Kriegerdenkmal St. Ulrich

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Kriegerdenkmal
Zustand:
Sehr gut / Renoviert
Ort (Bezirk):
4400 St. Ulrich bei Steyr (Steyr-Land)
Adresse (Ortschaft):
Pfarrplatz 1
Breiten-, Längengrad:
48.021847294832, 14.422990233898 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
500 cm

b) Gesamtbreite:
390 cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Spruch
"Gewidmet von der Heimkehrer-Vereinigung St. Ulrich für die im Weltkrieg gefallenen Kameraden. 1914 - 1918 1939 - 1945"


Inschrift
Inschriftentyp

Jahreszahl
1960 -2010


Symbol

Kreuz: Lateinisches Kreuz
Unmittelbar unterhalb der Spitze des Obelisken ist das Metallkreuz in den Stein eingelassen.


Symbol

Kreuz: Tatzenkreuz
Umgeben von einem herausgemeißeltem Lorbeerkranz, ein ebensolches Tatzenkreuz befindet sich unterhalb

Stein
Stein-Art

Sandstein
Mannersdorfer Sandstein

Stein-Technik

behauen
In mehrere Sektoren aufgeteilt, Grundform der Obelisken/Steine: quadratich; beide Untersockel von etwa doppelter Seitenlänge als oberster Obelisk; unterste Sockel ca. 1,20m hoch, trägt je 4 Marmorplatten mit den Namen der Gefallenen der beiden Kriege in 4 Windrosenrichtungen, mittlere Platte (ca.0,4m hoch) trägt Sandstein-Präsentationspolster , darauf Lorbeerkranz & Helm. Von der mittleren Trägerplatte in jeweils 90° sich nach unten radial /viertelkreisartig ablaufende Stützen bis zur kreisrunden Rabatte-Begrenzung, dort wieder jeweils ca. 0,8m hohe kubische Obelisken mit etwas überlaufender Trägerplatte, je eine 4-eckige Laternen f. Kerzen. Die Frontseite des Denkmals ist nach Westen ausgerichtet. An der mittleren Trägerplatte (unter Präsentationspolster) ist eine KMB Freundschaftsplatte aus Marmor verschraubt.


Metall
Metall-Art

Kupfer
Kreuz mit Christuskopf im Zentrum d. Balken (bis nach 1938, dann von den damaligen Machthabern entfernt)

Metall-Technik

Schmiedearbeit
Kniehoher Rabatte-Zaun

Errichtung
1928

Votationsgrund
Gedenken

Die Steyrerzeitung berichtet 1928 über die Einweihung des Kriegerdenkmales:

Die Kriegerdenkmal-Einweihung in St. Ulrich.  St. Ulrich d. 17. Juni

Gesundes Volksempfinden hat von jeher die im Kampfe für Freiheit & Recht gefallenen Helden besonderer Ehren gewürdigt. So hat auch unsere Heimkehrervereinigung ihren gefallenen Kameraden ein würdiges Denkmal gesetzt. Gefügt aus Mannersdorfer Sandstein, erhebt es sich im Herzen des Ortes eindrucksvoll wie kaum ein anderes und gereicht dem Erbauer Steinmetzmeister Woldrich wirklich zur Ehre. Durch seinen ersten bedeutenden Denkmalbau hat er sich für alle Zukunft einen Namen gemacht. Vollbefriedigt über das Geleistete und verhältnismäßig Billige, blickt die Heimkehrervereinigung auf dieses durch sie geschaffene Werk. ----Das Fest der Denkmalweihe gestaltetet sich zu einer eindrucksvollen Kundgebung der hiesigen Ortsbevölkerung und der benachbarten Gemeinden.

Am Vorabend, 16. Juni, kündeten Böllersalven und Fackelzug, begleitet von unserer trefflich geschulten Feuerwehrmusik, durchgeführt von der Feuerwehr und der Heimkehrervereinigung St. Ulrich von der Bedeutung des kommenden Tages.  Von prächtiger Wirkung war das in stockfinsterer Nacht abgebrannte Feuerwerk. Wie eine feurige Hand wies die Flammenlohe zum Himmel, gleichsam kündend, daß der Schicksalsweg des christlich-deutschen Volkes aus dunkler Nacht zum Morgenrot einer besseren Zukunft führt.

