Rinnender Stein

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Besondere Steinausformung
Zustand:
Gut
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4221 Steyregg (Urfahr-Umgebung)
Adressbeschreibung:
Die ca. 12 m hohe Steinformation erhebt sich am Wegrand des sogenannten "Daxleitner Kirchenweges", ca. 200 m oberhalb des Waldeinganges nach der Wohnhauszeile Daxleitnerweg.
Adresse (Ortschaft):
Graben 30
Breiten-, Längengrad:
48.292305, 14.3711705 (Navigation starten)
Inschrift
Inschriftentyp

Einfache Inschrift
Wurzel - Sepp grüßt seine Wanderer

Stein
Stein-Art

Granit/Granitverwandte Gesteine

Stein-Technik

naturbelassen

Das am rechten Wegrand des ehemaligen Kirchensteiges bergseits sich auftürmende Steinmonument wird als "Rinnender Stein" bezeichnet, weil man glaubte, dass, so wie sich einzelne Teile darstellen, zu Urzeiten eine Fließbewegung der Steinmassen stattgefunden hätte. Dr. Björn Berning und Mag. Erich Reiter, beide Experten für Mineralogie, Geologie und Paläontologie beim O.Ö. Landesmuseum, haben anlässlich eines Lokalaugenscheines am 14.12.2017 klargestellt, dass die Entstehungsgeschichte des augenscheinlich "Rinnenden Steines" eine ganz andere ist. Die Gesteinsformation besteht aus zweierlei Arten von Granit: a) einer älteren Generation, dem sogenannten "Weinsberger Granit" (Weinsberg befindet sich im Waldviertel nordöstlich von St. Georgen am Walde), als überwiegender Anteil. Dieser Granit mit grober Struktur wird im Volksmund auch "gretzerder Granit" genannt. b) einer etwas jüngeren Generation aus Granit (Migmagranit), die feinkörnig und verwitterungsresistenter ist, die teilweise als Einschluss im groben Granit auftritt. Entstanden sind die Gesteine vor ca. 300 Mio. Jahren in einer Tiefe von ca. 12 - 15 km. Durch Erdkrustenhebungen sind die vermengten Formationen an die Oberfläche gelangt. Ab dort hat die Verwitterung begonnen und sich die abgerundete Form entwickelt. Die senkrechten Risse sind durch Schrumpfung des Gesteins entstanden (Schrumpfungsrisse). Die Erosion hat das übrige getan, sie modelliert noch immer die Abrundungen nach. Daraus ist die heutige, kugelige Form durch Verwitterung entstanden. Man nennt dies fachmännisch „Wollsackverwitterung“. Die „Wollsackverwitterung“ ist eine spezielle Form der Verwitterung, die am Kluftsystem des Granits ansetzt und so schalenförmige Abplatzungen des Gesteins verursacht. So entstehen die kantengerundeten Granitfiguren bzw. Granittürme. So erklärt sich auch der sogenannte rinnende Teil, der nichts anderes darstellt als den übriggebliebenen Teil (feiner, härterer Granit) der links und rechts davon schneller verwitterten, groben Steinstruktur (weicherer, gröberer Weinsberger Granit). Das Wort „rinnen“ steht somit nicht mit dem Steingefüge, sondern doch mit abdriftendem Wasser und Frostabspaltungen im Zusammenhang. Steyregger Bürger haben die Steinformation mit einem „Wurzel Sepp“, mit Zwergen und mit einem Drachen versehen. (Der Drache wurde von DI Rudolf Steinhart gebaut.) Es wäre daher der Name „Drachenstein“ oder noch besser „Daxibald“, dem Namen des Ausflugsgasthauses Daxleitner und des Linzer Grottenbahndrachens „Lenzibald“ nachgeahmt, bzw. des Wegnamens zum Daxleitner folgend, auch passend. Diesem Steingebilde hat man noch mehr Namen gegeben. Älteren Generationen ist es auch als "Oirer Steinkugel" bekannt, diese Bezeichnung kommt vom Namen des früheren Besitzers des Waldgrundstückes. In Journalberichten (u.a. Kultplätze in O.Ö.) wird dem Stein magische Bedeutung zugemessen und als "Hexenstein" bezeichnet. Diese Namen haben sich jedoch als ortsübliche Bezeichnung nicht verankert.

alternative Quelle
Recherchen Willibald Kutscher vom 14.12.2017
Datenbankerfassung
2020-04
Kutscher Willibald
Letzte Überarbeitung
2024-10
KD Administrator
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