Im frühen 14. Jahrhundert ist Steyregg Sitz der Herrschaft der Capeller. Ulrich von Capellen, ein Gefolgsmann von König Rudolf v. Habsburg wurde zum Dank für die gewonnene Schlacht am Marchfelde reich begütert, 1281 erwarb er die Burg Steyregg von den Kuenringern. Um 1300 dürfte Ulrich den Entschluss gefasst haben, am Saumweg von Taversheim (Steyreck) ein Spital zu gründen. Nach seinem Tod 1301 übernahm Margarethe von Falkenberg, seine 3. Frau die Verwirklichung dieses Vorhabens. Gemeinsam mit ihrem Stiefsohn Jans v. Capellen begann sie im Jahr 1303 in Pulgarn mit der Errichtung des Hospitals zur Aufnahme von Alten, Armen und Siechen. Am 21. Dezember 1315 übergeben Jans v. Capellen und seine Frau Kunigunde v. Wallsee das Spital mit Grund und Boden an den Heilig-Geist-Orden in Wien; zwei Priester waren künftig für dreizehn Spitalinsassen zuständig. Durch eine Stiftung kommt im Jahr 1328 ein Frauenkloster desselben Ordens dazu. Nach wechselndem Geschick wird das Doppelkloster 1576 aufgelöst und kommt dann 1609 an die Jesuiten von Linz. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 geht das Kloster Pulgarn mit all seinen Besitzungen in den staatlichen Religionsfond über, 1807 wird das gesamte Areal an Franz Ritter von Steinhauser verkauft. 30 Jahre später, 1836 ersteigerte das Augustiner Chorherrenstift St. Florian den Großteil der Liegenschaften und Gebäude, die Florianer sind auch heute noch Eigentümer der Klosteranlage Pulgarn. Vom Kirchenraum unter der Empore mit Netzrippengewölbe führt ein gotischer Spitzbogen in den sogenannten „Freskenraum“. Ein nahezu rechteckiger Raum, in dem im Jahre 1985 unter Tüncheschichten Fresken entdeckt werden. Die Freilegung und Konservierung derselben, sowie die Restaurierung des Raumes mit seinem arkadierten ehemaligen Eingangsbereich erfolgt in den Jahren 1993-96 über Initiative des KIWANIS CLUB LINZ und der KULTURINITIATIVE PRO PULGARN. Nach Entfernung der barocken Zwischendecke und der Wiedergewinnung der bemalten Raumschale war der Raum schlüssig als GRÜNDUNGSKAPELLE DES HEILIG-GEIST-SPITALS zu identifizieren. Sehr früh wurde als oberster Schutzpatron für alle Leidenden der Heilige Geist verehrt. Viele Anstalten und Spitäler und später auch Apotheken nannten sich „Zum Heiligen Geist“. Diese Verehrung ist durch viele Jahrhunderte nachweisbar. Die Freilegung und Restaurierung der Fresken erfolgte durch den akad. Restaurateur Josef Wintersteiger. Diese rühren von zwei Ausstattungsphasen her. A) Fresken der unteren Zone: Sie datieren stilistisch in das frühe 14. Jahrhundert und verweisen thematisch auf die Stiftung von 1315. Damals war dieser erste Sakralraum von Pulgarn in einer Höhe von ca. 4 m mit einer ebenen Decke von oben begrenzt. Die ursprüngliche Ausmalung in der unteren Zone besteht aus isolierten Andachtsbildern und Weihekreuzen, wobei sich die Malschicht nur in Resten erhalten hat. B) Fresken der oberen Zone: Im frühen 15. Jahrhundert wird die Kapelle mit Hilfe einer Stiftung der Gruber von Luftenberg erhöht und erhält mit zwei Maßwerkfenstern, dem Kreuzrippengewölbe und den Wandmalereien der oberen Zone ihr heutiges Aussehen. Spätere barocke Veränderung an der Nutzung des Raumes (Vermauern eines Maßwerkfensters, rechteckiger Fensterausbruch) haben leider Teile der Substanz des nordseitigen Wandbildes unwiederbringlich zerstört. Hinter dem großen gotischen Spitzbogen an der Ostwand kann eine kleine Apsis angenommen werden, die beim Bau der Klosterkirche von 1512-14 zum Abbruch kommen musste. Die Wandmalereien der oberen Zone sind wohl „al fresco“ gemalt, aber nicht in den frischen Putz, sondern umbaubedingt auf eine frische Kalkschlämme, was für die Freilegung und Konservierung besondere technologische Probleme mit sich gebracht hat. Die Fresken der oberen Zone gehören dem „Weichen Stil“ der Gotik an. Die Klosterkapelle oder "alte Kapelle" dürfte aus der Gründungszeit des Klosters um ca. 1315 stammen. An der Westseite zeigt sich eine überbaute Empore, getragen auf drei kurzen Säulen, die südlich auf einem Spitzbogen, in der Mitte auf einem Rundbogen u. im Norden auf einem Halbbogen sitzt, dort führt auch noch eine granitene Treppe unter die abgemauerte Empore. Die eingezogene Wand über der Empore ist weiß getüncht, es findet sich dort keine Wandmalerei. An der Nordseite ist in der östl. Ecke noch die Nische eines ehemaligen Einganges zu sehen. Im obersten Bereich des Arkadenbogens ist ein Fenster ausgebrochen worden. Die Wand ist an den Rändern im Bogen und zu den Kreuzrippen mit Bandornamentik überzogen. In der linken Hälfte der Wand ist eine Kreuzigung als Kanonbild - ein Baum- oder Astkreuz - flankiert von Maria und dem Apostel Johannes dargestellt. Das Astkreuz (Motiv aus der Zeit der Mystik) wird einerseits zum Symbol des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse, der in der Mitte des Paradieses stand, anderseits ist er als der Lebensbaum, der „Arbor Vitae“, als Zeichen der Überwindung des Todes, zu verstehen. Links neben dem Kreuzigungsbild ist ein kleines Medaillon mit einer knienden Gestalt zu erkennen. Es ist ein Klosterbruder im Talar in Anbetung der Kreuzigung. Die Reste der Malschicht lassen noch die Ordenstracht des Heilig-Geist-Ordens erahnen. Die Ostseite öffnet sich im unteren Bereich in einem gotischen Spitzbogen in den Kirchenraum. Eine Gitterstabkonstruktion mit Durchlass trennt den Kapellenraum von der Kirche ab. Über diesem Spitzbogen befindet sich eine breitflächige Wandmalerei, eine vielfigurige Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1420. An der Südseite der Gründungskapelle sind auf der getünchten Wand ebenso herrliche Wandmalereien zu sehen, u.a. Georgs Kampf mit dem Drachen, darunter die Schutzmantelmadonna. In der linken Ecke der Südwand ist ein hohes gotisches Fenster mit Vierpass und Kreuzrippensprosse noch erhalten. Auch das Deckengewölbe ist reich verziert. Der Schlussstein des Kreuzrippengewölbes zeigt das Dreizinnen-Wappen, was auf den Umbau der Gruber von Luftenberg im frühen 15. Jahrhundert hinweist. Beiderseits der Rippen und am Gewölberand betonen überaus reich gestaltete Bordüren aus exotischen Blatt- und Blütenornamenten das Kreuzgewölbe, dessen Flächen von zarten grünen Ranken auf weißem Grund überzogen sind. Eingebettet darin die vier Evangelistensymbole: der Engel für Matthäus, der Stier für Lukas, der Löwe für Markus und der Adler für Johannes. Sie geben Zeugnis für die darunter befindliche Kreuzigung. Die Wand- und Deckenmalereien von Pulgarn aus dem 15. Jahrhundert zählen in Qualität und Erhaltungszustand zu den bedeutendsten spätgotischen Fresken des Weichen Stiles in Oberösterreich. Sie zeugen von einer meisterlichen Hand, die am Pulsschlag der Zeit arbeitet und die Kenntnis der späten florentinischen Trecento-Malerei voraussetzt. Im Außenbereich ist an der Südseite unterhalb der Empore der Kapelle das profilierte Steingewände eines Portals freigelegt. Es könnte sich, sowohl um den Hauptzugang gehandelt haben, als auch um ein Portal in einen ehemaligen Kreuzganghof. Um den Kreuzgang herum dürften vorwiegend die Räumlichkeiten des Konvents angeordnet gewesen sein.