Enzenpühringer Kapelle

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Kapellenbildstock
Zustand:
Witterungsschäden
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4221 Steyregg (Urfahr-Umgebung)
Adressbeschreibung:
Am östlich des Reichenbaches entlangführenden Wanderweges, in einem Abstand von ca. 235 m vom Anwesen vulgo Enzenpühringer in Richtung NOO gelegen.
Adresse (Ortschaft):
Holzwinden (Holzwinden)
Breiten-, Längengrad:
48.306213295677, 14.405605496169 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
380 cm

b) Gesamtbreite:
170 cm

c) Gesamttiefe:
170 cm

m) Bekrönungshöhe:
35 cm

n) Bekrönungsbreite:
8 cm

o) Bekrönungstiefe:
8 cm

p) Nischenhöhe:
132 cm

q) Nischenbreite:
84 cm

r) Nischentiefe:
135 cm
AKfKDF_Bemassung_Kapellenbildstock_Vereinheitlicht.png
Inschrift
Inschriftentyp

Jahreszahl
1851


Inschrift
Inschriftentyp

Christusmonogramm (IHS)
In schmiedeeiserner Korbbogenverzierung am Nischengewölbe.


Inschrift
Inschriftentyp

Marienmonogramm
In schmiedeeiserner Korbbogenverzierung am Nischengewölbe.

Besondere Funktion
Ort für Maiandacht
Es finden hier jährlich Maiandachten statt.
Sakrales Bild
Material für Bilder

Karton/Papier
In Glas gerahmt an der Nischenrückseite.

Sakrale Ikonographie

Mariendarstellung - Maria mit Kind
Im Nazarenerstil des 19. Jahrhunderts.


Sakrales Bild
Material für Bilder

Holz
Auf einer Holztafel in in der Nische links.

Sakrale Ikonographie

Christusdarstellung - Die Verklärung des Herrn
Links oben:


Sakrales Bild
Material für Bilder

Holz
Auf einer Holztafel in der Nische rechts.

Sakrale Ikonographie

Christusdarstellung - Emmausjünger
Rechts oben


Kreuz
Kreuzform

Lateinisches Kreuz (mit geraden Enden)

Kreuzdarstellung

Kruzifix
Das Standkreuz steht unter dem Altarbild

Mauerwerk
Mauerwerk-Art

Lehmziegel - gebrannt (Ton)

Mauerwerk-Technik

verputzt

Errichtung
1851

Votationsgrund
Fromme Meinung

Grundlage ist die Legende eines "wandernden" Heiligenbildes. Siehe Beschreibung.

