Zu ID 1573: Die Baubewilligung für die damalige Einsiedlerkapelle (Vorgängerkapelle) wurde von der Gemeinde Steyregg am 15.07.1895 unter dem damaligen Bürgermeister Josef Würzburger erteilt. Die Kapelle wurde 1895/96 von Franz und Maria Einsiedler, Steyregg, Haus Nr. 57, zu Ehren der Schmerzhaften Mutter Gottes erbaut und nach erhaltener Bewilligung des bischöflichen Ordinariates Linz am 04. Oktober 1896, zum Rosenkranzfest am 19. Sonntag nach Pfingsten, von Hochwürden Herrn Pfarrer Lenz Wenzel unter der Assistenz von Herrn Kooperator Johann Evangelist Stauchner, eingeweiht. Diese Weihe ist in der Pfarrchronik Steyregg (1896) vermerkt. Im Jahr 1979 wurde die Kapelle schon einmal renoviert, durch Anstriche wieder in neuen Glanz gebracht. Das Grundproblem, die aufsteigende Nässe wegen fehlender Abdichtung zum Untergrund hin, konnte aber nicht behoben werden. Am 29. Mai 2001 kam es zum Eigentümerwechsel: Nach Willibald und Ernestine Einsiedler ging sie in den Besitz von Dr. Maximilian und Edith Lindner über. 2002 wurde beim örtlichen Kunstschmied Franz Zauner eine Schmiedeeisentür in Auftrag gegeben, um den westseitigen Zugang abzuschließen. Damals hoffte man noch, die Bausubstanz erhalten zu können. Die ständige Durchnässung hat aber fortlaufend schwere Schäden an Putz und Mauerwerk bis in den Giebelbereich verursacht. Daraufhin hat man sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, eine neue Kapelle zu bauen. Weitere gravierende Entscheidungsgründe waren die Position, die den Gehsteig weit über die Hälfte eingeschränkt hat und die Höhenlage des Einganges, die mit dem Gehsteig nicht im Einklang war und man somit eine überhöhte Stufe zu bewältigen hatte. So kam es am 18.09.2012 zu einem Koordinierungsgespräch der Eigentümer mit Bgm. Johann Würzburger und Vertretern des Heimatvereines Steyregg, dessen Ergebnis mit einer Neubauentscheidung endete. Die neue Position sollte nun an den Gehsteigrand und etwas nach Osten abgerückt mit einladendem Zugang geplant werden. Mit der Neuplanung wurde Architekt DI Klaus Schütz beauftragt.
Zu ID 1574: Die Eigentümer wollten keinen Nachbau im alten Stil. So kam ihnen Architekt DI Klaus Schütz mit seiner Idee einer völlig neuen, modernen Form einer Kapelle sehr entgegen. Ziel des Entwurfs war das Ursymbol der Christenheit, das Ichtys-Zeichen, der Fisch in Linien. Nach Genehmigung durch die Stadtgemeinde Steyregg kam es zur Umsetzung des Bauwerkes. Am 22.07.2014 wurde mit dem Abtrag der alten Kapelle begonnen, im Herbst 2016 war die neue fertiggestellt. Das moderne Bauwerk besteht, einschließlich der Fundamente und dem Mauerwerk, aus Stahlbeton mit glatten Wänden. Es ist ein Pultdach mit einer Sparrenkonstruktion und Blecheindeckung aus Kupfer aufgesetzt. Die Dachverschneidungen sind ebenfalls mit Kupferblech eingefasst. Die Innendecke aus Panelplatten ist mit Unterzügen aus Naturholzbalken strukturiert. Die weißen Innenwände sind mit dunklen Umrandungen, ähnlich umlaufender Faschenrahmungen, versehen. Nach oben, zur schrägen Dachform hin erfolgte dies großflächiger. Der Eingang ist vom Gehsteig weg schräg anlaufend in einem Niveau und damit einladend angeordnet. Die Türöffnung wurde der Schmiedeeisengitterform der alten Kapelle nachgeformt und die Tür wieder eingebaut. Die Aufschrift "EINSIEDLERKAPELLE" weist nur mehr auf den Namen der Vorgängerkapelle hin. Die Tür und das Rundfenster an der Südwestwand ergeben einen optimalen Lichteinfall, sodass die gesamte Innenausstattung durch die Tür von außen gut sichtbar ist. Das Portal um die Türe herum ist mit einer Holzverschalung ausgekleidet. Ein bestehender Schmiedeeisenzaun schließt beidseits harmonisch an die Südwand der Kapelle an. Die aus Birnbaumholz geschnitzte Skulptur der Pieta`wurde von Franz Gillmayr mit ihrer Fassung auf Alabaster wieder originalgetreu restauriert. Der Altar wurde vom Eigentümer selbst abgebeizt und mit neuen Farben eingelassen. Der neogotische Altarschrein ist im Überbau und an den aufgesetzten Türmchen mit floralen Elementen reich verziert. Das Bild "Pater Noster Zyklus" wurde ebenfalls von der alten Kapelle übernommen und an der Südwand rechts der Pietà aufgehängt. Die feierliche Weihe erfolgte am 14.10.2016. Sie wurde von Pfarrer MMag. Andreas Hinterholzer unter Teilnahme der Eigentümer, des Bürgermeisters Johann Würzburger, der an der Planung und am Bau Beteiligten, und eines auserwählten Kreises von Nachbarn, Freunden und Kulturinteressierten vorgenommen. Anschließend gab es über Einladung der Eigentümer ein gemütliches Zusammensein beim Stadtwirt. Ein historischer Bezug zur Einweihungsfeierlichkeit 2016 soll hier nicht unerwähnt bleiben, hatten doch die amtlichen Unterlagen zur Einsiedlerkapelle zu Tage gebracht, dass 1896, vor genau 120 Jahren, der damalige Bürgermeister Josef Würzburger, Urgroßvater des derzeitigen Bürgermeisters, die Baugenehmigung unterschrieben hat. Für die Gemeinde Steyregg bedeutet der Bau der Lindner Kapelle eine qualitätsvolle Aufwertung des öffentlichen Raumes.