im Innviertel. Die Referentin zeigte anschaulich und anhand zahlreicher Beispiele, die auf aufwändigen Archivrecherchen beruhten, die Situation der Armenfürsorge im 19. Jahrhundert auf, die überwiegend durch kirchliche Verbände übernommen wurde. Seit den Josephinischen Reformen war es zu wesentlichen Veränderungen in der Armenversorgung gekommen.

Im Rahmen der Rubrik Heimatforschung aktuell wurden einige Projekte für die Regional- und Heimatforschung vorgestellt:

  • Topothek – das Online-Archiv von der Bevölkerung für die Bevölkerung
    Mag. Alexander Schatek, Wiener Neustadt

 

  • „Mediathek Mühlviertel - Südböhmen“ – das digitale Gedächtnis der Region
    Konsulent Fritz Fellner, Mühlviertler Schlossmuseum und Stefan Resch
     
  • Johann Blöchl und die Zivilverwaltung Mühlviertel
    Konsulent Kurt Cerwenka, Gallneukirchen


Am Nachmittag führten die Kuratorinnen Dr. Brigitte Kepplinger und Dr. Angela Wegscheider die Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmer durch die Landessonderausstellung „LebensRisken - LebensChancen“.

Auf Einladung von Konsulent Johann Hofstadler besichtigten einige Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer schließlich noch das Heimathaus Gallneukirchen.

Die Tagung wurde in Kooperation mit dem Institut für Gesellschaftspolitik an der JKU Linz und mit Unterstützung des Landes Oberösterreich von der Arbeitsgemeinschaft Regional- und Heimatforschung Oö. veranstaltet.