Besitzer der Severinkapelle ist die Dorfgemeinschaft von Ruholding. Das Grundstück, auf dem die Kapelle steht, ist im Besitz der Familie Starzengruber, vulgo Wiesmeier, Ruholding 1.
Im Hinblick auf das Severingedenkjahr 1982 wurde die Kapelle unter Mithilfe der Dorfgemeinschaft, der Landjugend und der Mysterienspiel-Spielgemeinschaft Kopfing, vom 27. August 1983 bis Oktober 1985 errichtet. Die künstlerische Innengestaltung der Wände und der drei Bleiglasfenster oblag dem akademischen Maler Ernst Arnold Bauer (er stammt aus der Pfarre St. Severin, Linz). Das Kreuz wurde im Rahmen einer Turmkreuzsteckungsfeier am 21. Juni 1984 gesetzt. Diesen Wortgottesdienst umrahmten der Kirchenchor, die Musikkapelle und die Firmlinge dieses Jahres. Für die Kapelle wurde eine kleine Glocke bei der Glockengießerei Perner in Passau in Auftrag gegeben. Frau Cäcilia Scharinger, vulgo Zeinerin, Ruholding 7, war die Glockenpatin, sie spendete auch die Glocke. Die Kapelle wurde am 6. Oktober 1985 von Prälat Eberhard Marckhgott aus Lorch-Enns, assistiert von Dechant Alois Heinzl, eingeweiht. Zu dieser Feier kamen Priester aus den Nachbarpfarreien und Pfarrer Schmidbauer aus Molln, ein gebürtiger Ruholdinger, der die Vorgängerin dieser Kapelle als Primiziant geweiht hatte.
Bis 1967 stand auf der linken Güterwegseite, von der Ortschaft Dobl kommend, vor Ruholding, eine Holzkapelle. In dieser kleinen Kapelle war beim Altar das Holzbild „Die Erlösung der armen Seelen durch die heilige Eucharistie“ angebracht. Dieses Holzbild stammt etwa aus der Zeit um 1850. Da diese Kapelle schon sehr baufällig geworden war entschlossen sich die Dorfbewohner 1967 zum Neubau einer kleinen Kapelle. Diese wurde dann mit sparsamsten Mitteln aufgebaut. Aus Anlass der Priesterweihe von Hubert Schmidbauer (sein Elternhaus stand in unmittelbarer Nähe) konnte er 1967 die Primiz bei dieser Kapelle feiern. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften empfingen ihn feierlich. Bei dieser Primizfeier weihte er die Kapelle ein und die Gläubigen empfingen den Primizsegen.
Als 1978 der Güterweg von Dobl nach Ruholding neu trassiert wurde, kam die Straße bis auf die Grundmauern an die Kapelle heran. Man konnte nur mehr über eine Leiter (angelehnt an der Böschung) in das Innere der Kapelle gelangen. Auf Grund dieser Umstände entschlossen sich wiederum die Dorfbewohner zu einem neuerlichen Bau einer Kapelle. Nach eingehenden Besprechungen mit den Hauptdarstellern des Severin – Mysterienspieles, Dechant Alois Heinzl und dem erfahrenen Stöckl- und Kapellenbaufachmann Ing. August Gründinger konnte am 9. August 1983 mit dem Abtragen der alten Kapelle begonnen werden.
Die erste Renovierung der Severinkapelle erfolgte im Herbst 2010. Die Außenwände wurden mit neuer Farbe versehen. Auch beim Dach mussten Reparaturen durchgeführt werden. Die Malerarbeiten wurden von der Firma Schmidbauer Malerei aus Matzelsdorf kostenlos durchgeführt.
Herr Primar MR. Dr. Hanns Vanura i.R. aus Tulln, war Mitglied der katholischen akademischen Verbindung Norica, die den heiligen Severin als Patron verehrt. Er spendete zu seinem 80. Geburtstag eine ansehnliche Summe (€ 1500).
Die Kapelle ist künftig als Severin-Anbetungsstätte in der Norica- Sammlung aufgenommen.
Der Spruch auf der Bildtafel mit der:Symbolik des Gemäldes der Severinkapelle ist oben angeführt.
