Tag der Oö. Regional- und Heimatforschung 2019 | FBZ Traunkirchen und K-Hof Museen Gmunden
Naturnutzung - ein weißer Fleck in der Regionalforschung?
Da im Rahmen der Heimatforschertagungen der letzten Jahre häufig familien-, haus- oder ortsgeschichtliche Fragen aufgegriffen wurden, wollten wir bei der diesjährigen Tagung bewusst die Aufmerksamkeit auf naturkundliche Themen lenken und dem Status quo der naturkundlich-heimatkundlichen Forschung in Oberösterreich nachgehen.
Dazu wendeten wir uns exemplarisch den Themenbereichen Forstgeschichte, Kulturgeologie und Botanik zu. Besonders interessierten uns dabei das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur und die Folgen der Naturnutzung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Traunkirchen: Forstliches Bildungszentrum
Bei strahlendem Frühlingswetter kamen knapp 65 Interessierte aus dem Bereich der Regional- und Heimatforschung im Historischen Festsaal des FBZ Traunkirchen zusammen, der einen eindrucksvollen, direkten Blick auf den Traunsee bietet. Das Forstliche Bildungszentrum, das nach umfangreichen Umbauarbeiten erst im Herbst 2018 an diesem Standort eröffnet wurde, bot thematisch als auch landschaftlich einen schönen Rahmen für den diesjährigen Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung.
Die Tagung wurde mit Grußworten von Kons. Ing. Peter Schaumberger, dem geschäftsführenden Obmann des OÖ. Forum Volkskultur und von Dr. Alexander Jalkotzy von der Direktion Kultur eröffnet. Dr. Jalkotzy lud im Zusammenhang mit dem Tagungsthema u.a. auch zur Teilnahme an der Tagung "Natur.Kultur.Landschaft. Über ein verantwortungsvolles kulturelles Handeln" ein, die von der Plattform Volkskultur Österreich am 24. bis 25. Mai im Benedinktinerstift St. Lambrecht ausgerichtet wird.
Unter der fachkundigen Moderation von Dr. Klaus Landa, dem Leiter der Arbeitsgemeinschaft Regional- und Heimatforschung Oö. ging es schließlich in s res: Den geplanten Vortrag von Förster Hans Kiessling, einem der "Gründungsväter" des Forst+Kultur-Netzwerkes, der leider erkrankt war, übernahm glücklicherweise kurzfristig AR. Fö. Ing. Herbert Plochberger von der Abteilung Waldschutz, Waldentwicklung und forstliche Förderung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Neben einer allgemeinen Einführung in forstliche Themen rund um die Waldverbreitung und -nutzung in Österreich, führte er eine breite Palettte an Themen von sowohl forstwirtschaftlicher als auch kulturwissenschaftlicher Relevanz an und setzte sich insbesondere für eine Zusammenarbeit dieser Bereiche ein, wie dies unter anderem auch beim Zertifikatslehrgang Forst+Kultur umgesetzt wird, der heuer wieder im Mai starten wird. Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion.
Als zweiter Referent war Kons. Prof. Michael Hohla, Bed., leidenschaftlicher Botaniker aus Obernberg am Inn geladen, der seit mehr als 20 Jahren die Botanik in ganz Österreich und insbesondere aus dem Innviertel erforscht und dem wir das bedeutende Nachschlagewerk "Das Innviertel - Landschaft und Pflanzen" zu verdanken haben. Michael Hohla publiziert in zahlreichen Fachzeitschriften, engagiert sich in botanischen Arbeitsgruppen und beteiligt sich an einem umfangreichen botanischen Netzwerk weit über die Landesgrenzen hinaus. Er erläuterte anschaulich und mit vielen Bildern, wie die botanische Forschung in Oberösterreich agiert und wie sie vernetzt ist. Besonders wies er darauf hin, wie wichtig es ist, das Wissen älterer Menschen, das über die heimische Pflanzenwelt vorhanden ist, zu dokumentieren und aufzuzeichnen und auf unsere Verantwortung, die wir gegenüber der Natur, unserem Lebensraum, haben.
