Unterstrasser - Kapelle

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Laubenkapelle
Zustand:
Sehr gut / Renoviert
Ort (Bezirk):
4400 St. Ulrich bei Steyr (Steyr-Land)
Adresse (Ortschaft):
Ulrichstraße 56
Breiten-, Längengrad:
48.021230988004, 14.430594296455 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
420 cm

b) Gesamtbreite:
315 cm

c) Gesamttiefe:
400 cm

s) Laubentiefe:
80 cm
AKfKDF Bemassung Kapelle Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Einfache Inschrift
Maria Heyl der Kranken in der Neustift,1834 I.G.

Jahreszahl
1834

Initialen
I.G.

Kommentar zu dieser/diesen Inschriften
Die Inschrift auf einem weißen Schriftband am unteren Rand des Altarbildes zeigt sowohl das Errichtungsjahr als auch die Initialen des Errichters, die nicht eruiert sind.


Inschrift
Inschriftentyp

Christusmonogramm (IHS)
in der Mitte des Antependiums in einem erhabenen Oval mit blauem Rand, blau gestaltet mit Kreuz in der Mitte darüber und Herz mit drei Nägeln in der Mitte darunter, ebenfalls erhaben

Besondere Funktion
Fronleichnamsstation
Am Fronleichnamstag dient die Kapelle als eine Station bei der Prozession.
Sakrales Bild
Material für Bilder

Holz
Ölgemälde

Sakrale Ikonographie

Mariendarstellung - Magna Mater Austriae
Die Madonna mit dem Aussehen einer Mariazeller Madonna ist unter einem Baldachin dargestellt.


Fenster
Fensterform

Halbkreisbogen (Rundbogen)

Fensterfunktion

Belichtung
Die an den beiden Seitenwänden befindlichen, halbkreisförmiges Fenster sind mit Gitterstäben verschlossen.


Tür
Türsturz

Bogenförmiger Sturz
Rundbogen

Türblatt

Eisentür - Schmiedeeisentür
klassisches Rautenmuster, zweiflügelige Gittertür; entstanden durch einen Zuschnitt aus der Neustifter-Kapelle, die durch den Bau der vormaligen Waffenfabrik (dann Steyr-Werke) weichen musste


Sakrales Bild
Material für Bilder

Karton/Papier

Sakrale Ikonographie

Christusdarstellung - Schmerzensmann
als Halbfigur gemalt, an der rechten schrägen Altarwand


Sakrales Bild
Material für Bilder

Karton/Papier

Sakrale Ikonographie

Mariendarstellung - Mater Dolorosa
als Halbfigur gemalt, nach einer Darstellung des Barockmalers Carlo Dolci, an der linken schrägen Altarwand


Kreuz
Kreuzform

Lateinisches Kreuz (mit geraden Enden)

Kreuzdarstellung

Kreuz ohne Figur
Auf den Giebel wurde als Bekrönung ein schlichtes, durchbrochenes Metallkreuz gesetzt.


Sakrale Figur
Sakrale Ikonographie

Christusdarstellung - Herz Jesu
Die kleine Figur befindet sich auf der Mensa.

Material für Figuren

Holz


Kapellenausstattung

Altar
Der hellblau - dunkelblau marmorierte Stipes (Altartisch), mit einer Stufe erreichbar, verbreitert sich nach einem dunkelblauen Sockel, nach oben hin konisch. Auf beiden Seiten des mittig angebrachten IHS - Ovales zieren rechteckige, dunkelblaue Rahmen die Fläche. Die Mensa führt mit einer Stufe zum Altarbild, das neben seinem Holzrahmen mit einem mehrfach profilierten, gelben Stuckrahmen umgeben ist.


Sakrales Bild
Material für Bilder

Karton/Papier
Ölgemälde

Sakrale Ikonographie

Christusdarstellung - Jesus am Ölberg
Bei dieser Ölbergszene segnet Christus die schlafenden Jünger, im Hintergrund Jerusalem.

Künstler

Kratky, Therese (21.10.1853 - 16.5.1914)
Bild der alten Kapelle

Mauerwerk
Mauerwerk-Art

Lehmziegel - gebrannt (Ton)

Mauerwerk-Technik

verputzt
Der Rieselputz ist gelb gestrichen, die gerundete Putzfasche geht in eine gemalte weiße über. Mauerkanten und Traufenlinie sind weiß und glatt geputzt. Der graue Sockel wird in der niedrigen Seitenwand der Laube fortgesetzt. An ein ebenfalls grau gestrichenes Stufenpodest setzen die Säulen auf, die das vorgezogene Dach stützen.

