Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung
Samstag, 23. April 2022

Sparkassen-Stadtsaal Ried im Innkreis

Tag der OÖ Regional- und Heimatforschung | Ried im Innkreis | 23. April 2022


Religiöse Volkskunst


Zahlreiche Museen verfügen über umfangreiche Sammlungen an religiöser Volkskunst. Viele dieser aus privater Hand stammenden Objekte sind in Museumsbesitz übertragen worden, um den wertvollen Kunstobjekten eine dauerhafte Herberge zu sichern. Während diese Objekte lange Zeit für den Glauben im Alltag der Menschen eine wichtige Rolle spielten, ist heute dieser Bezug vielfach abhandengekommen.

Andererseits aber erleben Klosterarbeiten in Oberösterreich seit einigen Jahren wieder einen großen Aufschwung und vermehrte Aufmerksamkeit. Mit einigen Vertreterinnen, die Sammlungen religiöser Volkskunst bewahren, traten wir im Rahmen der Tagung in Austausch und versuchten gemeinsam einzelne Aspekte zu diesem Thema zu beleuchten.

Eine kurze Nachlese zur Tagung
 

Nachdem der Termin des Tags der OÖ Regional- und Heimatforschung in den Jahren 2020 und 2021 coronabedingt jeweils in den Herbst verschoben werden musste, konnte im heurigen Jahr die Tagung plangemäß am 23. April und somit als Frühjahrstagung durchgeführt werden. Rund 50 interessierte Heimatforscherinnen und Heimatforscher folgten der Einladung zur Tagung, die im Rieder Sparkassen-Stadtsaal umittelbar neben dem Museum Innviertler Volkskundehaus stattfand.

Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Dr. Klaus Landa führte in bewährter Weise durch das Tagungsprogramm und warf zu Beginn die Frage auf, ob das Thema "Religiöse Volkskunst" und Volksfrömmigkeit überhaupt noch oder jetzt erst recht zeitgemäß sei und wies unter anderem auf den Aufschwung hin, den seit einigen Jahren die Kunsthandwerk des Klosterarbeitens erlebt. Nach Grußworten von Bürgermeister Mag. Zwielehner begrüßten auch Präsident des OÖ Forums Volkskultur Kons. Herbert Scheiböck und Präsident des Oberösterreichischen Volksbildungswerkes Walter Zauner MA die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Den Einstieg in das Thema übernahm Dr. Sieglinde Frohmann, indem sie über die Sammlungsgeschichte des Museums Innviertler Volkskundehaus referierte, das neben dem Oberösterreichischen Landesmuseum die wohl größte Sammlung religiöser Volkskunst in ganz Oberösterreich beherbergt. Wichtigste Grundlage des Museumsbestandes sind bis heute die Sammlung des Rieder Musealvereins und die volkskundliche Sammlung von Pfarrer Johann Veichtlbauer, die in den 1930er Jahren an die Stadt Ried übergeben wurde. Langjähriger ehrenamtlicher Kustos war Prof. Max Bauböck. Dr. Frohmann präsentierte eine Auswahl besonderer Objekte zum Thema Volksfrömmigkeit und Aberglauben aus der Sammlung und stellte auch die bedeutende Figuren-Sammlung der Bildhauer-Dynastie Schwanthaler vor.

"Auferstanden in Herrlichkeit" - Reliquienverehrung anhand von Beispielen aus Österreich lautete der Titel des darauf folgenden Vortrags von Birgit Aigner, die schon seit vielen Jahren die "Arbeitsgruppe Klosterarbeiten" leitet. Im Rahmen des Vortrages präsentierte Frau Aigner die Entstehungsgeschichte der Klosterarbeiten und untermauerte diese mit einer Vielzahl an beeindruckenden Beispielen aus verschiedenen Klöstern, Kirchen und Museen aus Österreich, wie u.a. dem Reliquienaltar aus der Basilika Mondsee, des Hl. Clemens in der Ursulinenkirche in Linz oder des Hl. Claudius in Reichersberg. Birgit Aigner wies auch auf die konservatorische Problematik hin - viele wertvolle Reliquien würden noch unentdeckt oder vergessen ein trauriges Dasein auf Dachböden und unter schwierigen klimatischen Bedingungen fristen.

Nach der Kaffeepause, bei der sich alle Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf Einladung der Stadt Ried stärken konnten, war ein Vortrag von Dr. Thekla Weißengruber, der Leiterin der Abteilung Volkskunde und Alltagskultur der OÖ Landes-Kultur GmbH an der Reihe, der nur am Rande einem religiösen Thema gewidmet war. Unter dem Titel "Die '3' in der Volkskunst" stellte Frau Weißengruber die so genannte "Dreier-Sammlung" vor, die in den 1920er Jahren von Julius Theuer, dem ehemaligen Besitzer des Schlosses Bernau in Fischlham an das Landesmuseum übergeben worden war und die aufgrund ihrer Heterogenität auf mehrere verschiedene Sammlungen aufgeteilt worden war. Es handelt sich dabei um eine besonders reichhaltige volkskundliche Sammlung.

Im Rahmen der Rubrik "Heimatforschung aktuell" waren zwei weitere Kurzvorträge vorgesehen:

Brigitte Hauke, die Leiterin des Pfarrmuseums in St. Georgen im Attergau, stellte das Museum und die Sonderausstellungen der letzten Jahre vor und bot somit einen spannenden Einblick in ihre Arbeit als Museumskustodin. Das Museum widmet sich unter anderem auch den verschiedenen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit. Wallfahrtsandenken, Rosenkränze, Kreuze, Wachsobjekte und Klosterarbeiten bieten einen umfassenden Einblick in die Vielfalt christlich-religiösen Glaubens früher und heute und zu diese Themen organisierte Frau Hauke in den letzten Jahren mehrere Sonderausstellungen.

Zuletzt stellten Kons. Brigitte Heilingbrunner und Mag. Elisabeth Kreuzwieser die OÖ Kleindenkmaldatenbank des Arbeitskreises für Klein- und Flurdenkmalforschung vor, die im forum oö geschichte (betreut vom Verbund OÖ Museen) gehostet wird. Die Datenbank, die nunmehr seit Herbst 2020 für Recherchen zur Verfügung steht, beinhaltet mittlerweile mehr als 2500 Denkmaleinträge aus 45 oberösterreichischen Gemeinden. Zahlreiche Redakteure engagieren sich ehrenamtlich und unterstützen das Projekt mit Informationen aus ihren Publikationen und Recherchen. Am Ende der Präsentation lud Frau Heilingbrunner Interessierte zum Stöbern in der Datenbank und zur Mitarbeit ein.

Nach dem Mittagessen im Brauwirtshaus Kellerbräu konnten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer wahlweise an einer Führung durch das Museum Innviertler Volkskundehaus oder an einer Stadtführung durch Ried im Innkreis teilnehmen. Ein herzliches Dankeschön gilt Frau Dr. Sieglinde Frohmann und Frau Nicole Mahr vom Museum Innviertler Volkskundehaus für die unkomplizierte Zusammenarbeit und für die spannenden Führungen am Nachmittag! Auch bei den Tagungsgästen bedanken wir uns herzlich für das Interesse und für die Teilnahme!

Eine Kooperation von ARGE für Regional- und Heimatforschung OÖ, Verbund OÖ Museen und Stadt Ried