"Als meine Mutter am 13. April 1944 zur Niederkunft kommen sollte, fuhr mein Vater meine Mutter mit der Pferdekutsche ins Krankenhaus nach Steyr. Da dieses aber durch das Militär belegt war, fuhren wir weiter ins Sierninger Krankenhaus, aber auch dort war alles belegt. In größter Sorge fragten meine Eltern bei der befreundeten Familie Judendorfer (Lahmayr) in Sierning um Rat. Doch da war ich auch schon geboren. Ein gebürtiger Judendorfer! Im wahrsten Sinne des Wortes! Daraufhin meinte Frau Judendorfer: "Unser Franz ist 1942 gefallen und das ist jetzt der junge Franz!"
So kam es, dass ich nun Franz Johann heiße. Johann heiße ich nach Johann Hiesmayr, dem Adoptivvater meiner Mutter und kinderlosen Besitzer des Judendorfergutes.
Als Andenken an unsere Herbergsuche und an den gefallenen Franz Judendorfer errichtete ich diese Kapelle.
Das ist unsere Familiengeschichte und aus diesem Grund möchte ich die Kapelle "Franziskus - Kapelle" nennen."
22. Mai 2011, Franz Johann Mayr.
Das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Satteldach ist im Apsisbereich dem 5/8 Schluss angepasst. Im Eingangsbereich sind die Mauern vorgezogen und mit einem eigenen Satteldach versehen, dessen Giebelfeld mit einer Querverschalung versehen ist. Ein aufwendig gearbeitete Schmiedeeisengitter verschließt den zurückversetzten Eingang. Der gemauerte Spitzbogen wurde mit starken Faschen bis zur halben Mauerhöhe versehen und endet mit einem abgerundeten Schlussstein. Die vorderen Mauerkanten des Langhauses sind ebenfalls hervortretend geputzt und bis ca 50 cm über dem Boden abgefast. Über einen Vorplatz, mit Kopfsteinpflaster verlegt, betritt man die gepflegte Kapelle, deren Altarbereich bis in den Dachraum einsichtig mit Holz ausgekleidet ist.