Errichtung
1934

Votationsgrund
persönliche Gründe

Tragischer Unfall des Sohnes. Errichtet von der Familie Johann U. Cäcilia Hofer, vulgo Unterstraßer, 1934. Eingeweiht im selben Jahr von Pfarrer Johann Derflinger. Die Kapelle wurde "Maria heil der Kranken" geweiht . Ein tragischer Unfall gab den Anlass zum Bau der Kapelle. Der Sohn Berthold wurde von den Hufen eines Pferdes so Schwer verletzt, das er für den Rest seines Lebens (18 Jahre) gelähmt war. (Pfarrarchiv St. Ulrich, mündl. Hundsberger Maria.) Geschichte: Bild und schmiedeeisernes Gitter stammen von der 1913 abgetragenen Neustifterkapelle welche dem Bau der Waffenfabrik weichen musste. Das umarbeiten des Gitters hat angeblich mehr gekostet als ein Neues gekostet hätte. (Gitterreste lagern noch am Dachboden des Unterstraßer-Gutes) (mündl. Felbauer Maria)

Im Pfarrarchiv St. Ulrich befindet sich in der Schachtel Nr. 28 eine Mappe mit Unterlagen zur Unterstraßer-Kapelle. Sie enthält folgende Dokumente: Planentwurf von Architekt Friedrich Gangl, Linz und Plan von Josef Schopper, Maurermeister in St. Ulrich, (Neuschönau).

Einreichplan, Baubewilligung vom 26. März 1934 unterschrieben von Kommissär (Bürgermeister) Franz Kern, sowie die Vollmacht zur Weihe der Kapelle durch den Ortspfarrer, Herrn G.R. Johann Derflinger, vom bischöflichen Ordinariat Linz.

2007 wurde die Kapelle renoviert und neu eingedeckt.

Die  Steyrer- Zeitung berichtet am  1. Juli 1934:
Eine neue Zierde der Ulricher Landschaft.
Zur Einweihung der Kapelle am Unterstraßergute in Unterwald.

"Wer wollte auf seinen Wanderungen durch das Land auf den Anblick der verschiedenen Marterl, Kreuzsäulen und Kapellen verzichten, die von Zeit zu Zeit am Rand des Weges uns begrüßen? Bald blicken sie unter schattigen Bäumen hervor oder markieren eine Wegkreuzung oder krönen einen Hügel, von dem man eine schöne Aussicht hat. Diese alten Denkmäler laden uns ein, in der schönen freien Natur draußen auch auf den Schöpfer nicht zu vergessen, oder Christus am Kreuz zu ehren oder die Gottesmutter zu grüßen. Ein Christ geht nach altem Brauch nicht vorbei, ohne den Hut abzunehmen oder einen frommen Gruß zu sprechen. Die Kapellen im Lande stehen bei den Einheimischen in Ehren und entzücken durch ihre malerische Lage oft den Fremden.

Es ist nur erfreulich zu beobachten, daß auch in unserer Zeit noch solch kleine Heiligtümer entstehen, die der Gegend das Gepräge einer christlichen Landschaft geben. Ein frommes Bauernpaar, Herr und Frau Hofer am Unterstraßergute in Unterwald, die sich schon lange mit dem Gedanken trugen, auf eigenem Grund eine Kapelle zu errichten, haben heuer diese Absicht verwirklicht, und nun erhebt sich am Wege, der von St. Ulrich herführt, unweit des genannten Bauerngutes eine gemauerte Kapelle, die Raum für einen Altar bietet. Durch das schöne Eisengitter gewahrt man ein altes Muttergottesbild mit dem Jesuskind auf dem Blumen geschmückten Altar. An der einen Wand hängt ein altes Kruzifix, die andere ist durch ein halbkreisförmiges Fenster, das durch ein nettes Gitter geschützt ist, ausgestattet. Der Bau wurde nach einem Plan des akademischen Architekten und Baumeisters Friedrich Gangl, Linz, vom Maurermeister Schopper Steyr ausgeführt, der zwei Maurer aus St. Ulrich zur Arbeit heranzog.

