Die Zeitschrift "Der Alpenbote" von 1904 berictet unter dem Titel "Tragisches Ende eines Forstadjunkten" folgendes:
"Der im gräflich Lamberg'schen Dienste stehende und dem Förster Hrn. Leitner in Unterwald zugeteilte Forstadjunkt Hr. Franz Fabian fand am Sonntag den 10. Jänner ein tragisches Ende. Dem Vernehmen nach erhielt er Sonntag vormittags einen Auftrag, welcher ihn über den Damberg führte, er sollte dort bei mehreren Fallen nachsehen. Zu dem Dienstgange nahm Fabian eine Vorstehhündin mit. Obwohl nun Fabian den Auftrag hatte, mittags wiederzu Hause zu sein, erschien er weder mittag noch abends zu Hause. Da Fabian, ein äußerst solider und anständiger Mann, Montagfrüh noch nicht zu Hause war, war bei dessen unmittelbarem Vorgesetzten Hrn. Förster Leitner die begründete Besorgnis rege, es könnte demselben ein Unglück zugestoßen sein, und so wurde nach dem Abgängigen auf die Suche gegangen.
Obwohl am Montag eine große Anzahl von Leuten eifrigst nach Fabian suchte, konnte doch bis zum Eintritt vollständiger Dunkelheit dessen Verbleib nicht eruiert werden. Bei Tagesanbruch wurde neuerlich auf die Suche gegangen und so gelang es den eifrigen Nachforschungen des gräflich Lamberg'schen Forstpersonals, die Spuren und um 1/4 12 Uhr Fabian selbst im sogenannten Wildgraben in der Nähe des Waldhäusls aufzufinden. Fabian dürfte dortselbst den Hag, wie er es wohl so oft getan haben mochte, zu übersetzen versucht haben, stieß den Stock in die Erde und übersetzte den Hag, dabei blieb er mit dem Gewehr an einem Aste hängen und wie er dasselbe loszumachen suchte, entlud sich dasselbe, ihn mitten in die Brust tödlich treffend. Die Schrotladung durchbohrte den ganzen Körper. Wie Augenzeugen sagen, lag Fabian an der Unfallstelle ohne Spuren eines Todeskampfes, wie schlafend, die rechte Hand an der Todeswunde, die linke noch wie sie den Stock zur Übersetzung in die Erde stieß, mit geschlossenen Augen da, das Bild eines schnellen und schmerzlosen Todes.
Sein Begleiter auf dem Todesgange, die Hündin, wich nicht von dem Herrn und hielt getreulich Todenwache. Das Tier entbehrte durch zwei Tage und zwei Nächte der Nahrung und eines schützenden Obdaches. Obwohl sie durch Entbehrung der Nahrung und die große Kälte auf der Höhe des Damberges ganz empfindlich gelitten haben mußte, sprang die auf der Todeswunde ihres verschiedenen Herrn sitzende Hündin den Ankommenden, wie um ihren toten Herrn zu schützen, wie wütend entgegen, nur gegen Hrn. Leitner war sie etwas freundlicher, kehrte aber sofort wieder zur Leiche zurück und war nur mit Gewalt und unter Anwendung einer Leine von derselben fortzubringen.
Dienstag mittags, bevor noch die Auffindung der Leiche bekannt war, hatten sich auch mehrere Mitglieder der hiesigen Alpenvereinssektion aufgemacht, um den Vermißten zu suchen, konnten aber bald nach ihrem Aufbruche wieder zurückkehren.
Über die erfolgte Auffindung der Leiche des Abgängigen wurde sofort den Behörden sowie der Herrschaft in Steyr die Meldung erstattet und sodann die Übertragung der Leiche in die Totenkammer nach St. Ulrich bewirkt. Fabian stand im 21. Lebensjahre und sollte heuer zur Assentierung gelangen. Er war aus Wien gebürtig und hinterläßt eine tiefbetrübte, greise Mutter nebst neun Geschwistern.
