17. Jahrhundert

Bauernaufstände im 17. Jahrhundert in Oberösterreich


Bayerische Truppen in Oberösterreich
Zwischen 1597 und 1626 blieb die Situation im Land durchgehend unruhig und gespannt, so etwa im Garstental, im Salzkammergut und im Mondseeland.
1620 wurde das Land ob der Enns vom Kaiser an den bayerischen Kurfürsten Maximilian verpfändet, als Abgeltung für dessen Hilfe in der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges, da Kaiser Ferdinand, wie den Bayern zugesagt, die Kriegskosten nicht erstatten konnte. Diese Verpfänduing verstärkte die allgemeine Unruhe. Die Truppen der katholischen Liga unter Feldmarschall Johann t’Serclaes Tilly und die Bayern unter Adam Graf Herberstorff zogen rücksichtslos sengend und brennend durch das Land. Die anfallenden Garnionskosten lasteten schwer auf den Bauern, dazu kamen weitere Steuern und Abgaben, was den Widerstand noch verstärkte.

Am 20. August 1620 wurde Adam Graf Herberstorff (1585–1629) als bayerischer Statthalter im Land ob der Enns eingesetzt und begann auf kaiserlichen Wunsch hin auch mit der Rekatholisierung des Landes, wobei er zuerst durchaus um eine Beruhigung der Lage bemüht war. Der Gegensatz zwischen evangelischen Adeligen und evangelischen Bauern, der schon im Zweiten Bauernaufstand (1594–1597) evident gewesen war, gab der kaiserlichen Regierung jedenfalls die Gelegenheit, gegenreformatorische Maßnahmen leichter durchzusetzen, verhielten sich doch zahlreiche evangelische Adelige nicht religions-, sondern eher standesbewusst.

Erste Erhebungen im Jahr 1625
1625 kam es zu ersten Aufständen. In den Natternbacher und Frankenburger Revolten ging es um katholische Pfarrer, die den evangelischen Bauern aufgezwungen werden sollten. Besonders in Frankenburg zog der Aufstand weite Kreise: Protestanten aus fünf Pfarrgemeinden fanden sich zusammen. Während Graf Herberstorff in Natternbach die gefangen genommenen Bauern allerdings wieder freiließ, mit der Begründung, man könne deutsch sprechenden Bauern keinen italienischen Pfarrer vorsetzen (aufgrund des herrschenden Priestermangels wurden Geistliche aus dem Ausland geholt), ging er in Frankenburg – wohl auf den Auftrag des Wiener Hofes hin – mit unerbittlicher Härte vor. Hier wollte Herberstorff wohl ein Exempel statuieren und handelte vermutlich deshalb derart rigoros.

Der Willkürakt des Frankenburger Würfelspiels stand denn auch am Anfang des größten und blutigsten Bauernaufstandes, der in Österreich je stattgefunden hatte. Dabei ließ Adam Graf Herberstorff am 15. Mai 1625 auf dem Haushamer Feld 36 Bauern, die in die Auseinandersetzungen um die Pfarrerseinsetzung in Frankenburg verwickelt waren, gegeneinander um ihr Leben würfeln. 17 der 18 Verlierer wurden exekutiert, einer begnadigt. Es ist dies das bekannteste, bei weitem aber nicht das härteste und blutigste Urteil, das in der langen Geschichte der oberösterreichischen Bauernkriege gefällt wurde.

Blutige Kämpfe im Jahr 1626
Eine Wirtshausrauferei mit bayerischen Soldaten am 17. Mai 1626 in Lembach, bei der mehrere Menschen starben, war dann der unmittelbare Auslöser für das Ausbrechen blutiger Aufstände. Stefan Fadinger, Bauer aus Parz bei St. Agatha, wurde zum Anführer der rebellierenden Bauern im Hausruck- und Traunviertel gewählt und sein Schwager, der Gastwirt Christoph Zeller aus St. Agatha, wurde der Bauernführer im Mühl- und Machlandviertel.