Zu Pfingsten fand heuer die Einweihung durch den Ortspfarrer Hochw. Herrn geistl. Rat Johann Derflinger statt. Nach der Ansprache folgte die Weihe. Daran schloß sich eine Andacht mit Litanei und Marienliedern. Der Feier wohnten außer den Angehörigen der Familie Hofer die Zechpröbste bei, ferner Vertreter der Gemeinde St. Ulrich und Teilnehmer aus den Bauernhöfen der Umgebung und vom Jägerberg. In der Ansprache wies der hochwürdige Herr Pfarrer Derflinger auf den frommen Sinn der Bauersleute, die die Kapelle errichtet hatten, hin. Sie haben damit ihrer Marienverehrung ein schönes Denkmal gesetzt und einem uralten Marienbild wieder eine würdige Stätte der Aufstellung und Verehrung geöffnet. Das Bild und die anderen heiligen Gegenstände, die in der neuen Kapelle Platz gefunden haben, stammen nämlich, so führte der hochw. Herr Pfarrer aus, aus der früheren alten Neustifterkapelle, die beim Bau der neuen Waffenfabrik vor dem Krieg niedergerissen wurde, da sie dem Neubau im Wege stand. Das Marienbild in der Neustifterkapelle genoß seinerzeit bedeutende Verehrung, wie aus der Volksmeinung zu entnehmen ist, die besagt, drei mal zu dieser Kapelle zu gehen ersetzt eine Wallfahrt nach Maria Neustift. Nach dem Abbruch der Kapelle wurden die heiligen Gegenstände von der Waffenfabriksverwaltung in Verwahrung genommen. Von dieser übernahm sie wieder Frau Halbmayr in Jägerberg und nunmehr gab die Frau, die auch der Feier beiwohnte, das Bild und Kreuz der Unterstraßerkapelle. Die Kapelle wird auch grundbücherlich eingetragen, sodaß auch die Herhaltung für später gesichert ist.

Nach der Einweihung fand sich eine Reihe der Teilnehmer im Bauernhof ein, wo es sich Herr und Frau Hofer nicht nehmen ließen, als gastfreundliche Wirte aufzutreten. Während des gemütlichen Beisammenseins der Nachbarn und der anderen Gäste wurde auch der hochw. Geistl. Rat Katechet Johann Egger, der oft in St. Ulrich zur Aushilfe in der Seelsorge weilt und auch an der Einweihung teilnahm, aufgefordert, das Wort zu ergreifen, worauf er eine Ansprache über die christliche Landschaft hielt. Nicht nur die Wohnung des Christen soll, um einige Gedanken des Vortrages anzudeuten, als solche zu erkennen sein durch den Herrgottswinkel, die frommen Bilder und das Weihwassergefäß bei der Tür. Auch die Häuser tragen an der Außenseite schon ein christliches Kennzeichen ober dem Haustor das Bild des hl. Florian, Sebastian, Leonhard usw. Fromme Sprüche sind an den Gebäuden zu lesen. Ja die ganze Landschaft bekommt dort, wo Christen wohnen, ein christliches Gepräge. Zunächst sind es die Kirchtürme der Pfarrkirchen, deren man von einem Aussichtspunkt aus oft Dutzende zählen kann, die den christlichen Charakter der Gegend verkünden. Von den Türmen klingt der Glockenschall hinaus, über Wälder, Wiesen und Felder, bis er dem Klang der Glocken der nächsten Kirchen begegnet. Aber außerdem kann man oft keine zehn Minuten seinen Weg fortsetzen, ohne daß nicht wieder ein christliches Zeichen in der Gegend zu treffen ist. Bald ist es eine kleine Kapelle oder eine größere, die geräumig genug, die Hausbewohner zum Rosenkranz am Samstagabend zu fassen, bald ist es ein Holzkreuz auf freiem Felde, vor welchem eine Kniebank steht, die zum Verweilen einladet, oder ein Marterl, das am Platze eines Unglücksfalles errichtet ist, ruft dem Vorüberkommenden ein "Wanderer, geh nicht vorbei", zu und ladet zum Gebet für die Seelenruhe eines Verunglückten ein. Bei der Arbeit auf Wiese und Feld ist es der Blick auf die Kapelle, der nicht vergessen läßt, daß die Arbeit allein es nicht macht, sondern der Segen Gottes auch notwendig ist. Die in der Nähe von Kapellen arbeiten halten sich eher zurück von Flüchen und anderen bösen Worten.

