Wirtschaftsweise

Sammeln und Jagen – Ein Leben in Bewegung
Mit der Verbreitung des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) beginnt in Europa die archäologisch greifbare Phase des Jungpaläolithikums (= jüngere Altsteinzeit, ca. 40.000–10.000 v. Chr.). Charakteristische Lebensweise der damaligen Menschen war es, nicht sesshaft zu sein. Im jahreszeitlichen Rhythmus wurden unterschiedliche Wohnplätze aufgesucht, die sich nach den Lebensräumen des Jagdwildes richteten. Gleichzeitig änderte sich damit regelhaft die Umgebung, in der jene Tätigkeit ausgeübt wurde, die den Großteil der täglichen Nahrung erbrachte: das Sammeln. Es lieferte Pflanzen, Pflanzenteile und kleinere Tiere als Nahrung und Medizin, wobei manches auch als Werkzeug, Baumaterial oder Schmuck verwendet werden konnte.

Diese aneignende Lebensweise – der Mensch produziert nicht selbst sondern eignet sich an, was die Natur hervorbringt – ist auch von einigen wenigen heute existierenden Kulturen bekannt. Es ist verlockend, Vergleiche anzustellen zwischen dem jungpaläolithischen Leben und diesen Kulturen. Es ist jedoch große Vorsicht angebracht, denn Jahrtausende trennen das eine vom anderen, und Kontakte mit unserer eigenen modernen Lebensweise des 21. Jahrhunderts haben diese auf oft kleine geographische Gebiete beschränkten Kulturen eventuell bereits nachhaltig verändert.

Klima
Das Paläolithikum (Altsteinzeit) war gekennzeichnet von lange andauernden Klimazyklen, die im allgemeinen unter dem Begriff „Eiszeiten“ bekannt sind. Klimatisch unterschiedliche Perioden (Warm- und Kaltzeiten) wechselten sich in dieser Epoche, die erdgeschichtlich dem Pleistozän zuzuordnen ist, ab. Die letzte Kaltzeit begann vor ca. 120.000 Jahren. Innerhalb der einzelnen Warm- und Kaltzeiten kam es darüber hinaus noch zu weiteren Klimaschwankungen, an die sich die Tier- und Pflanzenwelt jeweils anpasste. Vor 10.000 Jahren endete der letzte große Vereisungszyklus des Pleistozäns, und die Periode des Holozäns begann, die archäologisch mit dem Ende des Paläolithikums zusammenfällt.

Tiere und Pflanzen
Typischer Lebensraum während der pleistozänen Kaltzeiten waren von einzelnen Baum- und Buschgruppen bewachsene Steppen, wie sie heute aus dem Bereich der Tundra bekannt sind. Wollnashorn, Riesenhirsch, Ren, Steppenwisent, Pfeifhasen, Wildpferd und natürlich das Mammut waren Bewohner dieser Landschaften und gleichzeitig Jagdwild für die Menschen. Während der Warmzeiten, als die Vergletscherung der Alpen deutlich verringert war, bildeten auch alpine und voralpine Gegenden Lebensraum. Diese dicht bewaldeten Regionen boten Platz für Biber, Luchs, Waldelefant und Wildkatze. In den Alpen kamen noch Höhlenbär, Murmeltier und Steinbock hinzu.

Steinwerkzeuge
Um scharfe Abschläge und Klingen zu produzieren wurde mit gezielten Schlägen geeignetes Steinmaterial von seinen Randschichten befreit, ehe die Steinwerkzeuge von diesem vorbereiteten Steinkern abgeschlagen wurden. Zum Schlagen konnten Steine, hartes Holz, Geweih- und Knochenstücke verwendet werden. Diese Technik, deren Ergebnis sowohl vom handwerklichen Geschick, als auch vom verwendeten Steinrohstoff abhing, wurde über Jahrtausende immer weiter verfeinert, bis extrem schmale und dünne Klingen (Messer), Spitzen und ähnliches Werkzeug hergestellt werden konnten.

Autorin: Jutta Leskovar, 2006