Der Passauer Innwinkel ist ein Kuriosum auf der deutsch - österreichischen Landkarte. Von der bayrisch - oberösterreichischen Landesgrenze unterhalb von Passau beim Kräutelstein (auch Kreutelstein), Gemeinde Freinberg, Grenzübergang Achleiten, windet sich die Grenze auf einer Länge von 8.173 Metern über Hügel, Wälder, Wiesen und Felder, um dann vom Bergkeller Ingling, Gemeinde Schardenberg, ihren Weg im Inn fortzusetzen. Dieser Streifen Land zwischen Bayern und Österreich ist nämlich der einzige Teil Deutschlands, der rechts des Inns und rechts der Donau gelegen ist, soweit diese Grenzflüsse sind. Die Grenze der "Innwinkel" zwischen Österreich und Bayern (ca.8,5 km) ist mit gesamt 42 Haupt- und ca. 500 Nebensteinen gemarkt. An der Grenze Schardenberg zu Bayern sind 10 Haupt- und 95 Nebensteine vorhanden.
Nun zu den Grenzsteinen:
Die Hauptsteine sind rundbogige Steinpfeiler mit der Pfeilernummer an der Schmalseite. Auf der bayerischen Seite ist jeweils das fürstbischöfliche Wappen mit Vermessungsdatum und teilweise die bischöflichen Initialen (Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg Initialen J.P.E.P.) zu sehen. Auf der österreichischen Seite findet sich seit 1792 (nach Eingliederung des Innviertels an Österreich) das Wappen mit dem österreichischen Doppeladler als Überarbeitung des ursprünglichem kurfürstlich - bayrischen Wappens, teils mit den Initialen Franz II., sowie oft zwei Vermessungsdaten.
Die historischen Hauptsteine tragen ganze Zahlen. Der Stein Nr. 1 steht am Kräutelstein, einer Insel in der Donau, und der letzte mit der Zahl 42 in der Nähe des Inn. Die ab 1891 dazwischengesetzten Neben- und Weisersteine haben Bruchzahlen, die Läufersteine haben keine Zahlen. Der älteste Stein, der Hauptstein Nr. 5, trägt die Jahreszahl 1608, errichtet unter Fürstbischof Erzherzog Leopold I. von Österreich; der zweitälteste, der Hauptstein Nr. 39, die Jahreszahl 1629, gesetzt von Erzherzog Leopold II. Wilhelm von Österreich, welcher von 1625 bis 1662 das Fürsbistum innehatte. Ebenso die Steine 19, 21, und 24., die als Wappenbild den Passauer Wolf führen. Da in Bayern Kurfürst Maximilian I. von 1598 bis 1651 regierte, stammen somit alle diese Steine aus seiner Regierungszeit. Auf dem Stein Nr. 33 findet sich die Jahreszahl 1668 und als Wappen der Passauer Wolf mit dem Krumstab in den Pfoten, gesetzt unter Fürstbischof Wenzel Graf Thun 1664 bis 1673 und Bayerns Kurfürst Ferdinand Maria 1651 bis 1679.
Auf der Karte sind die im Grenzverlauf angegebenen Grenzsteine mit den Nummern verzeichnet, die Läufersteine sind mit Nummern und dem eingemeißelten Verlauf der Richtung gekennzeichnet. Die Koordinaten sind auf den Hauptstein mit der Nummer 33, Grenzübergang Waldschloß, ausgerichtet.