Johannes von Nepomuk - Schlossterrasse

Stammdaten

Permalink:
Kategorie:
Sakrale Figur
Sakrale Ikonographie:
Heiligendarstellung - Hl. Johannes Nepomuk
Zustand:
Gut
Erfassungsqualität:
Ort (Bezirk):
4221 Steyregg (Urfahr-Umgebung)
Adressbeschreibung:
auf der Schlossterrasse, 35 m von der Südostfassade entfernt, auf einem Sockel unmittelbar hinter der Schlossmauer, die Brüstung etwas überragend
Adresse (Ortschaft):
Schloßberg 1
Breiten-, Längengrad:
48.286577108685, 14.372566045523 (Navigation starten)
a) Gesamthöhe (ohne Bekrönung):
338 cm

b) Gesamtbreite:
125 cm

c) Gesamttiefe:
125 cm
AKfKDF_Bemassung_Allgemein_Vereinheitlicht
Inschrift
Inschriftentyp

Einfache Inschrift
J.A.C.D.WW


Inschrift
Inschriftentyp

Jahreszahl
1725

Stein
Stein-Art

Sandstein
hl. Johannes Nepomuk, barocke Figur aus 1725 (175 cm hoch)

Stein-Technik

behauen


Stein
Stein-Art

Granit/Granitverwandte Gesteine
Sockel 1,63 m hoch

Stein-Technik

behauen

Errichtung
1725

Votationsgrund
Schutz

Die Figur des hl. Johannes Nepomuk auf der Schlossterrasse hat eine bewegte Vorgeschichte, auch mit heiterer Episode besetzt. 1725 : Graf Joseph Anton Weissenwolff (1695 – 1759) lässt eine Statue des hl. Johannes Nepomuk anfertigen und bei der Überfuhr an der Donau aufstellen. Dort stand sie auf einer Landzunge, die linksufrig in die Donau hineinragte, am sogenannten „Zwingelstein“. Sie war weithin sichtbar, von Wasser umgeben und auch begehrtes Ziel von Spaziergängern, die sich dort hinwagten, um den besonderen Rundblick zu genießen. Der wahrscheinlichste Grund für die Errichtung war ein schreckliches Schiffsunglück auf der Donau am 17.05.1721 in unmittelbarer Nähe. Es war das größte Unglück in der Geschichte Steyreggs. Damals geriet die Marktfuhr (Donauüberfuhr) von Linz nach Steyregg in einen Sturm und erlitt Schiffbruch. Es ertranken an die 30 Menschen, 23 davon aus Steyregg. Acht Leichen wurden gefunden und am Friedhof von Steyregg begraben. Diese Katastrophe riss eine große Lücke in Steyregg, es handelte sich um eine Reihe angesehener Bürger, wie Gastwirte, Lederer, Bäcker, die Gattin des Müllers und den Sohn des Hofbinders, etc. Im Bann dieses schrecklichen Erlebnisses dürfte man sich entschlossen haben, diese Statue in unmittelbarer Nähe des Geschehens zu errichten, um den Segen dieses Heiligen nachhaltig zu erbitten. 1872: In diesem Jahr musste die Statue dem Bahnbau Linz - Gaisbach/Wartberg - im Konkreten - sie musste wegen des Baues der Eisenbahnbrücke über die Donau von dieser Stelle weichen. Die Baustelle forderte ihren Platz und der „Zwingelstein“ wurde durch Sprengung abgetragen. Die Figur wurde provisorisch unweit der Baustelle im Garten des Hauses Windegg 6 (Fam. Oberrader) aufgestellt, dabei wurde der Sockel zur Gänze eingegraben und verweilte dort ungeachtet einige Jahrzehnte. Am 19.03.1956 wurde die barocke Steinfigur von Niklas Altgraf zu Salm - Reifferscheidt (1904 – 1970) um ÖS 800,- gekauft, um sie vor den bevorstehenden Abbrucharbeiten des stark hochwasserbeschädigten Hauses Windegg 6 zu retten. Erst beim Ausgraben des Granitsockels bemerkte man die Initialen Weissenwolffs und damit die Zugehörigkeit zum eigenen Besitz. So wurde für den Heiligen zwei Mal bezahlt, er kehrte aber damit wieder zurück in die gräfliche Familie und man durfte auf doppelten Segen hoffen. Am 23.11.1956 wurde die Statue erstmals auf der Terrasse östlich des damals „Alten Schlosses“, weithin sichtbar, aufgestellt. Die feierliche Einweihung erfolgte