Auch bei der „Kleinen Steyregger Höhle“ in Plesching - auch oftmals „Kleine Höllweinzen“ genannt – haben wir es mit einem Denkmal zu tun, welches für die Geschichte der Technik und Kultur Oberösterreichs von nicht unterschätzender Bedeutung ist. Diese Definition ist u.a. in der umfassenden und aktuellen Beschreibung der Pfenningberghöhlen (Große und Kleine Höllweinzen) von Bernhard Hatmanstorfer in den Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in der Ausgabe 42. Jg. - 1996/1, Gesamtfolge 101, vorzufinden. Die Steyregger Höhlen, die im Mittelalter gegründeten Unter-Tage-Steinbrüche, werden auch als industriegeschichtliches Zeugnis ersten Ranges für unsere Region beschrieben. Die Pleschinger Sandhöhle, wie sie auch in Beschreibungen genannt wird, befindet sich auf einer Wegtrasse, die zwischen Autohaus LIFAG und Asphaltmischanlage der Fa. AUSTRIA ASPHALT & Co OG auf dem Fuß des Pfenningberges ca. 160 m ab der Pleschinger Landesstraße L569 bergauf führt und dann abrupt, im spitzen Winkel abzweigend, in Richtung NW führt. Nach ca. 100 m ist man am Haupteingang der Höhle angelangt. Die Höhle hat drei Eingänge, den schon erwähnten Haupteingang etwa in der Mitte, den Osteingang und den Westeingang, alle südlich ausgerichtet. Der Verein der O.Ö Höhlenforscher hat mit Erhard Fritsch einen begnadeten Vermesser und Zeichner gewinnen können, der auch diese Höhle exakt ausgemessen und in einen Plan umgesetzt hat. Demnach dehnt sie sich in der Länge mit ca. 93 m, in der Breite mit ca. 30 m und der Höhe nach mit bis zu 4 m aus. Der geologische Befund spricht von einem sogenannten Arkosesandstein. Das sind durch hohen Anteil an Feldspat ausgezeichnete, verhärtete Sande aus dem Erdzeitalter des Miozäns (vor 20 Mio Jahren). Es wird eine Datierung des Beginns des Sandsteinabbaus in den Epochen des Mittelalters als gesichert ausgewiesen. Es wird vermutet, dass das nachweislich älteste Haus Steyreggs, das damalige Spital in Tabersheim, unweit der einstigen Donauüberfuhr beim Panglmayr, aus Sandsteinen dieser Höhle gebaut wurde. Es ist jedenfalls sehr naheliegend, da es das der Sandsteinhöhle am nächst gelegene Gebäude war. Durch akribische Nachforschungen nachgewiesen ist, dass dieser begehrte Stein für die Errichtung gotischer Gewölbe beim Linzer Rathaus verwendet wurde, bei der Ausstattung gotischer Fassadenelemente an einigen Stadtplatzhäusern in Enns, beim Sockel der Linzer Minoritenkirche, beim Friedrichstor am Linzer Schlossberg, bei Türumrahmungen bei den Kirchen in Marchtrenk und Eferding, beim Bau der Rosenburg in Linz Margarethen, bei der verschwundenen Dreifaltigkeitskapelle in der Linzer Hahnengasse und angeblich sollen auch einzelne Elemente beim Wiener Stephansdom eingebaut worden sein. Wie die Materialien aus „Großer Höhle“ in Steyregg und „Kleiner Höhle“ in Plesching zugeordnet werden können ist nicht nachgewiesen, ist doch in der Qualität kein Unterschied, vielmehr ergeben sich die Mengenanteile aus den Größenordnungen der Abbaustellen. Hatmanstorfer berichtet auch über zufällige Rechercheerfolge, die als Hinweise aus dem Josefinischen Lagebuch aus 1785 gefunden wurden, dass die „sandige Weinzenhöhle“ von der „Sallniterey“ (Heimstatt St. Peter) benutzt worden sei. Die Salllniterey arbeitete mit der Erzeugung von Salpeter und Schießpulver. In welcher Funktion nun diese Höhle stand, ob als Lagerort oder als Produktionsstätte, konnte nicht geklärt werden. Denkbar aber ist, dass mit der letzten gewerblichen Nutzung auch bestimmte bauliche Veränderungen einhergingen und so zu erklären sind. Damit wurde ein bislang nicht weiter beachteter Beleg über die Nutzung der „Kleinen Höllweinzen“ erbracht. Es ist überliefert, dass die „Kleine Steyregger Höhle“ so mancher Familie als Zufluchtsort bei Bombenangriffen im 2. Weltkrieg gedient hat. Nach der Einstellung der Sandsteingewinnung bemächtigte sich die Volkssage rasch dieses unheimlichen Ortes. Hans Commenda überlieferte die Sage vom “Teufel als Fuhrmann“, dessen Gespanne nächtens in wilder Jagd in der „Höllweinzen“ oberhalb des „Banglmayrgutes“ verschwanden, einer riesigen Höhle, in der leicht 2000 Personen Platz fanden. Hier ist eindeutig die „Kleine Steyregger Höhle“ im Spiel. Mit ihren drei Ein- bzw. Ausgängen ist sie gerade prädestiniert für gruselige Sagengeschichten. Aus den Sagen ist oft nicht klar erkennbar, ob die „Kleine“ oder „Große“ Höhle gemeint ist, gelegentlich wurden die Angaben auf die große Sandhöhle gemünzt, deren Dimensionen die Pleschinger Sandhöhle noch bei weitem übertreffen. Die „Wilde Jagd“, diese Erscheinung aus übernatürlichen Wesen, soll auf einem direkten Weg über den Pfenningberg auf einer mystischen Achse über die Höhlen hindurch und über sie hinweg ihre wüsten Spuren gezogen haben.