Vor Kriegsbeginn

Seit der Jahrhundertwende gab es zwischen den europäischen Mächten mehrfach ernsthafte Krisen. So schufen die Balkankriege der Jahre 1912 und 1913 äußerst gefährliche Spannungen. Nur dem Eingreifen der anderen Großmächte war es zu danken, dass ein europäischer Krieg verhindert werden konnte. Vorerst schien es man könne die schwere Krise im Juli 1914, die durch das Attentat ausgelöst worden war, auch diesmal diplomatisch beilegen. Die Mächtigen in Berlin, Wien, St. Petersburg, Paris, London und Belgrad versagten jedoch in den entscheidenden Momenten.

So gewannen immer mehr die militärischen Überlegungen und das imperialistische Denken die Oberhand. Viel zu spät und viel zu schwach versuchte Deutschland auf Drängen des englischen Außenministers Wien zur „Kriegszurückhaltung“ zu bewegen. So wurde das europäische Bündnissystem wirksam, die Katastrophe nahm ihren Lauf. Schließlich glaubten alle kriegsführenden Staaten an ihre „gerechte Sache“ und an die Notwendigkeit einer militärischen Auseinandersetzung.

Die Vielvölkermonarchie Österreich-Ungarn wollte ihren inneren Zerfall aufhalten und den Einfluss auf den Balkan ausdehnen. Auch dem zaristischen Russland ging es wegen revolutionärer Bewegungen im Inneren um die Sicherheit der laufenden Ordnung und um mehr Geltung auf dem Balkan. Außerdem fühlten sich die Russen wegen der gemeinsamen Herkunft mit den Balkanvölkern verbunden.

Deutschland meinte, es sei von „feindlichen“ Mächten umgeben, starke militärische und imperialistische Kreise wollten diesen Ring sprengen und Stärke demonstrieren. Die deutsche Kolonialpolitik und die Flottenaufrüstung erregten das Misstrauen Großbritanniens, das dadurch seine seebeherrschende Stellung auf der Welt gefährdet sah.

Frankreich wollte einen weiteren Machtzuwachs des Rivalen Deutschland nicht zulassen und Elsass-Lothringen zurückgewinnen.

Ein Rausch der Kriegsbegeisterung erfasste die beteiligten Staaten, noch wurden Ängste und böse Ahnungen verdrängt.

Autor: Kurt Cerwenka, 2014

1914: Die Begeisterung für den Krieg - Dokumentation zur Presse-Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum vom 25. April bis 25. Mai 2014.