Nicht nur Pfarrhöfe und Klöster (etwa das Stift Schlägl) wurden geplündert (Kremsmünster und St. Florian wurden dagegen kampflos besetzt und weitgehend verschont.), auch Schlösser wurden in Brand gesteckt. Im Mühlviertel kam es schließlich zur Ermordung einiger katholischer Geistlicher. Die Unruhen breiteten sich aus. Insgesamt standen rund 40.000 Bauern unter Waffen. Die Aufständischen konnten die Truppen Herberstorffs bei Peuerbach besiegen, indem sie diese in eine Falle lockten. In der Folge eroberten die Bauernheere fast ganz Oberösterreich mit Ausnahme des kaiserlichen Salzkammerguts, des Mondseelands und des südlichen Ennstals. Die Städte Wels, Steyr, Vöcklabruck und Gmunden konnten die Bauern in ihre Gewalt bringen. Zwischen 6. Mai und 30. Juni 1626 belagerten sie unter der Führung von Hans Christoph von Haiden (Hayden) Freistadt, das sie schließlich einnehmen konnten. Enns wurde ab 24. Juni 1626 belagert, allerdings erfolglos. Die bayerischen Truppen unter Hans Christoph von Löbl konnten den Belagerungsring der Bauern sprengen.

Am 24. Juni 1626 begannen die rebellierenden Bauern auch mit der Belagerung von Linz. Doch dabei wurde Stefan Fadinger verwundet; er starb an den Folgen der Verletzung am 5. Juli 1626 in Ebelsberg. Christoph Zeller wurde bei der Belagerung von Linz am 18. Juli tödlich verwundet. Neuer Oberhauptmann der Bauern wurde der Ritter Achaz Wiellinger von der Au.

Niederschlagung der Bauern
Inzwischen kamen bayerische Truppen unter General Gottfried Heinrich von Pappenheim und ein kaiserliches Kriegsvolk unter dem kaiserlichen Oberst Hans Christoph von Löbl und Weikhart von Auersperg ins Land. In zahlreichen blutigen Schlachten erlebten die Bauern nun eine Niederlage nach der anderen: bei Neuhofen-Gschwendt, Leonfelden, Gmunden und Vöcklabruck. Besonders verlustreich waren für die Bauern die Schlachten im Emlinger Holz bei Eferding am 9. November mit rund 3000 Toten und in Pinsdorf am 15. November 1626 mit etwa 2000 Toten. Der letzte Kampf fand am 19. November in Wolfsegg statt. Insgesamt gab es etwa 12.000 tote Bauern zu beklagen.

Ein furchtbares Strafgericht folgte. Die städtischen Anführer wurden gehenkt und gevierteilt und ihre Köpfe ein ganzes Jahr lang auf dem Steyrer Stadtplatz aufgespießt zur Schau gestellt. Der Pfarrer von Lasberg verzeichnete im Totenbuch die Namen der am Freitag, dem 6. August 1626 vom Preunerschen Regiment aus Rache erschlagenen Bauern: Allein für seine beiden relativ kleinen Pfarren Lasberg und St. Oswald waren dies in Lasberg 31 Männer, in der Pfarre St. Oswald 20; zusätzlich seien in beiden Pfarren, meinte der Pfarrer, im Bauernkrieg an die 50 Personen freiwillig in den Tod gegangen.

Erfolglose Erhebungen in der Folge
1627 brach der Aufstand erneut los; so wurde etwa im Ennstal ein Losensteiner Mautunternehmer erschlagen. Dieser Aufstand führte aber ebenso zu keinem Erfolg wie die Erhebungen in den 1630er Jahren: 1632 führte der gegen den Katholizismus auftretende Johann Jakob Greimbl in der Eferdinger Gegend aufständische Bauern an, 1634 bis 1636 der vor allem auf religiöse Motive setzende evangelische Martin Eichinger, genannt der Laimbauer, seine Anhänger im Machland und in der Riedmark. Laimbauer wurde gemeinsam mit sechs weiteren Anführern eines Bauernaufstandes am 20. Juni 1636 am Linzer Hauptplatz mit dem Schwert hingerichtet.

Wildenegger Bauernunruhen
1661/1662 kam es zu den so genannten Wildenegger Bauernunruhen im Raum von Irrsee und Mondsee. Bartholomäus Graf Starhemberg verstieg sich dabei zu der Forderung, die Häuser der Rädelsführer niederzubrennen, Galgen draufzusetzen und die Frauen und Kinder aus dem Land zu jagen. 1662 wurden gegen die Anführer der Wildenegg-Mondseer Bauernunruhen von zwei Rechtsgelehrten der Universität Salzburg so viele Todesurteile verhängt, dass es selbst den wenig bauernfreundlichen oberösterreichischen Landständen zu viel war.

Autor: Roman Sandgruber, 2010