Auf einer alten Eiche sehr hoch oben, in ein offenes Holzhäuschen gebettet, hängt ein Bild, das die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellt. Ein 13 cm breites Pultdach, ein Glas und ein feinmaschiges Gitter schützen es zusätzlich. Zu den ältesten Marterl der Gemeinde zählen die beiden Bildbäume, die trotz ihrer weiten Entfernung von einander geschichtlich zusammenhängen. Mitte des 18. Jahrhunderts lebte im Kherergut, ein in der Talsohle der heutigen Gamsau gelegenes Bauernhaus, die Familie Thanner, damals Untertan der Herrschaft Puchenau. In diesen Zeiten waren gelegentlich Krämer (Händler) aus dem Mühlviertel unterwegs, um Leinen, Bänder und Flachs zu verkaufen. So auch in dieser Gegend und es trug sich zu, dass so ein Krämer das Wäldchen des Grassbergergutes durchquerte, von Wegelagerern überfallen und fast seiner ganzen Habe beraubt wurde. Schwer verletzt schleppte sich der arme Mann ins Tal, wo er an einem Kirschbaum des Kherergartens zusammenbrach. Die Familie Thanner nahm den Mann auf, doch er überlebte die Nacht nicht. Vor seinem Tod vermachte er den guten Leuten die ihm verbliebene Habe mit der Bitte, durch ein Marterl seiner zu gedenken, was die Leute auch beherzigten. Sowohl an der Stelle des Überfalls, als auch dort, wo sie ihn fanden, erinnern Bilder an das Geschehene. Die Bilder wechselten des Öfteren die Bäume und auch die Bilder änderten sich, aber sie blieben uns bis heute erhalten, dank der Fürsorge der Familie vom Grassbergergut.