Der Festtag, 17. Juni, brachte ausgesprochenes Regenwetter.  Um 5 Uhr früh war Weckruf durch die Feuerwehrmusik. Bald nach 7 Uhr konnten schon die ersten auswärtigen Vereine bei den Ortseingängen, wo reich gezierte Trupfbögen aufgestellt waren, begrüßt werden und nach und nach trafen die verschiedenen Vereine und Korporationen, vielfach zahlreich vertreten, in unserem Ort ein.  In strammer Haltung rückte auch eine Ehrenkompanie der Alpenjäger aus Steyr unter dem Kommando des herrn Majors Zeller an, welche am Festplatze Aufstellung nahm und die GEneraldechargen mit Präzision abgab.  Mit der Ehrenkompanie beteiligten sich am Feste mehrere Offiziere mit Oberstleutnant Kriechbaum.  Eine besondere Ehre wurde dem Fest durch die persönliche Teilnahme des Oberlandesregierungsrates Bezirkshauptmann Dr Straßnitzky zuteil, welchem vom Ehrenempfangskomitee, unter Führung des Schuldirektors Schötz, freudigst begrüßt wurde.  Beim Grabenhof erfolgte die Zusammenstellung des Festzuges und Punkt 9 Uhr setzte sich der imposante Festzug in Bewegung.  Die Schuljugend mit ihren Fahnen und weißgekleidete Mädchen, die begleitet vom Lehrkörper, eröffneten den Zug.  Es folgten die Feuerwehr-Musikkapelle und der "Liederkranz" St. Ulrich, das Bürgerkorps Steyr mit Fahne mit Major Schopper, das Bürgerkorps Sierning, die deutsche Turnerschsft von Steyr und Garsten, die Krieger-Veteranenvereine von Steyr und Behamberg (mit Fahne und Musik) und Ternberg mit Fahne.  Die Freiwillige Feuerwehr Kleinraming mit Musik, der Bauernbund St. Ulrich und Kleinraming, der Landarbeiterbund und der Arbeiterbund von St. Ulrich. Sodann folgte die Geistlichkeit mit Stadtpfarrkooperator Bimingsdorfer von Steyr, Bezirkshauptmann Oberregierungsrat Dr. Straßnitcki, Ökonomierat Bürgermeister Mayr mit dem Gemeindeausschuß, Gendarmeriebeamte und andere Ehrengäste, darunter Ldt. Abg. V-Bgm. Dr. Messenböck, Steyr, der Kriegsopferverein Steyr in Begleitung des Bundesobmannes FachlehrerSchürrer aus Linz, Nationalrat Kletzmayr, die Heimkehrervereinigung St. Ulrich. Offiziere des Alpenjägerbataillons Steyr bildeten den Abschluß des langen Zuges.  Viele Ehrendamen, die auch den Verkauf von Blumen und Festabzeichen besorgten gaben dem Zug ein feierliches Gepräge.  Um halb 10 wurde in die festlich geschmückte Kirche eingezogen, wo Hochw. Geistlicher Rat Pfarrer Derflinger mit Assistenz der Kooperatoren Luger (St. Ulrich) und Bimingsdorfer (Steyr) in feierlicher Weise das Heil. Opfer für die gefallenen Krieger aus der Pfarrgemeinde darbrachte, wobei der "Liederkranz" St. Ulrich verstärkt durch Mitglieder des "Kränzchen" aus Steyr die Deutsche Messe von Schubert in anerkennenswerter Weise zur Aufführung brachte.

Nach dem Gottesdienst nahmen sämtliche Vereinigungen sowie die Bevölkerung (den Angehörigen der Gefallenen wurde in nächster Nähe des Denkmals ein Plätzchen zugewiesen) vor dem noch verhüllten Kriegerdenkmal aufstellung. Die Schülerin Wetti Dutzler trug einen sinnreichen Festprolog vor, sodann ergriff der Obmann der Heimkehrervereinigung, Karl Wolfsjäger (Schoiber am Damberg) das Wort und begrüßte die Festgäste und gab seiner Freude Ausdruck über die so zahlreiche Ehrung und übergab im Rahnen der Heimkehrervereinigung das Denkmal der Gemeinde in Obhut. Nun nahm Herr Bürgermeister Mayr das Wort, um die erschienenen Festgäste zu begrüßen und zu Danken für die große Ehre die sie diesem Fest erweisen.  Er dankte ganz besonders auch den Heimkehrern, die die großen Opfer nicht scheuten und es so ermöglichten, in unserem Orte ein so mächtiges Denkmal erstehen zu sehen und versptrach, es in treue Obhut der Gemeinde zu übernehmen und zu sorgen, daß es stets in gutem Zustand erhalten bleibe.  Darauf nahm er die Enthüllung vor.

Ein feierlicher Augenblick war es, als die Hülle fiel.  Sehr überrascht waren diejenigen, welche das Denkmal zuvor nicht gesehen hatten, bei dessen Anblick. Der feierlichste Akt war wohl als das Denkmal durch Hochw. geistl. Rat Pfarrer Derflinger die kirchliche Weihe erhielt. Nach der feierlichen Handlung hielt Hochw. geistl. Rat Derflinger in tief bewegten Worten die Gedenkrede und ermahnte zum stillen Gedenken im Gebete an die, die im Kriege ihr Blut Und Leben dem Vaterlande geopfert haben.  Alles verharrte im stillen Gebete, während Die Kirchenglocke ihre Töne hinaustrug, auch die, die zuhause zurückgeblieben waren, zu gleichem Gedenken mahnend. Dan setzte die Musik mit dem Lied ein "Ich hatt einen Kameraden" während die Kranzniederlegung erfolgte. Kränze widmeten: Heimkehrervereinigung St. Ulrich, Gemeinde St. Ulrich, Wehrbund Steyr, Kriegsopfervereinigung Steyr, Freiwillige Feuerwehr St. Ulrich, Feuerwehr-Musik St. Ulrich und Volksschule St. Ulrich.