Der Verstorbene, welcher über zwei Jahre in seinem dermaligen Dienstorte in Verwendung stand, erfreute sich allgemeiner Beliebtheit und war derselbe in der allseits geachteten Försterfamilie Leitner sozusagen wie das Kind im Hause. Wie die Todesnachricht mittags ins Haus kam, war der Jammer in der Familie Leitner allgemein und kannte der Schmerz um den verlorenen Freund bei den Kindern des Hrn. Försters keine Grenze. Aber nicht allein die Familie des Försters, auch alle übrigen Kollegen und zahlreichen Bekannten betrauern in dem zu früh Heimgegangenen einen aufrichtigen Freund und guten Gesellschafter und werden ihm gewiss alle ein gutes Andenken bewahren.
Forstadjunkt Franz Fabian, welcher der jüngste seiner neun Geschwister war, hat seine Forstpraxis auf der gräfl. Lamberg'schen Herrschaft Csakbereny in Ungarn durchgemacht und absolvierte in Axbach, NÖ., die Waldbauschule mit ausgezeichnetem Erfolg. Nach Ablegung der Forstprüfung kam er zur Herrschaft Steyr. Sein Lieblingswunsch als ein großer Freund der Berge war es, als Forstangestellter im Gebirge bleiben zu können, weshalb er auch so gerne auf seinem jetzigen Dienstposten war.
Heute, Donnerstag, vormittags um 10 Uhr fand auf dem Friedhofe zu St. Ulrich das Begräbnis des hoffnungsvollen jungen Mannes unter großer Beteiligung statt. Zu demselben hatten sich viele Forstbedienstete sowie Förster und Beamte der Herrschaft Steyr eingefunden, welche den Sarg auch zu Grabe trugen.
Ein Freund des Verstorbenen hat zur Erinnerung an den bedauerlichen Unglücksfall ein stimmungsvolles Gedicht "Verlassen" verfaßt, welches wir im Feuilleton des Blattes zum Abdruck bringen.
Wie wir noch erfahren, hat ein dem Vogelsang obliegender Mann am Damberg in der Nähe der sog. Hirschzunge am Sonntag, 10 Uhr vormittags, einen einzelnen Schuß gehört, so daß die Vermutung nicht unberechtigt erscheint, daß dieser Schuß von der unglückseligen Selbstentladung des Gewehres Fabians herrührte.
"Verlassen"
Wo senkt am heil'gen Rennweg dort
Der Hag sich von der Heide,
Ein Toter liegt am stillen Ort
Im grünen Jägerkleide.
Ein frisches, liebes, junges Blut,
Bewacht vom treuen Hunde-
Der Lauf der sich von selbst entlud,
Gab ihm die Todeswunde.
Hört niemand denn des Hundes Laut,
Sein Melden und sein Klagen,
Um dich du Weidgeselle,traut,
Zur letzten Ruh zu tragen?
Es glüht im Forsthaus nachts ein Schein
Durchs Fenster in den Garten
Und harrend wacht die Liebe drein
Dein Kommen zu erwarten.
Es weht ein rauher Wind vom Thann,
Die Nacht sinkt kalt hernieder-
Die Treue wärmt dir, toten Mann,
Die frosterstarrten Glieder.
Die Treue hält dir Totenwacht,
Mag auch der Tag sich neigen,
Der zweimal wechselt mit der Nacht,
Eh' sich die Helfer zeigen.
Da endlich naht der Sucher Schar,
Laut klingt ihr schmerzlich Weinen,
Als sie dich finden, tot und starr,
Erlöst von Qual und Peinen.
Ein Glöckchen klagend klingt voll Schmerz,
Gibt trauervolle Kunde,
Daß junggebrochnes Freundesherz
Ruht dort am Waldesgrunde.
Dir stand noch offen weit die Welt,
Das Glück dir zu erwerben;
Doch einsam unterm Himmelszelt
Du mußtest, Freund, versterben.
Mög werden dir der beste Teil,
Wo schweigen Harm und Schmerzen,
Nimm hin ein letztes Widmanns Heil!
Aus treuem Freundesherzen.
August Riener"