Hl. Johannes Nepomuk - Kloster Pulgarn

Stammdaten

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Kategorie:
Sakrale Figur
Sakrale Ikonographie:
Heiligendarstellung - Hl. Johannes Nepomuk
Zustand:
Witterungsschäden
Denkmalstatus:
steht unter Denkmalschutz
Ort (Bezirk):
4221 Steyregg (Urfahr-Umgebung)
Adressbeschreibung:
An der ostseitigen Einfahrt zur Klosteranlage rechts des Weges in der Außenflucht des Wirtschaftstraktes.
Adresse (Ortschaft):
Pulgarn 33 (Pulgarn)
Breiten-, Längengrad:
48.280879824554, 14.404051870097 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
110 cm cm

b) Gesamtbreite:
46 cm cm

c) Gesamttiefe:
45 cm cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Mauerwerk
Mauerwerk-Art

Lehmziegel - gebrannt (Ton)
Der ca. 3,00 m hohe , rechteckige Sockel (90/80 cm) hat bereits schwere Verwitterungsschäden an den Seitenflächen und im Gesimsebereich bis in die Ziegelstruktur hinein.

Mauerwerk-Technik

verputzt

Errichtung

Votationsgrund
unbekannt

Die Freiplastik des hl. Johannes Nepomuk ist ursprünglich an der Brücke über den Reichenbach (rechtsufrig) bei der westlichen Zufahrt zur Klosteranlage Pulgarn gestanden, also in unmittelbarer Nähe des hl. Ignatius von Loyola und des hl. Franz Xaver. Dies beweisen u.a. alte Fotoaufnahmen. Der ehemalige Besitzer des Mühlen- und Sägewerkes Pulgarn 2, Friedrich Schubert (er war auch von 1938 bis 1941 Bürgermeister von Steyregg) hat um das Jahr 1939 die Versetzung der freistehenden Figur mit Zustimmung des Chorherrenstiftes St. Florian veranlasst. Sie war angeblich bei der Betriebsabwicklung des Sägewerkes insbesondere für Langholzfuhrwerke hinderlich. Zum neuen Standort wurde die ostseitige Einfahrt in der Außenflucht des Wirtschaftstraktes bestimmt. Die Figur befindet sich heute noch dort. Dieses Ereignis beruht auf mündliche Überlieferungen, nach Aussagen des jetzigen Besitzers des Sägewerkes Johann Öberl.

Durch Recherchen im Archiv des Stiftes St. Florian ist nachgewiesen, dass es sich tatsächlich um ein und dieselbe Figur handelt. Auf historischen Fotos ist klar zu erkennen, dass die Heiligenfigur in der rechten Hand den Sternenkranz präsentierte, der Symbol für die fünf Sinne des Menschen bzw. nach jesuitischer Auslegung das Wort „TACUI“ – ich habe geschwiegen“ darstellt. Dieses Symbol dürfte bei der Umstellung abgebrochen und in Verlust geraten sein. An der Figur am derzeitigen Standort sind die abgebrochenen Enden im Handbereich klar zu erkennen.

Der hl. Johannes Nepomuk wurde jedenfalls als Brückenheiliger am früheren Standort am Reichenbach verehrt. Er war einer der hochrangigsten Heiligen der Jesuiten und dürfte auch Teil der Begrüßung jener Pilger gewesen sein, die in Scharen zur Wallfahrt zum hl. Isidor, dem Jesuiten und  Patron der Dienstboten und Knechte, kamen und ins Kloster Pulgarn pilgerten.

Johannes aus Pomuk in Böhmen wurde 1350 als Sohn eines Richters geboren. 1370 wurde er Notar des Prager erzbischöflichen Gerichtes, zehn Jahre später zum Priester geweiht im Prager Dom. Nepomuk studierte an der Prager Universität Kirchenrecht und holte sich in Padua den Doktorhut. Seit dem Jahr 1389 war er Generalvikar des Erzbischofs. Der Legende nach entstand sein Streit mit dem König nicht wegen kirchenpolitischen Konflikts, einzig seine Weigerung das Beichtgeheimnis zu brechen wäre der Grund. Am 20. März 1393 wurde Johannes Nepomuk mit weiteren zwei Geistlichen durch König Wenzel IV. gefangen genommen. Johannes war der Beichtvater der Königin und König Wenzel wollte erfahren, was seine Frau dem Priester unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut hatte. Doch Johannes schwieg trotz grausamer Folter. Schließlich gab der König den Befehl, Johannes Nepomuk von der Moldaubrücke in den reißenden Fluss zu stürzen.

Nachdem man seinen Leichnam geborgen hatte, wurde er im Dom zu Prag bestattet. Als man 1719 sein Grab öffnete, fand man die Zunge des Toten unverwest. Er wurde 1729 von Papst Benedikt XIII heiliggesprochen. Die Jesuiten erhoben ihn 1732 zu ihrem zweiten Ordenspatron. Der heilige Johannes Nepomuk gilt daher bis heute als „Märtyrer des Beichtgeheimnisses“.  An seiner Gestalt ist sichtbar, wie sehr die katholische Kirche das Beichtgeheimnis ernst nimmt. Heute ist er der  „Brückenheilige" auf vielen Brücken: seine Attribute als Domherr sind der Talar (Rochett) und ein Birett am Kopf, das Kreuz in der Hand, ein Sternenkranz über dem Haupt (der Legende nach soll der Heilige in der Moldau inmitten eines Lichtkranzes getrieben sein), und gelegentlich auch den Finger am Mund hat oder die Märtyrerpalme zur Linken trägt. Er ist neben der Gottesmutter Maria der einzige, der einen solchen Sternenkranz trägt. Der heilige Johannes Nepomuk ist Patron der Priester und Beichtväter.

alternative Quelle
Recherchen 2011 bis 2023, Willibald Kutscher, Hans Hametner
Datenbankerfassung
2021-12
Kutscher Willibald
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
© Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung in Oberösterreich