Die Schlosskapelle trägt als integrierter Bestand in sich das Schicksal des gesamten, wahrscheinlich über tausendjährigen Schlosses zu Steyregg. Seine Entstehung liegt im Dunkeln, die Anlage dürfte schon um das Jahr 1000 Bedeutung zur Be- und Überwachung des Donauübergangs im Bereich der Traunmündung gehabt haben. Es besteht die Ansicht, dass selbst der Name Steyregg durch die Lage der ehemaligen Burg entstand, sie sei damals „das Eck der Steyrer“, ein Bollwerk des Geschlechtes der Traungauer nördlich der Donau gewesen. Die erstmalige Erwähnung der Burg zu Steyregg stammt aus dem Jahre 1070. Mit einiger Genauigkeit lässt sich aber die Wandbemalung der Schlosskapelle mit den ersten Fresken bestimmen. Sie fällt in das 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts; in dieser Zeit (von 1280 - 1406) war die Anlage im Besitze der Herren von Kapellen, wobei Ulrich II. v. Kapellen die Burg im Jahr 1280 als Gefolgsmann Rudolfs des Habsburgers von den Kuenringern erworben hat. Nach dessen Tod (1301) folgte ihm sein Sohn Janns I., der mit Kunigunde v. Wallsee verehelicht war und bis 1354 auf Steyregg residierte. Es ist kaum zu bezweifeln, dass der sehr gottesfürchtige Janns v. Kapellen es war, der diese Schlosskapelle zumindest ausschmücken ließ. Mit seiner Stiefmutter Margarethe von Falkenberg (gest. 1325) erfüllte er das Gelübde seines Vaters Ulrich II. v. Capellen, die Grablege zu Pulgarn und ein Spital dort für Pilger und Mittellose zu gründen. Die erste Erwähnung der Schlosskapelle stammt aus dem Jahre 1305, wobei sich ein Pfarrer, Albert von Taversheim, verpflichtete, im Pfarrort am Donauübergang gegen Linz dreimal wöchentlich in derselben die Messe zu lesen. Die Kapelle befindet sich im Osttrakt des Schlosses. Sie hat im Grundriss die Form eines Längsbaues, der sich aus einem etwa quadratischen Langhaus und einer ebenso quadratischen Apsis zusammensetzt. Der Höhe nach reicht sie über zwei Stockwerke der Schlossanlage. Ein hohes Außenfenster in der Apsis und zwei Seitenfenster in der Nordwand sorgen für Helle und freundliches Erscheinen. Die Schlosskapelle ist "orientiert", d.h. wie unsere meisten Kirchen ist sie nach Osten ausgerichtet. Im 14.Jhdt. ragte die Apsis der Kapelle gegen den Osten frei aus dem Gebäude heraus. Erst in der Renaissance wurde die Ostfassade erneuert und die Apsis umbaut. Die Kapelle weist romanische, gotische und barocke Symbole auf. Der heutige Raumeindruck der gotischen Kapelle wird weitgehend durch die Barockisierung um das Jahr 1860 bestimmt. Wesentliche Teile sind der frühen Gotik zuzuordnen. Selbst beim gravierenden Eingriff im Barock blieb der Grundriss der Kapelle unangetastet. Die Kapelle ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Das Zentrum der Kapelle ist der Altar, in den die Reliquien von Heiligen eingelassen sind. Das barocke Altarbild zeigt die biblische Szene mit der Enthauptung des hl. Johannes des Täufers. Das Patrozinium der Kapelle geht u.E. bis auf den 1. Kreuzzug in das hl. Land im Jahre 1095/1096 zurück, wo die Kreuzritter, auf der Donau von Regensburg kommend, hier in dieser Burg Halt machten. Die Mensa des Altares stammt aus der Gotik und lässt Spuren einer ehemaligen Bemalung erkennen. Die Altarkrone mit dem Bild der hl. Familie wurde erst im Jahr 2002 anlässlich des 60. Genurtstages von Ing. Altrgraf Niklas Reifferscheid t- Reitz, aufgesetzt. Ein Juwel barocker Stuckaturkunst ist die Decke in der Altarkuppel mit reichem floralen Schmuck, ein frühes Werk der Gebrüder Carlone. Vier Engel an den Gewölbesockeln steigen aus den vier Ecken, sogenannte Putti; jeder von ihnen zeigt eines der Geißelwerkzeuge Christi, bekannt auch als "Arma Christi", Dornenkrone, Geißel, das Kreuz und die Nägel. Der Stuck wurde in den 1950er Jahren vom Salzburger Bildhauer Hans Kals restauriert. Im Jahre 1956 wurden vom damaligen Schlossherrn unter dem barocken Oratorium (Gebetsraum) Malereien entdeckt, der daraufhin eine Restaurierung der Kapelle einleitete. Der akademische Maler Anton Deckert legte gotische Fresken frei. Beim Entfernen zweier barocker Seitenaltäre fand man weitere gotische Malereien. Aus dem freigelegten Bestand kann man auf eine vollständige Ausmalung der Kapelle schließen. Stilistisch sind die Fresken dem Umkreis der Malerschule von St. Florian zuzuordnen. Durch die barocke Umgestaltung