Kriegerdenkmal Aschach an der Donau

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Kriegerdenkmal
Zustand:
Gut
Ort (Bezirk):
4082 Aschach an der Donau (Eferding)
Adressbeschreibung:
an der Donaupromenade, Höhe Kurzwernhartplatz Nr. 8
Adresse (Ortschaft):
Kurzwernhartplatz
Breiten-, Längengrad:
48.368072915937, 14.026419402495 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
180 cm

b) Gesamtbreite:
450 cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Einfache Inschrift
Ewig ist der Toten Tatenruhm‘

Kommentar zu dieser/diesen Inschriften
Eingraviert in den Granitfindling und schwarz gefärbt.

Stein
Stein-Art

Granit/Granitverwandte Gesteine

Stein-Technik

naturbelassen
grob zylindrisch behauen

Errichtung
1942

Votationsgrund
Tod durch kriegerische Auseinandersetzung

Kriegergedenkstätte der Gefallenen und Vermissten Soldaten aus Aschach.

Die Geschichte dieses Denkmals ist ein Spiegel der wechselhaften Geschichte des 20. Jahrhunderts und im Kontext der jeweiligen Zeit zu lesen.

Beschreibung:

Die Spitze des zu einem mit losen Steinen und Erde gehäuften Hügels bildet der Findling mit der Inschrift. Schräg angeordnet befinden sich darunter 4 trapezförmige  Granitplatten mit den eingemeißelten Namen gefallener und vermisster Aschacher Soldaten. Die Anlage ist in ein Geviert gestellt, begrenzt mit Randsteinen und gesäumt von Blumen. Ein größeres Feld umschließt eingezäunt mit Ketten an Steintrapezen befestigt, das gesamte Areal.

Geschichte:
An dieser Stelle befand sich ursprünglich ein 1912 vom Verschönerungsverein errichtetes Siegfrieddenkmal. Es bestand aus einem 3 Meter hohen Granitsteinhügel mit einer Siegfriedbüste an der Spitze.
1942, mitten im 2. Weltkrieg, wurde das Siegfrieddenkmal durch ein Kriegerdenkmal ersetzt. Im Sockelstein ist ein Spruch aus der Edda, einer Sammlung von isländischen Götter- und Heldenliedern, eingemeißelt. Der Entwurf für das Denkmal stammte von Josef Steinschaden, jenem Künstler, dessen Sgraffiti mehrere Aschacher Häuser zieren. Im Oktober 1951 wurde es vom Kriegsopferverband als Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege umgestaltet.
Zuvor befand sich ein Ehrenhügel für die gefallenen Soldaten an der Nordseite der Kirche. Dieser wurde 1919, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Monarchie, anstatt des 1908 angelegten Kaiserhügels umgewidmet. 1935 wurde der Hügel abgetragen und ein Dollfußdenkmal errichtet. 1938 wurde die Dollfußtafel, den geänderten politischen Verhältnissen entsprechend, wieder von einer Erinnerungstafel an die gefallenen Soldaten überdeckt. Nach 1945 entfernte man diese Tafel wieder, sodass bis zum Umbau der Kirche 1976/77 in Aschach wieder ein Dollfußdenkmal vorhanden war.

Rezeption:
Eine aktuelle kritische Auseinandersetzung mit dem Aschacher Kriegerdenkmal leistet eine Arbeit des Historikers Clemens Gruber, der in dem Denkmal ein Beispiel für die bereits im ersten Weltkrieg flächendeckend entstandenen Kriegerdenkmäler sieht, anhand derer das Massensterben der Weltkriege nachträglich sinnstiftend aufgeladen und mit Mythen von Heldentum und Opfertod belegt wurde. (Gruber, 2019, S. 352) „Die positive Interpretation des Todes im NS-Opfer bzw. Heldenkult kommt besonders in der Denkmal-Inschrift ‚Ewig ist der Toten Tatenruhm‘ zum Ausdruck [..]". Die „Sinnlosigkeit des menschlichen Verlustes [wurde] positiv umgedeutet“ und zur Ruhmestat verklärt. (Gruber, S. 357) Die NS-Ideologie knüpfte in den 1930er Jahren nahtlos an diese Tradition an. (Gruber, 2019, S. 381) Kritisch beleuchtet der Autor auch den Umgang mit dem Denkmal nach dem Krieg und dessen Umgestaltungen 1951 und 2022, wo beispielsweise durch die Pflanzung von Eichen der Charakter im Sinne eines Ehrenhains wiederbelebt wurde. (Gruber, 2019, S. 375). Was bis heute fehle, sei eine zeitgemäße Kontextualisierung und eine mehrdimensionale Öffnung des Diskurses. (Gruber, 2019, S. 384)

Das Aschacher Kriegerdenkmal ist wie viele andere im Kontext der damaligen Ideologie – als Zeichen seiner Zeit – entstanden. Auch wenn die Art der Umsetzung heute nicht mehr goutiert wird, so sollten sie dennoch nicht gestürzt und spurlos entfernt werden. Vielmehr sollen diese Denkmäler kommentiert und in ihrer Mehrdimensionalität betrachtet werden und dadurch eine Diskussionsgrundlage für eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geboten werden. Auch für Aschach wäre ein solcher Prozess wünschenswert. Nach Reinhart Kosellek sind die Funktionen von Kriegerdenkmälern vielfältig, sie dienen „weiterhin der Identitätsstiftung, sei es durch Erinnerung, Abgrenzung oder der Förderung von Diskursen, die gesellschaftliche Identitäten bestätigen oder hinterfragen.“ (Brockkötter, 2024 in Bezug auf Kosellek, 1979)


Verwendete Literatur:

  • Brockkötter, Philipp: Tagungsbericht: Verehrt-verachtet-vergessen-verstanden? Kriegerdenkmäler als Zeichen (in) der Zeit. In: H-Soz-Kult, 19.04.2024, online: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-143278
  • Golker, Adolf: Kleindenkmäler in Aschach an der Donau. Aschach 2008, S. 35ff.
  • Gruber, Clemens: Die Kriegerdenkmäler in Aschach an der Donau und Waizenkirchen-Stillfüssing. Enstehung - Symbolik - Wahrnehmung. In Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 164 (2019), S. 351-392. online: https://www.zobodat.at/pdf/JOM_164_0351-0392.pdf
  • Koselleck, Reinhart: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden. In: Odo Marquard / Karlheinz Stierle (Hrsg.): Identität, München 1979, S. 255–276.
  • Promintzer, Werner J.: Heimatbuch und Landeskunde: Aschach an der Donau. Donauvolk und Schiffleutleben in diesem "berühmten Markt Aschach im Lande Schaunberg". Bd. 1-2. Aschach a. d. D., Linz 1989. Hier: S. 737,739, 770, 816.
Literaturquelle
2008
Kleindenkmäler in Aschach an der Donau,
Dr. Adolf Golker, Seite 38/39
Datenbankerfassung
2025-04
Lebenswertes Aschach
Letzte Überarbeitung
2025-04
Kreuzwieser Elisabeth
© Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung in Oberösterreich