Die Kapelle ist von der Architektur her sehr aufwändig gebaut. Man betritt sie von Norden durch eine massive Holztür, welche von einem Spitzbogenportal mit erhabenen Gesimsen eingerahmt ist. Gleich darüber umläuft einZahnfries die gesamte Kapelle. Der Dreiecksgiebel an der Eingangsseite wird ebenfalls von dem Fries gleicher Bauart eingerahmt. An den Ecken der Außenwände befinden sich gemauerte Lisenen, die mit Stuckverzierungen abgeschlossen sind.
Im Inneren laden seitlich Bänke zum Verweilen ein. Das Deckengewölbe mit hervorgehobenen Rippenbögen schließt mit einem viereckigen Schlussstein ab. Links neben der Tür ist ein steinerner Weihwasserkessel angebracht. Licht kommt durch zwei Spitzbogenfenster an den Seitenwänden. An der Frontseite ist die mittlere große Altarnische durch ein schmiedeeisernes Gitter abgeschlossen. Dahinter befinden sich mehrere Statuen, eine Madonna mit Kind, flankiert von zwei knieenden Engeln; weiters eine Herz Jesus Figur und eine Statue von der hl. Therese von Lisieux vom Kinde Jesu. Heiligenbilder ergänzen die Innenausstattung. Zwei kleinere Nischen begrenzen seitlich die Hauptnische im Zentrum der Kapelle.
Geschichte(n):
Die sehr geräumige und begehbare Kapelle ist nach Norden zur nicht mehr existierenden ehemaligen Straße ausgerichtet. Das erklärt auch das abgesenkte Niveau im Vergleich zur heutigen Kolbinger Straße.
Über die Ursache der Entstehung gibt es unterschiedliche mündliche Überlieferungen. Eine Variante besagt, dass unter der Kapelle Pestopfer der Kolbinger Bevölkerung begraben seien und dass die Kapelle aus Dankbarkeit für die überstandene Pestepidemie errichtet worden sei. Eine andere Überlieferung erzählt von dem Maurermeister Anton Tremesberger, der die Kapelle gebaut haben soll, weil er vom Typhus verschont geblieben war. Dieser Erbauer soll im ehemaligen „Brunner“- Haus in Kolbing Nr. 1 gewohnt haben.
Restaurierungen geschahen in den letzten Jahren immer wieder, teils von den Besitzern oder von freiwilligen Helfern bzw. Organisationen.
Über das Alter der Kapelle gibt es keine Aufzeichnungen und auch keine Erinnerungen. Sollten tatsächlich in früherer Zeit unter der Kapelle Pestopfer beerdigt worden sein, kann man davon ausgehen, dass die Kapelle einige hundert Jahre alt ist. Um die Jahrhundertwende vom 17. auf das 18. Jahrhundert gab es in Oberösterreich um 1679, 1694/95 und zuletzt im Jahre 1713 die letzten größeren Pestepidemien. Nicht nur in den großen Städten, sondern auch in ländlichen Regionen waren viele Tote zu beklagen.
[1] Vgl. Pfarrmatriken Baumgartenberg, Ahnenforschung Tremesberger