Nach einer kleinen Stärkung bei Kaffee und Kuchen führte Mag. Dr. Johannes Weidinger, Geologe und Leiter der K-Hof Museen Gmunden die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer durch einen kulturgeologischen Streifzug durch das Salzkammergut. Mit dem Vortrag bot er schon eine kleine Vorschau auf den Nachmittag, denn die Geologie des Salzkammergutes nimmt auch in den K-Hof Museen Gmunden einen wichtigen Ausstellungsbereich ein. Anschaulich konnte Herr Weidinger auch aufzeigen, wie es zur Gschliefgrabenrutschung im Jahr 2007 kam, die Bevölkerung und Medien in Atem hielt.
Im Rahmen der Rubrik "Heimatforschung aktuell" stellte Mag. Stefan Weigl, interimistischer Leiter des Biologiezentrums Linz die fünf naturkundlichen Arbeitsgemeinschaften, die am Biologiezentrum angesiedelt sind, in Form eines historischen Streifzugs vor. Gruppen interessierter Menschen an botanischen, entomologischen, mykologischen, ornithologischen und seit kurzem auch geologischen Themen finden sich regelmäßig zusammen, tauschen sich aus und unterstützen mit ihren Forschungen die Sammlungs- und Dokumentationstätigkeit des Biologiezentrums wesentlich. Als besonders wichtiges Instrument stellte Herr Weigl auch die ZOBODAT vor, eine zoologisch-botanische Datenbank zur Dokumentation der Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten, deren Anfänge auf die 1970er Jahre zurückgehen und die auch internationale große Anerkennung genießt.
Der letzte Vortrag des Vormittags stellte in Form eines Co-Referates von Mag. Siegfried Kristöfl und Mag. Viktoria Templ, das NOI (= Nature of Innovations)-Projekt heimatkunde.update vor, das darauf abzielt, Schülerinnen und Schüler an die Heimatforschung heranzuführen und zu erheben, wie junge Menschen für die Themen der Heimatfoschung begeistert werden können. Siegfried Kristöfl betonte, dass eine Neuausrichtung der Heimatforschung wichtig und notwendig sei, wolle man den anstehenden Generationenwechsel gut meistern. Ziel des Projekts sei es, eine Logik/ein Schema zu entwickeln, wie jeder Ort für sich selbst, ein Heimatkunde-Vermittlungskonzept realisieren kann.
Gmunden: K-Hof Museen und Pferdeeisenbahn-Wanderweg
Der Nachmittag führte die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nach Gmunden in die K-Hof Museen. Dr. Johannes Weidinger, der seit Jänner 2019 als Nachfolger von Ingrid Spitzbart die Leitung des Museums übernommen hat, führte die Gruppe gemeinsam mit seiner Vorgängerin durch die beeindruckenden Sammlungen zur Stadtgeschichte, zur Geologie, zur Sanitärgeschichte, zu Johannes Brahms und zu zeitgenössischer Keramik. Zudem werden in den K-Hof Museen regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. Derzeit ist die Ausstellung "Unterwasserreich Salzkammergut" zu besichtigen.
Eine kleine Gruppe machte sich danach noch mit der Straßenbahn nach Engelhof auf, um ein etwa 2 km langes Stück entlang des Pferdeeisenbahn-Wanderweges, der mit vielen Schautafeln die Geschichte der Pferdeeisenbahn dokumentiert, nach Gmunden zurückzugehen. Unter der fachkundigen Begleitung des Pferdeeisenbahn-Wanderweg-Initiators OSR August Mayer war dies ein gelungener Abschluss des Tags der Oö. Regional- und Heimatforschung 2019.
Die Tagung wurde von der ARGE REgional- und Heimatforschung OÖ. in Kooperation mit dem Forstlichen Bildungszentrum (FBZ) Traunkirchen und den K-Hof Museen Gmunden sowie mit dem Verbund Oberösterreichischer Museen und mit Unterstützung der Direktion Kultur ausgerichtet.