Im hinteren Teil des Reichenbachtals, dort wo vom ehemals stark frequentierten Fahr- und Pilgerweg zum Klosterdorf Pulgarn der Pfad zum Ägidikircherl und etwas weiter oben der Weg nach Holzwinden abzweigt, ließ um das Jahr 1851 also an bestgeeigneter Stelle das Ehepaar Michael und Anna Lehner vom alteingesessenen Bauernhof Enzenpühringer eine Kapelle zu Ehren der Schutzmantelmadonna errichten. Dies geschah auf Geheiß des Steyregger Pfarrers Josef Greuttler, weil am Hof immer wieder sonderbare Dinge geschahen. Das Reliefbild einer Schutzmantelmadonna lagerte von altersher am Dachboden des Hofes, eines Tages aber stand es auf unerklärliche Weise im Vorhaus. Obwohl das Relief wieder auf den Dachboden verfrachtet wurde, wanderte es wieder herunter und stand am nächsten Morgen erneut im Vorhaus des Bauernhofs. Das geschah so dreimal hintereinander. Daraufhin entschlossen sich die Bauersleute in Sichtweite zum Hof am beschriebenen Ort für die Madonna diese Kapelle zu bauen. Da Pfarrer Greuttler in Steyregg von 1851-1882 seinen Dienst versah, ist bestätigt, dass die Vorgangsweise mit dem Bild auch in diese Zeit hineinfällt. Nach Überlieferung von Franziska Graser, Altbäuerin am Enzenpühringergut, geb. 1928, sind in ihrer Kindheit bis zu 200 Personen aus der Umgebung zu den sonntäglichen Nachmittags- bzw. zu Maiandachten gekommen. Viele Dienstnehmer in der Landwirtschaft hatten damals wegen der großen Entfernungen zu den Ortschaften keine Möglichkeit zum Kirchgang, hier fanden sie eine Möglichkeit, in feierlicher Form gemeinsam Gebete zu verrichten. Des öfteren wurden von Pilgern auch Votivgaben in Form von Andachtsbildern mit persönlichen Vermerken in der Kapelle hinterlegt. Zwei solcher Andachtsbilder mit der Mariazeller Schutzmantelmadonna und der hl. Maria (zu den sieben Schmerzen Mariä) aus der Pöstlingbergkirche sind noch als stille Zeugen vorhanden. Zumeist waren solche Andachtsbilder nur in Papierform, die noch vorhandenen sind in oval verglast (8/10,5 cm) und mit Kupferband eingefasst, gestaltet. Auf der Rückseite eines Bildes steht in kurrent geschrieben: "erstes Geschenk von Jakob 12/9 1892" Diese Bilder befinden sich nicht mehr in der Kapelle. Der Kapellenbildstock ist quadratisch gemauert und verputzt. Die Seitenfassaden sind mit umlaufenden Faschenrahmungen verziert. Die Ecken haben abgefaste Kanten, die mit stuckierten Glockensträngen verziert sind. Die Nischenöffnung ist mit einem Korbbogen abgeschlossen. Im Bogen ist eine schmiedeeiserne Verzierung mit Inschriften und Monogrammen eingesetzt. Unterhalb des Bogenabschlusses ist die Nische mit einer, aus Querstäben geformten Eisentür mit Wabengitterhinterlegung verschlossen. Das Nischeninnere ist ebenfalls verputzt und weiß gestrichen. Die Konstruktion des Zeltdaches ist aus Holz, mit Blech eingedeckt. Als Bekrönung ist eine kunstvoll verzierte Spitze aus Metall angebracht, die in einer Blüte endet, mit einer in der Mitte eingesetzten Kugel. Die ursprünglich neben dem legendären Reliefbild, zusätzliche zentrale Figur, war ein weiteres Relief mit einer aus Lindenholz geschnitzten Mariendarstellung mit Kind, eine der sogen. "Mondsichelmadonnen"(Foto). Dieses Reliefbild ist heute im restaurierten Zustand (1965) anderswo aufbewahrt. Heute ist ein Bild von Maria mit Kind im Nazarenerstil in der Nische. In der Nische links und rechts sind Bilder auf Holztafeln mit biblischen Szenen und Heiligen gemalt: Links oben: "Die Verklärung" Jesu am Berge Tabor mit Moses und dem Propheten Elias, zu Füßen die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes. "Hl. Leonhard", zunächst Schutzpatron der Gefangenen, wird auch als Kettenheiliger bezeichnet. Besonders verehrt wird er vor allem als Schutzpatron für Pferde. Im Volksmund hat er auch den Beinamen "Bauernherrgott". Links unten: "Hl. Michael", mit dem flammenden Schwert und der Waage in der rechten Hand, als Beschützer der katholischen Kirche, vor allem aber war Michael der Beschützer vor Satan und den gefallenen Engeln. "Hl. Florian", dargestellt als römischer Soldat, der Fürsprecher bei Feuer und Blitz, der Patron der Feuerwehr sowie des Landes Oberösterreich. "Hl. Sebastian", wird gegen die Pest, anderer Seuchen sowie als Schutzpatron der Brunnen angerufen. Außerdem ist er Patron der Sterbenden, Kriegsinvaliden, etc. Rechts oben: "Die Jünger von Emmaus", mit Bezug auf Lk 24,1, wo es heißt, dass zwei Jünger unterwegs waren nach Emmaus, da kam Jesus dazu und sagte: "Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben." "Hl. Anna", die Großmutter Jesu, der Gottesmutter Maria ein Buch zum Lesen hinhaltend. "Anna lehrt Maria das Lesen". Rechts unten: "Die Heimsuchung der hl. Maria", mit Bezug auf das Evangelium Lk 1,39, wo nach der Verkündigung durch den Engel Gabriel sich die schwangere Maria auf den Weg zu ihrer ebenfalls schwangeren Base Elisabeth machte, um sie zu besuchen, daher Heimsuchung. Im Vordergrund ist die Base Elisabeth mit Hut, in der Mitte Maria, rot gewandet mit blauem Schleier und im Hintergrund Zacharias, der Gemahl von Elisabeth. Das Fest der Heimsuchung wird am 2. Juli gefeiert. "Hl. Georg", als römischer Soldat zu Ross, als Drachentöter. Er zählt zu den 14 Nothelfern, sein Name bedeutet "der Bauer". Er ist Schutzpatron der Bauern, der Soldaten und Wanderer, der Reiter, der Pfadfinder und Sattler. "Die Geburt Jesu", im Stall zu Betlehem, im Hintergrund Ochs und Esel, davor in der Mitte das neugeborene Kind, links davon der hl. Josef, rechts vorne die Mutter Maria. Der Kapellenbildstock steht an einem Wanderweg (Donausteig), der sich östlich entlang des Reichenbaches dahinschlängelt in einer idyllischen Landschaft zwischen Wiesen und Wald wechselnder Struktur im Schutze des Waldrandes. Unmittelbar neben der Kapelle, an der Nordseite, befindet sich ein natürlicher Stein mit einem Kreuz eingemeißelt. Um diesen Stein ranken sich sagenumwobene Geschichten, er wird auch "Teufelstein" genannt. Dieses Thema bekommt seinen Platz in einer gesonderten Darstellung dieses Steines.

alternative Quelle
Recherchen Willibald Kutscher und Hans Hametner vom 15.05.2009
Datenbankerfassung
2020-03
Kutscher Willibald
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
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