am 19.05.1957 durch Stadtpfarrer Johann Rietzinger. Der Brückenheilige hatte nun einen guten Ausblick über Steyregg und die Donauauen. Der 13.09.2004 war wieder ein Schicksalstag für den Brückenheiligen. Er wurde wegen größerer Umbaumaßnahmen und Grabungsarbeiten auf der Terrasse in ein Depot unmittelbar daneben in eine Arkade verbannt. Von dort konnte er die Bauarbeiten nur von einem schmalen Blickwinkel verfolgen. Er musste dort 3 Jahre und 8 Monate ausharren. Am 14.05.2008 war es dann wieder soweit, er bekam seinen alten Platz an der Schlossterrasse zurück. Der Eigentümer erzählt, dass der Blick, der früher eher in Richtung Stift St. Florian gerichtet war, aus damals guten Gründen des Schlossherrn, exakt in Richtung Gemeindeamt eingestellt wurde. Dies sollte seine Wirkung tun. Bemerkenswert ist auch, dass sich auf dem ehemaligen Steyregger Notgeld, der Rückseite des 40 Heller-Scheines, die Figur des Johannes von Nepomuk findet. Diese Notgeldscheine wurden im Jahr 1920 von der Stadtgemeinde aufgelegt. Zu dieser Zeit war der Heilige noch im Garten des Hauses Windegg 6 aufgestellt. Johannes aus Pomuk in Böhmen wurde 1350 als Sohn eines Richters geboren. 1370 wurde er Notar des Prager erzbischöflichen Gerichtes, 1380 Priester am Prager Dom. Nepomuk studierte an der Prager Universität Kirchenrecht und holte sich in Padua den Doktorhut. Seit dem Jahr 1389 war Nepomuk Generalvikar des Erzbischofs. Der Legende nach entsprang ein Streit mit dem König nicht dem kirchenpolitischen Konflikt, sondern seiner Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen. Am 20. März 1393 wurde Johannes Nepomuk mit weiteren zwei Geistlichen durch König Wenzel IV. gefangen genommen. Nepomuk war der Beichtvater der Königin. Vermutlich wollte König Wenzel erfahren, was seine Frau dem Priester unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut hatte. Doch Johannes schwieg trotz grausamer Folter. Schließlich gab der König den Befehl, Johannes Nepomuk von der Moldaubrücke in den reißenden Fluss zu stürzen. Nachdem man seinen Leichnam geborgen hatte, wurde er im Dom zu Prag bestattet. Als man 1719 sein Grab öffnete, war die Zunge des Toten unverwest. Er wurde 1729 von Papst Benedikt XIII heiliggesprochen. Die Jesuiten erhoben ihn 1732 zu ihrem zweiten Ordenspatron. Der heilige Johannes Nepomuk gilt daher bis heute als „Märtyrer des Beichtgeheimnisses“. An seiner Gestalt ist sichtbar, wie sehr die katholische Kirche das Beichtgeheimnis ernst nimmt. Heute sehen wir den „Brückenheiligen“ auf vielen Brücken stehen: mit dem Kreuz in der Hand, einem Sternenkranz über dem Haupt (der Legende nach soll der Heilige inmitten eines Lichtkranzes die Moldau hinabgetrieben sein) und gelegentlich auch mit dem Finger auf dem Mund. Der heilige Nepomuk ist der Patron der Priester und Beichtväter.

Literaturquelle
2003
DEHIO OBERÖSTERREICH Band 1, Mühlviertel-Die Kunstdenkmäler Österreichs,
Peter Adam, Beate Auer, Susanne Bachner, Brigitta Fragner, Ulrike Knall-Brskovsky, Anna Piuk, Franz Peter Wanek, Monika Wiltschnigg., Seite 874
alternative Quelle
Recherchen Willibald Kutscher und Hans Hametner vom 05.02.2018
Steyregg Buch 700 Jahre Markt - 500 Jahre Stadt 1982 von Manfred Brandl/Peter Grassnigg; Seiten 137/138 und 159-161.
Pfarrchronik Steyregg - Eintrag 1721
Schlosschronik Familie Salm - Reifferscheidt
Datenbankerfassung
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Letzte Überarbeitung
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