Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung | Salzhof Freistadt | 3. Oktober 2020
Stadtgeschichtsforschung am Beispiel Freistadt
Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Freistadt widmete sich der Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung stadtgeschichtlichen Fragestellungen. Zentral war dabei die Frage nach den Quellen und Methoden zur Erforschung der Geschichte einer Stadt. Sowohl schriftliche und bildliche Überlieferungen als auch Museumsobjekte, Bauwerke und archäologische Artefakte liefern für die wissenschaftliche Auseinandersetzung bedeutende Erkenntnisse.
Die Tagung zum Nachlesen und Nachhören
Stadtgeschichtsforschung am Beispiel Freistadt - Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung
Knapp 50 Heimat- und Regionalforscherinnen und -forscher folgten der Einladung zur Tagung im Salzhof Freistadt, die 2020 unter ungewohnten Bedigungen, aber aufgrund der großzügigen Räumlichkeiten allen Corona-bedingten Auflagen entsprechend, durchgeführt werden konnte.
Die Tagung wurde mit Grußworten von Stadtrat DI Fürst-Elmecker, dem Geschäftsführenden Obmann des OÖ Forum Volkskultur Kons. Ing. Peter Schaumberger, dem Präsidenten des Oberösterreichischen Volksbildungswerkes Dir. Kons. Walter Zauner, MA sowie von Kons. Fritz Fellner, dem Kustos des Mühlviertler Schlossmuseums, eröffnet. In bewährter Weise moderierte Dr. Klaus Landa, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Regional- und Heimatforschung OÖ, die Veranstaltung.
Der erste Vortrag von Univ.-Ass. Dr. Elisabeth Gruber von der Universität Salzburg widmete sich der Stadtgeschichte als Thema der Regional- und Heimatforschung anhand des Beispiels Freistadts im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Elisabeth Gruber stellte in ihrem Referat zahlreiche Quellen und Belege aus der Geschichte Freistadts vor. Im Rahmen der Diskussion wurde wieder die Frage aufgeworfen, wann tatsächlich die Gründung der Stadt erfolgte - keine einfache Frage, da die Bewertung der Quellenlage nur so weit möglich ist, als auch entsprechende, belegbare Quellen vorhanden sind. So lässt sich das Kuriosum erklären, dass das Stadtjubiläum "800 Jahre Freistadt" heuer bereits zum 3. Mal gefeiert wird.
Kons. Leopold Mayböck aus Schwertberg folgte mit einem Referat über die nördliche Riedmark im Hochmittelalter mit Schwerpunkt auf den Freistädter Raum. Aus der Sicht eines Regional- und Heimatforschers legte er eine besiedelungsgeschichtliche Abhandlung vor und zog dabei schriftliche Quellen als auch eigene Erkenntnisse heran, auf die er im Rahmen seiner Forschungen und auch zahlreicher Begehungen von Burgen und Burgställen in der Region schließen konnte.
Nach der Kaffeepause präsentierte Stadtamtsleiter i. R. RgR Alois Preinfalk aus Freistadt Erkenntnisse über die Besonderheiten der Freistädter Schützenscheiben. Die Schützengesellschaft Freistadt wurde 1455 erstmals in einer Chronik erwähnt - die Tradition des Schützenwesens lässt sich demnach in Freistadt rund 500 Jahre zurückverfolgen. Das Schützenwesen nahm für die Stadt eine besondere Bedeutung ein, war doch die Schützengesellschaft im 16. Jahrhundert sogar den Zünften gleichgestellt. Rund 100 Schützenscheiben umfasst der Bestand im Mühlviertler Schlossmuseum heute. Gemeinsam mit den Archivalien des Stadtarchivs lässt sich daraus - wenn auch lückenhaft - die Geschichte des Schützenwesens rekonstruieren. Alois Preinfalk hat diese genauestens erforscht und die Erkenntnisse in seine Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum einfließen lassen.
In bewährter Weise bieten im Rahmen der Rubrik "Heimatforschung aktuell" Heimatforscherinnen und Heimatforscher Einblick in aktuelle Projekte. Heuer präsentierte Leopold Höllwirth aus Pregarten Bausteine der Haus-, Hof- und Familienforschung. Leopold Höllwirth arbeitet seit mehreren Jahrzehnten unermüdlich an der Erforschung der Ortsgeschichte von Pregarten und hat zahlreiche Chroniken erstellt. In seinem Referat präsentierte der Heimatforscher Beispiele aus den Ortschroniken von Pregarten.
In einem weiteren Referat bot Kons. Fritz Fellner Einblick in ein aktuelles Projekt, das anlässlich des Stadtjubiläums von Freistadt durchgeführt wird: Die rund 60.000 Seiten umfassenden Freistädter Ratsprotokolle werden digitalisiert und für die Forschung online zur Verfügung gestellt. Eine Besonderheit ist zudem, dass die Protokolle lückenlos vorhanden sind und diese daher einen besonders wertvollen Baustein für die Wissenschaft darstellen.
Nach dem Mittagessen wurden Führungen in Freistadt angeboten. Jeder Tagungsteilnehmer konnte kostenlos an zwei von drei Führungen teilnehmen: Im Mühlviertler Schlossmuseum führte Alois Preinfalk durch die Sonderausstellung "500 Jahre Freistädter Schützenwesen", Stadtführungen unter dem Aspekt "Stadtmauern und Befestigungsanlagen" wurden von Rudi Wizani und Heidi Kreischer übernommen und einzigartige Einblicke in die Keller von Freistadt unter dem Titel "Die Freistädter Unterwelt" boten Otto Ruhsam und DI Klaus Fürst-Elmecker. Allen sei herzlich für ihre Beiträge gedankt!
Gegen 17:00 Uhr ging ein abwechslungsreicher und spannender Tag zu Ende, an dem sich Regional- und Heimatforscher aus ganz Oberösterreich intensiv mit der Freistädter Stadtgeschichte auseinandersetzten. Trotz Abstands- und Hygieneregeln, die penibel eingehalten wurden, bot die Tagung die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch, denn das ist letztlich eines der wesentlichen Ziele eines solchen Veranstaltungsangebots: durch persönliche Begegnungen neue Netzwerke zu bilden und bestehende Netze zu stärken.
Zum Schluss des kurzen Berichts zum Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung 2020 sei der Stadtgemeinde Freistadt für die großzügige Unterstützung gedankt und ganz besonders möchten wir uns bei unseren Kooperationspartnern und Kollegen aus dem Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt Obmann Peter Knoll, Kustos Fritz Fellner und Stv. Leiterin Mag. Nicole Wegscheider für die große Unterstützung bei der Tagungsorganisation bedanken, ohne die die Durchführung der gelungenen Tagung in dieser Form sicher nicht möglich gewesen wäre!