ca. 1860 wurden die gotischen Fresken stark in Mitleidenschaft gezogen. An der Westseite sind Teile eines Weltgerichtes (Jüngstes Gericht) zu sehen, das sich an der nördlichen Längswand mit Darstellung der Hölle und an der südlichen mit Bildern des Paradieses (Hortus Deliciarum), dargestellt im Geiste der Romanik, mit den Seelen in Abrahams Schoß, fortsetzt. Unmittelbar daran schließt das gewaltige Fragment des überlebensgroßen Christophorus - Freskos an; diesem gegenüber befindet sich an der Nordwand das im Jahre 1956 freigelegte Fresko der Schutzmantelmadonna, die älteste Darstellung dieser Art in Oberösterreich. Der weitere freigelegte Zyklus im Altarraum ist nur in Fragmenten erhalten. Apostelmedaillons und Ritterheilige sind erkennbar. Bei den Ritterheiligen links und rechts des Altares dürfte es sich um den hl. Georg (rechts) sowie den hl. Florian (links) handeln. Der hl. Florian ist durch das Florianer Wappen zu seinen Füßen erkennbar. Während der Restaurierung entdeckte, aber nicht freigelegte Fragmente weisen darauf hin, dass sich im Altarraum (Chor) noch eine Reihe weiterer Ritterheiliger sowie Gestalten in geistlichen Gewändern befunden haben. Auf den Rahmenstreifen oberhalb der Ritterheiligen standen ursprünglich deren Namen in schwarzer Unzialschrift; die erhaltenen Spuren einzelner Buchstaben sind heute nicht mehr im Zusammenhang lesbar. Bei den 1956 entfernten Seitenaltären handelt es sich um den Marienaltar, der an der Nordwand stand und den St. Antoni - Altar gegenüber an der Südwand, der bisweilen im Meierhof deponiert ist. Der Marienaltar wurde restauriert und im Mai 2008 anlässlich des 60. Geburtstages von Nathalie Altgräfin zu Salm - Reifferscheidt - Raitz in der Marienkapelle an der Schlossterrasse neu eingerichtet. Beim Eintreten ist zur Rechten ein Weihwasserbecken in die Mauer eingelassen. Es stammt aus der herrschaftlichen Familiengruft am Friedhof der Stadtpfarre Steyregg und wurde 2004 hier angebracht. Ein Geschoß höher, auf der Empore, steht ein Harmonium. Es stammt aus dem Kloster Hohenfurth in Tschechien (Vyssi Brod). Die Kapelle bietet mit der aktuellen Ausstattung mit Bänken insgesamt 59 Sitzplätze. Im Stiftsbrief vom 10. August 1425 (sanct Lorrenzi Tag Anno 1425) widmete Hartneid von Lichtenstein zu Ehren des St. Antoni - Altars eine Menge an Pfründen aus verschiedenen Gütern und Lehen und verfügte, dass der Pfarrer und „deren Nachkommen“ in der Kapelle zu Steyregg alle Jahre zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten, sowie zu Christi Himmelfahrt, am Fronleichnamstag, zu allen Frauentagen, zu den Johannistagen des Täufers und des Evangelisten, zu Peter und Paul, zu den zwölf Patronstagen, zum St. Antoni Tag, der Kirchweih der Kapelle, der Kirchweihe des St. Antoni - Altares sowie zu Allerheiligen des nachts eine Vesper, morgens ein „löblich Amt“ und auch sonst sollen in der Kapelle „alle Tag täglich“ eine Messe gefeiert werden. Welchem hl. Antonius der ursprüngliche Antoni - Altar gewidmet und geweiht gewesen war, konnte bislang nicht eruiert werden. Die Verfügungen im Stiftsbrief lassen die Widmung an beide zu. Der heutige Antonius Altar, der 1668 bei der Barockisierung der Kapelle an der Wand des hl. Christophorus stand und 1955 im Zuge der Restaurierung der Fresken herausgenommen worden ist, ist jedenfalls beiden Antonii gewidmet. In der Familie der Altgräfin Nathalie Salm - Reifferscheidt jun. – Gemahlin des heutigen Eigentümers - wird seit Jahrhunderten im Besonderen Antonius von Padua verehrt, als der Patron des Geschlechtes und des Landes Portugal. Er war in Lissabon geboren und entstammte der portugiesischen Adelsfamilie Bullion (Buglion/Bulhen). Die Großmutter der Frau Altgräfin Nathalie jun. war eine geborene Gräfin von Bullion, also eine direkte Nachfahrin aus dem Geschlechte von Gottfried von Bullion. Neben der jährlichen Abhaltung von Maiandachten sollen ab 2021 auch wieder monatlich je eine Messe gefeiert werden. Damit wird an die alte Tradition angeschlossen und dem Stiftsbrief aus dem Jahre 1425 etwas entsprochen. Hierfür gibt es seit Neuem in einer Nische der Schlosskapelle wieder einen Tabernakel. Natürlich steht die Kapelle bei den geplanten Messen und Andachten für die Steyregger offen. Dann ist die Kapelle endlich wieder „bewohnt und belebt“, so der Schlosseigentümer.