Wie manche Kniebank im Freien war Zeuge, wie die Hausbewohner nach Auffindung eines schon verloren geglaubten Kindes oder nach Abwendung einer Feuersgefahr niedersanken in heißem Danke für erlangte Rettung! Und in schweren Stunden des Lebens kommen die Leidgeprüften her um ihr Herz dem Troste von oben zu öffnen. Bei Bittprozessionen und Feldumgängen der Ortschaftsbewohner werden die Kapellen mit einbezogen. Der Leichenzug setzt ab und erwartet bei der Kapelle den Priester. So innig verwachsen ist das Volk in seinem religiösen Denken und Fühlen mit seinen Kapellen und Feldkreuzen. Drum rechnet es sich die Bäuerin zur Ehre, den Altar der Kapelle in Ordnung zu halten und die Kinder bringen Blumen, wie die Jahreszeit sie bietet. Im Mai oder zu Fronleichnam helfen viele zusammen, einen schönen Kranz zu winden. Das Rot des Mohns und Blau der Kornblume leuchtet aus dem Grün.

Welche Empörung und Trauer herrscht jedesmal wenn ein Frevel an einem solchen heiligen Bild geschieht, wenn ein Gottvergessener mit der Büchse darauf zielt und einen Schuß abgibt! Mehr als ein Feldkreuz mußte in den vergangenen Jahren den Platz räumen und abseits des Weges versetzt werden, damit es nicht ganz der Vernichtung anheimfalle. Jetzt kommt eins nach dem anderen wieder auf seinen früheren Standort zurück. Und wenn ein Kreuz durch die Unbilden der Witterung gelitten hat und sich nicht mehr in einem würdigen Zustand befindet, ist es der Bauer, der nach einer glücklichen Ernte, die ihm in einem gesegneten Jahrgang beschert worden ist, sagt: "Jetzt müssen wir für unser Kreuz auch einmal etwas tun!" Nur möge man sich bei solchen Wiederherstellungsarbeiten auch an Personen um Rat wenden, die Verständnis und Interesse haben, damit eine würdige Ausführung zustande kommt und nicht eine solche, welche den Schönheitssinn beleidigt. St. Ulrich hat würdige Denkmäler und hält sie in Ehren. Möge die neu dazugekommene Kapelle, dem Hause, dem sie gehört, ein Pfand sein, daß sich in ihm der fromme Sinn forterbe von Generation zu Generation und möge die neue Kapelle den Vorübereilenden ein Zeiger sein, daß wir allezeit unterwegs sind zu einem höheren Ziele!

Am Fronleichnamssonntag des heurigen Jahres wurde der eben fertiggestellten Kapelle zum ersten mal die Ehre zu Teil, daß beim Umgang die ganze Pfarrgemeinde betend vorüberzog, die Monstranz auf dem Altar niedergestellt und vor der Kapelle das Evangelium gesungen wurde. Das war ja der tiefste Grund der Errichtung gewesen, dem Fronleichnamsaltar, der bisher an der Wand des Bauernhauses selbst gestanden war, einen Platz in einer eigenen Kapelle zu bieten. An diesem Tage wurde die Absicht der Erbauer, des Herrn und der Frau Hofer, vollständig erreicht und die Einweihung sozusagen vollendet."

Baubeschreibung: Das beidseits abgewalmte Satteldach ist mit Bieberschwanzziegeln gedeckt. Der Altarraum schließt mit einem 5/8 Schluss ab, der innen optisch mit gelben, mehrfach profiliertem Umlaufgesims und senkrecht mit schmalen Lisenen hervorgehoben ist. Die Laube wird seitlich in Sockelhöhe mit einer niedrigen Mauer geschlossen. Das vorgezogenen Dach steht gestützt auf dieser Mauer mit zwei Säulen, die auf zweistufige, quadratische Sockel gestellt sind.

Die "Alte Neustifterkapelle" wurde laut Zeitungsartikel 1913 abgerissen die Madonna und Seitenbilder sind aus der ehemaligen Neustifter-Kapelle 

Literaturquelle
alternative Quelle
Mündliche Überlieferungen , Frau Maria Felbauer und Frau Maria Hundsberger
Pfarrarchiv St. Ulrich
Steyrer- Zeitung, 1. Juli 1934, Seite 3
Datenbankerfassung
2021-07
Heilingbrunner Brigitte
Letzte Überarbeitung
2024-10
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