Nun ergriff der Festredner Hochw. Herr Kooperator Bimingsdorfer von Steyr als Heimkehrer das Wort und besprach in begeisternden Worten die Bedeutung des Kriegerdenkmalfestes.  Sene Worte, die aus einem echten Kriegerherzen kamen und von denen alle Herzen tief ergriffen waren, klangen in die Mahnung aus: Es möge das von unseren Helden auf dem Altar des Vaterlandes geopferte Blut zur Segensquelle für unsere Heimat werden und das Volk wieder an den Platz führen, der ihm unter der Sonne gebührt. Heldenhaftigkeit im Dieste des Volkes und Vaterlandes, Treue in der Erfüllung unserer Pflicht und im Dienste unseres heiligen Glaubens und stetes Gedenken an unsere gefallenen Kameraden wollen wir vor diesem Denkmal neu geloben. Die Heldenkraft, die in diesen Toten wirket, wird wieder auferstehen. Zum Mindesten soll jedes beim Vorübergehen an dieser Stätte, welche die Erinnerung an unsere , auf fremder Erde gebliebenen Kameraden heraufruft, ein stilles "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe" beten. Diese tiefernsten Worte, welche viele Tränen auslösten, werden gewiß in allen Herzen wirksam bleiben.

Im Anschlusse intonierte die Musik das "Gebet vor der Schlacht". Hierauf richtete der Bundesobmann der Kriegsopfer,  Herr Fachlehrer Schürrer, herzliche Worte an die Festteilnehmer und gab seiner Freude über das gelungene Werk Ausdruck das die Heimkehrerkameraden von St. Ulrich geschaffen. Der "Liederkranz" krönte die erhebende Feier zum Schlusse mit einem ernsten Trauerchor. Man hörte über die Ausführungen des "Liederkranz" nur volles Lob. Schließlich dankte Obmann Wolfsjäger nochmals für die große Anteilnahme.aller an dem Feste. Hierauf erfolgte die Defilierung der Heimkehrer von St. Ulrich, der Ehrenkompanie und sämtlicher Vereine vor den Festgästen.. So fand die vormittägige  Feier ihren Abschluss.

Trotz ungünstiger Witterung war eine große Menge von Gästen dem Rufe gefolgt, um durch ihre Anwesenheit, die Feier verschönern zu helfen.  Auch am Nachmittag bei den Konzerten (in mayr's Gasthof konzertierte die Feuerwehrmusik von St. Ulrich, bei Gunitzberger die beiden Musikkapellen von Kleinraming und Behamberg) herrschte lebhaftes Treiben.  Anerkennend sei noch Steyr's altbewährter Dekorateur, der die Umhüllung und Dekoration, sowie der Gärtner, der die Blumen für die Anlage beim Denkmal besorgte.  Allen, welche zu dieser Festfeier irgendwie beigetragen haben, sei der beste Dank gesagt.  Gott lohne es allen, die Opfer für unsere verstorbenen Helden gebracht haben.

Im Jänner 1934 wurde dr. Engelbert Dollfuß von 7 Ennstalgemeinden, auch von St. Ulrich, zum Ehrenbürger zum Ehrenbürger ernannt. Als er am 24. Juli !934 von Nationalsozialisten erschossen wurde, wurde zu seiner Erinnerung am Kriegerdenkmal eine Kupfertafel mit seinem Relief angebracht. Diese wurde 1938 von den Nationalsozialisten entfernt. Auch das Kupferkreuzwurde während des 2. Weltkrieges abgenommen und eingeschmolzen. (Foto des Denkmals zwischen  1934 - 1938 entstanden).

Beim Ausheben der Grundfeste für das Denkmal stieß man auf ein Massengrab. (Quelle. Karl Blumenschein mündl.)

Am Floriani-Sonntag nach dem Gottesdienst hält die Kameradschaft von Feuerwehr, Musik und Kameradschaftsbund ein Totengedenken am Kriegerdenkmal.
Steinmetzmeister "WOLDRICH" hat das imposante Denkmal gemacht.

 

Literaturquelle
alternative Quelle
Steyrer Zeitung Bericht v. 24. Juni 1928, Seite 5
Datenbankerfassung
2021-06
Zikesch Karl
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
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