Baubeschreibung:
Die Severinkapelle ist eine Laubenkapelle und hat einen aufgesetzten Glockenturm. Mit Eternit-Flachschindeln ist das Satteldach eingedeckt. Der korbbogenförmige Laubengang ist auf zwei Granitsäulen abgestützt. Die seitlichen Zugänge sind mit Rundbögen versehen, die sich ebenfalls auf den Säulen abstützen. Die Säulen bestehen aus einer abgesetzten, rechteckigen Basis (Grundplatte: Höhe: 12cm, Breite 52cm, Tiefe 53, - aufgesetzte Platte: Höhe: 7cm, Breite 42cm, Tiefe 43cm). Die Säule selbst hat eine Höhe von 150cm und unten einen Ø von 31cm, sie verjüngt sich nach oben auf einen Ø von 22cm und schließt mit einem dorischen Kapitell, Höhe 21cm, Breite 48cm, Tiefe 42cm, ab. Die Säulen standen bereits vor dem Eingang der Vorgängerkapelle. Das Granitkreuz auf dem Turm stammt von einem Seitenportal der Pfarrkirche und ist aus einem Granitblock herausgearbeitet, ebenso der Sockel. In diesem Turm befindet sich eine Glocke. Sie wird vom Laubengang aus (vor der Eingangstüre) geläutet. Angefertigt hat die Glocke die Fa. Perner Glockengießerei aus Passau. Die dunkelbraune Holzverschalung aus Fichtenholz an der Decke im Laubengang hat eine gelbe Glasscheibe eingesetzt. Sie erhellt das Armenseelenbild über dem Ausgang. Auf der Stirnseite außen ist ein schmiedeeisernes Kreuz angebracht. Das Kreuz besteht aus einem großen P, unten mit einem Ring. Dieser symbolisiert die Weltkugel. Der Querbalken hat an der linken Außenseite den griechischen Buchstaben Α - Alpha, auf der rechten Ω - Omega. Straßenseitig befinden sich drei Rundbogen-Bleiglasfenster. Die Fensterbänke dazu sind aus Granit, im Innenbereich sind sie verfliest. Im Laubengang ist die Eingangstüre der Kapelle. Sie hat ein Glasfenster, welches mit einer schmiedeeisernen Verzierung gesichert ist. In der Kapelle stehen acht Bänke. Sie bieten Platz für 24 Personen. Für ein stimmungsvolles Licht sorgen die 3 Rundbogen - Bleiglasfenster, sie wurden in der Glasmalerei des Stiftes Schlierbach hergestellt. Die Häupter der Sitzbänke im Gang und der Altartisch sind aus Föhrenholz und mit Kerbschnitz-Arbeiten verziert. Auf der Vorderseite des Altartisches ist links eine Ähre, in der Mitte ein Reliefmuster und rechts eine Traube. Auf den Seitenteilen des Altartisches ist links das IHS Monogramm und rechts ein Kelch herausgearbeitet. Auf dem Altar steht eine holzgeschnitzte, naturbelassene Madonna mit dem Jesuskind. 6 Kerzenständer schmücken die Kapelle, zwei schmiedeeiserne auf dem Altar, einer aus Bronze vor dem Altartisch, ein schmiedeeiserner rechts neben dem Altartisch, ein einfacher beim Glasfenster, ein weiterer, doppelter beim mittleren Fenster.
Die Deckenverschalung der Kapelle ist naturbelassen, an den schrägen Dachsparren und an den waagerechten Zangen befestigt. Von der Decke hängt eine Blumenampel (Ø 53cm) mit vier Lampen. Über der Laube beim Ausgang ist das Armenseelenbild aus der Vorgängerkapelle befestigt. Unter der Innendachschräge stehen auf einem mit Kerbschnitzarbeiten verzierten Brett die Worte, (beginnend beim Eingang nach rechts):
FASTE - SEI BARMHERZIG - BESCHÜTZE - Hl. SEVERIN - UNSER LAND - BETE
Auf der linken Wand vor dem Ausgang hängt ein Bild mit der Symbolik der Malerei. Links vor dem Ausgang hängen ein kleines Holzkreuz und ein Weihwasserkessel. Über dem Ausgang ist ein Bronze-Kreuz befestigt. Die Innenwände der Kapelle sind glatt verputzt und mit Fresken vom Wirken des heiligen Severin gestaltet. An der Altarwand ist die mystische Darstellung des hl. Severin mit einem Kreuz in der linken Hand (Höhe ca. 150cm, Breite ca. 170cm), zur Rechten daneben die Mitra und der Abtstab (der hl Severin war Missionar und Klostergründer in Noricum).
Der Fußboden der Kapelle besteht aus hellbraunen, schattierten Fliesen (20 x 20cm). Die Außenmauern sind mit einem Rieselwurf versehen und hellgelb gestrichen. Das Gesimse, die Bögen, die Fenster und Türnischen sind glatt verputzt und weiß. Die Pflasterung im Laubenbereich (Breite 440cm, Tiefe 223cm) besteht aus in der Mitte auseinander geschnittenen Kopfsteinpflastersteinen (18 x 18cm). Der Vorplatz (Breite 310cm, Tiefe 200cm) ist mit Granitkleinsteinen gepflastert, umrahmt von Leistensteinen.